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"Jurassic World Aftermath Collection" – den Dinos so na
Die "Jurassic World Aftermath Collection" zeigt Spielern, dass auch Dinos in Comic-Grafik gruselig sein können. Die Sammlung gibt es neu für PSVR2.
Ursprünglich erschien "Jurassic World Aftermath" in zwei Kapiteln für die Oculus Quest 2, nun schaffen es beide Teile als Sammlung mit der "Jurassic World Aftermath Collection" auch auf die neue PlayStation VR2. Das Besondere: Das Spiel versetzt Spieler nicht nur in die originale Welt der "Jurassic Park"-Filme, sondern füllt auch mit seiner Handlung eine Lücke zwischen den originalen "Jurassic Park"-Teilen und ihren "Jurassic World"-Nachfolgern. Dabei erleben Spieler die Welt der Dinosaurier zwar in einer Art Comic-Grafik, das tut der Spannung und den unheimlichen Momenten jedoch keinen Abbruch.
Spieler übernehmen in "Jurassic World Aftermath" die Rolle des Sicherheitsexperten Sam, der sich nach dem Niedergang durch den Dinosaurier-Zwischenfall auf Isla Nublar zum Jurassic World Themenpark der Insel begibt. Klassisch, wie man es aus den Filmen kennt, geht dabei natürlich einiges schief und wir stürzen mit unserem Flugzeug auf die Insel ab, nachdem eine Begegnung mit gigantischen Pteranodons nicht allzu gut ausging. Die Absturzstelle liegt zum Glück nicht weit entfernt von einer verlassenen Forschungsanlage der Insel und dorthin sollen wir uns nun durchschlagen. Pech für uns: Vom T-Rex bis zu gefährlichen Velociraptoren haben es viele der Dino-Bewohner der Insel auf uns als Pausensnack abgesehen.
Schleichen und verstecken statt schießen und kämpfen
In den folgenden Spielstunden stehen Ausweichen, Rennen, Rätsellösen und das Suchen von Informationen am Programm, um einen Weg von der Insel zu finden, ohne im Magen eines Dinosauriers zu landen. Als Hauptfeinde zeigen sich dabei die Velociraptoren, die hartnäckig nach unserem Leben trachten. Zu Beginn stellt das Spiel die überraschend intuitive Steuerung auf der PlayStation VR2 vor, das Mini-Tutorial ist gut in die Handlung des Spiels eingewebt. Außerdem darf man sich gleich etwas Equipment schnappen, das uns einerseits den Weg weist und andererseits verschiedenste Technik wie Computersysteme oder Türschlösser hacken kann. Aber: Waffen gibt es keine und kämpfen kann man ebenso nicht.
Beides würde wohl auch wenig Sinn machen, denn gegen riesige Dinosaurier hilft nur die Flucht. Auf unserem Weg durch die Forschungsanlage werden wir von Dr. Mia Everett angeleitet, die mit uns auf die Insel stürzt und verletzt in einen Funkturm flüchten kann, von wo aus sie uns per Sprachbefehlen den Weg weist. In der Spielwelt auffindbare Logbücher geben uns zudem Hinweise darauf, warum unsere Audio-Begleiterin überhaupt Dino-Genetikerin geworden ist und einen großen Schmuggel-Deal eingefädelt hat, um wertvolle Informationen von der Insel bergen zu können. Durchaus spannend!
Fantastischer Sound und tolle Sprachausgabe
Absolut fantastisch ist die Audio-Technik im Spiel ausgefallen. Nicht nur macht Laura Bailey (bekannt aus "The Last of Us: Part II" und "Uncharted 4: A Thief’s End") einen hervorragenden Job, mit Jeff Goldblum als Dr. Ian Malcom und BD Wong als Dr. Henry Wu kehren auch die originalen Sprecher der Filme in ihre ikonischen Rollen zurück. Das ist aber noch nicht alles: Sound ist auch der Schlüssel zum Erfolg im Spiel, denn schleicht man durch gefährliche Passagen, lässt sich per Audio der Standort von Dinos punktgenau erfassen. Raschelt es im Gras, stellen sich wohl jedem Spieler die Nackenhaare auf.
Das Gameplay läuft dagegen recht typisch ab: Wie in "Alien: Isolation" können Dinos im Prinzip immer und überall auftauchen und wir müssen uns vor ihnen verstecken, ungesehen (und ungewittert) an ihnen vorbeischleichen oder einfach um unser Leben rennen. Anders als der "Alien"-Xenomorph sind die Saurier aber nicht ganz so schlau und ein Entdecken bedeutet nicht automatisch den Spieltod. So halten etwa verschließbare Kisten oder Türen die Velociraptoren sicher draußen, auch wenn sie sie beeindruckend gegen die Wände schmeißen. Viel Durchhaltevermögen zeigen sie aber nicht.
