US-Experte

"Kamala Harris macht einen fundamentalen Fehler"

Donald Trump macht in Umfragen wieder Boden auf seine Rivalin Kamala Harris gut. Ein US-Experte erklärt, welche Fehler Harris macht.

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"Kamala Harris macht einen fundamentalen Fehler"
In den jüngsten Umfragen hat Donald Trump auf Kamala Harris aufgeholt.
CHARLY TRIBALLEAU / AFP / picturedesk.com

"In den letzten Tagen ist Kamala Harris abgrundtief schlecht geworden": Dies sagt der renommierte US-Politologe und Wahlkampfexperte Frank Luntz (62) im Interview mit der "Welt". Nach der TV-Debatte der beiden Präsidentschaftskandidaten hielt der "Spin-Doctor" und Meinungsforscher, der schon als Berater etlicher Republikaner tätig war, Donald Trump für "erledigt".

Woher also dieses Umdenken? "Harris war unbestritten die beste Kandidatin, die das Land in der modernen US-Geschichte in den ersten 30 Tagen Wahlkampagne gesehen hat. Ein Güterzug, besser als Barack Obama. Sie hat die Nation im Sturm genommen", sagt er im Interview mit der "Welt". Doch dann sei sie in den letzten 20 bis 30 Tagen "abgrundtief schlecht" geworden. "Man muss den Wählern einen zweiten Akt bieten. Aber sie sagt ihnen nicht, was sie hören wollen oder sollen", erklärt Luntz.

"Unwille, die Krise anzuerkennen"

Denn bei den großen Themen Migration und Inflation bzw. Teuerung, die die US-Bürgerinnen und -Bürger beschäftigen, habe Trump einen Vorsprung von zwölf bis 14 Punkten. In der Tat attestiert eine neue Umfrage des "Wall Street Journals" Trump mit 47 Prozent der Stimmen nun einen Zwei-Punkte-Vorsprung vor Kamala Harris.

Luntz: "Für das Thema Migration könnte Harris den höchsten Preis zahlen. Für ihren Unwillen zuzugeben, dass es eine Krise ist und dafür Verantwortung zu übernehmen." Dass sie die Themen bei ihrem Wahlkampf de facto ausklammere und sich nicht von Joe Bidens Politik distanziere, sei ein fundamentaler Fehler.

Wahlkampf auf Frauen fokussiert

Und auch um die steigenden Lebenskosten foutiere sich Harris, sagt Luntz: "Die Leute können ihr Leben nicht mehr bezahlen. Es geht um Essen und Benzin, um Mieten und Gesundheitsversorgung. Jenen mit ganz knappem Einkommen geht es um Ersteres, denen mit etwas mehr Geld um Letzteres. Darum kümmert sich Harris aber nicht."

Zudem vernachlässige sie die Männer und fokussiere ihren Wahlkampf zu sehr auf Frauen. "Harris kann die Männer nicht bekommen. Gewerkschafter, Latinos, da schneidet Trump viel besser ab. Das sind Stimmen, die traditionell an die Demokraten gingen." Doch nun würden die Mitglieder der Gewerkschaften ihren Bossen vielfach sagen: "Ihr könnt uns mal, wir wählen Trump!" Und in den Swing States Pennsylvania, Wisconsin und Michigan etwa seien deren Stimmen entscheidend.

"Werde nicht meinen Ruf riskieren"

Obwohl Harris als Person so viel beliebter sei als Trump und dieser in jüngster Zeit "extremes Zeug" von sich gebe, schade ihm dies überhaupt nicht. Selbst dass Trump die Taylor-Swift-Fans verloren habe, habe wenig Einfluss. Und als "echt schockierend" bezeichnet er den Fact, dass aktuell 55 Prozent der US-Amerikaner denken, dass Trump als Präsident einen guten Job gemacht habe.

Eine Prognose will Luntz aber um keinen Preis abgeben. Auf Nachfrage der "Welt"-Interviewerin sagte er, in den Swing States lägen die Differenzen bei zwei Punkten, die Fehlerspanne seien aber deren vier. Sein Fazit: "Wer behauptet, er könne das Ergebnis vorhersagen, ist ein Idiot." Er werde hier nicht "seinen Ruf riskieren".

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Auf den Punkt gebracht

  • Donald Trump holt in Umfragen gegenüber Kamala Harris auf, was laut dem US-Politologen Frank Luntz auf fundamentale Fehler in Harris' Wahlkampfstrategie zurückzuführen ist
  • Harris vernachlässige wichtige Themen wie Migration und Inflation und fokussiere sich zu sehr auf Frauen, während Trump bei Gewerkschaftern und Latinos besser abschneidet
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