Tirol
103-jährige Südtirolerin kämpft um Staatsbürgerschaft
Die 103-jährige Südtirolerin wurde als Österreicherin geboren und will laut eigenen Angaben als "Österreicherin sterben".
Frau Hermine Orian ist die letzte noch lebende Katakomben-Lehrerin und 103 Jahre alt, wie die "Krone" berichtet. Sie unterrichtete Südtiroler-Kinder im Untergrund und lernte ihnen die deutsche Sprache. Dies war ab den Jahren 1925/26 streng verboten. Die Faschisten ließen nur mehr italienisch als Unterrichtssprache zu. Das war die Zeit der "Katakomben-Schulen". Rund 200 illegale Lehrerinnen unterrichteten verdeckt durch geheime Netzwerke. Hermine gehörte dieser Verbindung schon als 13-jähriges Mädchen an. Für ihre außergewöhnlichen Tätigkeit erhielt sie in den 1960er-Jahren einen Verdienstorden des Landes Tirol und zahlreiche andere Ehrungen.
Zweiter Weltkrieg
„„Ich wurde als Österreicherin geboren und will als Österreicherin sterben.““
Erst nach dem zweiten Weltkrieg durfte die tapfere Südtirolerin "offiziell" als Lehrerin arbeiten. Zu ihrem 103. Geburtstag hatte sie nur einen Wunsch: „Ich wurde als Österreicherin geboren und will als Österreicherin sterben.“ Sie wünscht sich über alles einen rot-weiß-roten Pass. Doch so einfach scheint die Sache trotz ihrer heldenhaften Taten nicht zu sein. Es beginnt ein bürokratischer Wettlauf gegen die Zeit. Der Andreas-Hofer-Bund für Tirol (AHBT) macht seit geraumer Zeit auf das unfassbare Schicksal der Frau aufmerksam, denn sie bemüht sich nun schon seit 10 Jahren um die österreichische Staatsbürgerschaft. Der Bund setzt sich für Frau Hermine Orian mit allen Mitteln ein.
„"Unsere Staatsbürgerschaft wird mittlerweile wie Ramsch auf einem türkischen Basar an Menschen aus aller Herren Länder verscherbelt."“
Verbindung zum Vaterland verwehrt
FPÖ-Nationalrat Peter Wurm ist über die Situation erzürnt: „Während unsere Staatsbürgerschaft mittlerweile wie Ramsch auf einem türkischen Basar an Menschen aus aller Herren Länder verscherbelt wird, verweigert man einer verdienten 103-jährigen Altösterreicherin ihren sehnlichsten Wunsch. Es ist nicht nachvollziehbar, wie Menschen, die Teil unseres Volkes sind und über Jahrhunderte Teil unseres Landes waren, verwehrt wird, sich mit ihrem Vaterland auch mittels Pass zu verbinden“. Zurzeit laufen Verfahren über die Staatsbürgerschafts-Anerkennung (MA-35) und über das Innenministerium (Abteilung V/2).
Innenminister Gerhard Karner verweigert die Stellungnahme, ebenso Karl Nehammer und Außenminister Alexander Schallenberg. Bundespräsident Van der Bellen erklärte er kann aus "verfassungsrechtlichen Gründen" in dieser Sache nicht tätig werden.
Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler
Bereits im Herbst 2019 wurde die Regierung beauftragt, den Südtirolern die Doppelstaatsbürgerschaft zu ermöglichen. „Ich hoffe sehr, dass wir es schaffen, dieser Frau ihren Wunsch erfüllen zu können. Eigentlich sollte dies bereits passiert sein, denn es gibt nach wie vor einen Mehrheitsbeschluss des Nationalrats vom Herbst 2019, der die Regierung beauftragt, die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler zu ermöglichen - das ist endlich umzusetzen“, forderte Wurm eindringlich.
Kardinal Schönborn: „Zeichen der gelebten Solidarität“
Während auf der einen Seite die bürokratischen Räder langsam zu mahlen beginnen, marschierten im April die "Südtiroler Schützen" am Minoritenplatz auf, um dem Anliegen von Frau Hermine Orian, Nachdruck zu verleihen. 25 Männer waren anwesend und zündeten im Stephansdom Kerzen für die 103-jährige Heldin. Kardinal Schönborn bezeichnete den Zusammenhalt als „Zeichen der gelebten Solidarität.“