Wien
Nach 30 Minuten müssen Autos raus aus Wiener City
Die Stadt hat ihr Konzept für eine verkehrsberuhigten City präsentiert. Neben Kameras sind auch Zufahrtssperren geplant, der Ball liegt nun beim Bund.
Autos raus aus der Wiener Innenstadt? Lange Zeit gab es in Wien politische Diskussionen um eine autofreie City. Nachdem der erste Vorschlag vom Tisch war, wurde über alternative Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung verhandelt. Nun präsentierte die Stadt ihr finales Konzept – und das bringt einige Änderungen mit sich.
Maximal 30 Minuten Aufenthaltsdauer
Künftig soll zwar jeder in die Innenstadt einfahren dürfen, muss diese jedoch nach 30 Minuten wieder verlassen. 34 Zufahrtsmöglichkeiten werden auf 26 reduziert. Ausnahmen betreffen Anrainer, Nutzer öffentlicher Garagen, Wirtschaftstreibende, die Müllabfuhr, Einsatzfahrzeuge sowie Taxis.
Überwacht werden sollen die Maßnahmen mit Kameras, die Fotos von einfahrenden Autos inklusive Kennzeichen machen. Bei legaler Einfahrt werden die Fotos wieder gelöscht. Ein zuvor in Auftrag gegebenes Datenschutzgutachten gibt grünes Licht für die Kameraüberwachung. Derartige Maßnahmen wären etwa in Bologna und Turin bereits im Einsatz, heißt es in einer Aussendung, und auch in Österreich werden Kameras für Mautkontrolle, Section Control oder Radarfallen genutzt. Die Kosten belaufen sich auf 13 Millionen Euro.
Gewonnener Platz für Begrünung, Fuß- und Radwege genützt
Rund 53.000 Autos fahren täglich in den ersten Bezirk ein. Mit den Maßnahmen will man den Autoverkehr in der Innenstadt um ein Drittel (15.700 Einfahrten weniger) reduzieren und gleichzeitig Parkplätze um ein Viertel entlasten. 3.500 Einfahrten verlagern sich demnach in Garagen und es kommt zu 23 Prozent weniger Stellplatzauslastung. Der dadurch gewonnene Platz soll für Begrünungsmaßnahmen, Rad- oder Fußwege sowie neuen Aufenthaltsangebote genützt werden.
Aktuell fehlt noch die gesetzliche Grundlage in der Straßenverkehrsordnung für die Umsetzung. Der Ball liegt hier bei Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne). Wird die Grundlage geschaffen, dauert es noch zweieinhalb Jahre bis zur endgültigen Verwirklichung. Die Verkehrsberuhigung der City wurd eim rot-pinken Regierungsprogramm vereinbart und das Modell in einer technischen Machbarkeitsstudie erarbeitet.
Sima: "Wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz"
"Der erste Bezirk ist öffentlich bestens erschlossen. Wir wollen den motorisierten Individualverkehr hier daher reduzieren und mit der Verkehrsberuhigung einen weiteren wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz schaffen", erklärt Mobilitätsstadträtin Ulli Sima (SP). Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) betont: "Mehr Lebensqualität durch Verkehrsberuhigung ist das gemeinsame Ziel von Stadt Wien und Erstem Bezirk. Wir haben dazu in langen und konstruktiven Verhandlungen gemeinsam ein praktikables und effizientes Modell zur Verkehrsberuhigung erarbeitet. Ich erwarte mir, dass wir nun rasch in die Umsetzung gehen können."