Wien

Jugendliche rissen Opfer in Wien Airpods aus den Ohren

Sieben Überfälle wirft die Anklage einem 14-Jährigen in Wien vor. Er sagt dazu: "Ich wollte keine 'Pussy' sein. Deshalb habe ich mitgemacht."

Thomas Peterthalner
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Der Angeklagte (14) soll mehrere Überfälle begangen haben.
Der Angeklagte (14) soll mehrere Überfälle begangen haben.
Denise Auer

Chaled B. (14) wurde Montag aus der U-Haft in den Gerichtssaal geführt. In weißem Hemd saß der Jugendliche vor Richterin Alexandra Skrdla, wirkte brav und harmlos, wie ein Musterschüler. Doch der Eindruck soll zumindest laut Staatsanwaltschaft täuschen. 

Airpods und Iphones im Visier

Dem 14-Jährigen werden mindestens sieben Überfälle vorgeworfen. Mit Bekannten wurden Fahrgäste und Passanten in U-Bahnstationen und auf Parkdecks überfallen. Die Jugendlichen hatten es auf teure Apple-Elektronik wie Iphones und Aipods-Kopfhörer, Bargeld und Zigaretten abgesehen. Um die Opfer einzuschüchtern und sie von einer Anzeige abzuhalten, sollen die Verdächtigen Ausweise abfotografiert haben. 

"Wollte keine 'Pussy' sein"

"Ich wollte keine Pussy bzw. ein Außenseiter in der Gruppe sein", rechtfertigte sich Chaled B. auf die Frage, warum er bei den Taten mutmaßlich dabei war. "Ich habe nicht nachgedacht." Die Gruppe habe schon zuvor Straftaten begangen, er sei durch einen Freund in seiner alten Schule in die Clique gekommen. Die Bande soll vor allem bei der U1-Station Leopoldau (Wien-Floridsdorf) zugeschlagen haben. Angeblich wurden die Opfer auch mit Messern bedroht. Das stritt der Angeklagte vor Gericht allerdings ab.

"Airpods aus den Ohren gerissen"

Georg Z. (16) wurde am 2. Oktober 2021 in Wien-Meidling überfallen. "Ich war unterwegs zur Station Meidling Hauptstraße", erzählte der Jugendliche der Richterin im Zeugenstand. "Plötzlich kamen zwei Jugendliche und fragten nach Zigaretten". Bei den Verdächtigen soll es sich um Chaled B. und einen Komplizen gehandelt haben. "Einer meinte 'gib her die Kopfhörer' und riss mir die Airpods heraus. Er packte meine Ohren und kratzte mich." Das Duo nahm dem Burschen auch eine Huawei-Smartwatch ab. "Sie durchsuchten meine Taschen, nahmen mir Schlüssel und Handy ab." Dann sollen die Verdächtigen auf einem E-Scooter geflüchtet sein. Er habe sich das Gesicht des Angeklagten gemerkt, so der Zeuge. "Es ist so prägnant und erinnerte mich an einen Youtuber." 

Opfer schwer verletzt

Noch schlimmer traf es Opfer Felix F. am 13.11. bei der U1-Station Leopoldau. Chaled B. und ein Komplize sollen den Burschen überfallen haben, raubten ihm 250 Euro Bargeld. "Er sagte 'verpisst euch' da bin ich aggressiv geworden", so der 14-jährige Angeklagte. "Ich verpasste ihm Faustschläge ins Gesicht." Der Bursche erlitt einen Bruch des Kieferhöhlenknochens davon. Ein paar Tage später soll der Angeklagte mit drei Helfern drei Jugendliche auf dem Parkdeck in der Leopoldau überfallen haben. Dabei sollen die Opfer mit Messern bedroht worden sein. Die Verdächtigen nahmen angeblich Geldbörsen, eine Jacke und eine Bauchtasche von ihren Opfern mit.

Verhandlung vertagt

Chaled B. zeigte sich vor der Richterin teilgeständig. Mit einem Messer will er aber nie jemanden bedroht haben. "Ich will alles wieder gut machen", zeigte er, gut gebrieft von seinem Anwalt, Reue. Obwohl der Fall klar war, sollen noch zwei Zeugen gehört werden. Die Verhandlung wurde von Richterin Skrdla auf 14. März vertagt. Chaled B. drohen bei einer Verurteilung bis zu 7,5 Jahre Haft. Es gilt die Unschuldsvermutung.