Kleine Zeitfenster, viel Geduld ist hier gefragt
Spieler dürfen außerdem auf ihre Ausrüstung zugreifen, um die Dinosaurier abzulenken und sich an ihnen vorbei zu schleichen. Elektronische Geräte wie Lautsprecher und Co. lassen sich in der Umgebung verteilen, um damit die Dinos in die jeweils andere Richtung zu locken, in die man gerade selbst huschen will. Das Zeitfenster einer solchen Ablenkung ist aber recht klein und an vielen Stellen des Spiels ist sehr viel Geduld und vorsichtiges Vorgehen gefragt, um zu überleben. Hören, wittern oder sehen uns die Dinos, finden sich meist Kisten in direkter Umgebung, in denen man sich verbarrikadieren kann.
Kleine Mankos gibt es dabei aber auch. Wenn das Spiel nicht richtig erkennt, dass wir eine Tür oder Kisten zur Flucht geöffnet haben, kann das frustrierend sein, wird aber durch die fair gesetzten Checkpoints zum Neustart ausgeglichen. Und: Die Rätsel sind keine wirklichen Kopfnüsse, sondern bestehen meist darin, irgendwelche Instrumententafeln zu bedienen oder bereits absolvierte Level-Passagen nach notwendigen Materialien zu durchsuchen. Auch das ist halb so schlimm, denn abseits der Action gibt es den originalen, hervorragenden Soundtrack aus den "Jurassic Park"-Spielen auf die Ohren.
Klasse Cel-Shading-Look wurde weiter verbessert
Geradezu simpel ist die Stuerung ausgefallen, die gerne mehr der Möglichkeiten der Sense-Controller hätte ausnutzen dürfen. Während die Taschenlampe in dunklen Umgebungen automatisch aktiviert wird, darf man mit dem linken Sense-Controller gerade einmal per Stick laufen und sprinten sowie mit der Quadrat-Taste zwischen Signalfinder und Navigation wechseln. Nur unwesentlich mehr Funktionen bietet der rechte Controller: Der Stick lässt unsere Spielfigur sprinten oder eine kurze Strecke dahinschlittern, die X-Taste oder R2-Schultertaste aktiviert das Interface mit Assistenz-Informationen.
Haptisches Feedback gibt es auch, aber bei weitem nicht, wie man es in einem "Horizon Call of the Mountain" erleben darf. So pulsiert das Headset leicht, wenn wir nach einem Sprint außer Atem sind oder die Controller vibrieren, wenn wir mit einigen Objekten interagieren. Allzu überragend ist das alles nicht, dafür wurde anderenorts technisch nachgebessert. So bietet die Sammlung für die PlayStation VR2 nun schnellere Ladezeiten, schönere Texturen und zusätzliche Lichteffekte sowie 4K-Auflösung bei 90 Bildern pro Sekunde. Das in Verbindung mit dem ikonischen Cel-Shading-Look ist klasse.
"Jurassic World Aftermath Collection" – den Dinos so nah
Später im Spiel darf man auch die Forschungsanlage verlassen, was der Grafik noch mehr zugute kommt, allerdings die Gameplay-Optionen weiter einschränkt und uns streckenweise nur noch die Wahl zwischen Verstecken und Flüchten lässt. Es gibt sie aber auch, die ruhigen Momente, in denen wir nicht so gefährlichen Sauriern ganz nahe kommen dürfen und sie bestaunen, ohne dass uns Gefahr droht. "Motion Sickness" wiederum war im rund zehn Stunden langen Spiel dank flüssiger Darstellung gar kein Thema, für besonders empfindliche Mägen bietet der Titel vier Komfort-Anpassungs-Optionen.
"Jurassic World Aftermath" ist ein fantastisches Spiel, in der neuen Version für die PlayStation VR2 nützt es aber leider die neuen technischen Möglichkeiten wie das haptische Feedback nur minimal aus. Und auch dafür, sich stehend umzublicken oder herumzugehen gibt es wenig Grund, weshalb wir einen sitzenden Spiel-Stil empfehlen. Dennoch ist der technische und spielerische Eindruck ein guter. Das Dino-Abenteuer spielt sich dank Cel-Shading-Optik einzigartig und superflüssig. Dank bekannter Sprecher und einer spannend umgesetzten Handlung fällt auch das streckenweise recht simple Gameplay nicht so sehr ins Gewicht. Wer sich in die "Jurassic World Aftermath Collection" vertieft, kommt den Dinos näher als jemals zuvor.