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Joe Biden tritt wieder an – "Das ist unverantwortlich"

Jetzt haben die Spekulationen ein Ende: Joe Biden will 2024 erneut als US-Präsident der Demokraten antreten. Ist das eine gute Idee?

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    Kurz vor dem 1. Jahrestag der russischen Invasion ist <a target="_blank" data-li-document-ref="100256083" href="https://www.heute.at/g/us-praesident-joe-biden-ueberraschend-in-kiew-eingetroffen-100256083">US-Präsident Joe Biden überraschend in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aufgetaucht</a>.
    DIMITAR DILKOFF / AFP / picturedesk.com

    Monatelang deutet Joe Biden seine Wiederwahl-Ambitionen an, nun ist es offiziell. Der US-Präsident tritt 2024 noch mal an. Das größte Problem ist sein Alter. Kann ein betagter Senior die Wähler elektrisieren? Nachgefragt beim USA-Experten und Politologen Christian Hacke.

    Herr Hacke, was ist von Joe Bidens erneuter Kandidatur zu halten?

    Ich bin einigermaßen entsetzt. Biden war als Übergangspräsident angetreten, wollte das Zepter, so hatte er es immer angetönt, dann jemandem Jüngeren übergeben. Jetzt zeigt sich, dass er sich überschätzt und nicht loslassen kann. Das ist unverantwortlich, denn Biden lähmt den Fortschritt in der nationalen Politik und in der eigenen Partei.

    Wieso drängt ihn die eigene Partei nicht, jemand anderen ranzulassen?

    Das ist mir auch schleierhaft. Denn ein jüngerer Kandidat oder eine jüngere Kandidatin hätte gegen Donald Trump und wohl auch gegen Ron DeSantis bessere Chancen. Aber man will gegen außen Geschlossenheit demonstrieren. Und zweitens setzen die Demokraten offensichtlich auf einen Anti-Trump-Wahlkampf.

    Ein Anti-Trump-Wahlkampf – können Sie das ausführen?

    Sollte Trump von der republikanischen Partei nominiert werden, hofft man darauf, dass die Wählerschaft alles tun wird, um Trump als erneuten Präsidenten zu verhindern, und mit zusammengebissenen Zähnen doch wieder Biden wählt. Das ist hochriskant. Immerhin finden 70 Prozent aller Amerikaner, dass Biden wegen seines hohen Alters nicht mehr antreten soll – und die Mehrheit davon sind Demokraten.

    Trumps Nominierung wäre also ein Vorteil für Biden?

    Ja. Insofern, als dass das Biden-Lager davon ausgeht, dass sich Trump bis ins kommende Jahr selbst zerstören wird. Denken wir allein an all die Prozesse, die ihn erwarten. Da könnten selbst die größten MAGA-Extremisten finden, dass ihm schlicht zu viel anhängt. Doch im Gegensatz zu den Demokraten haben die Republikaner mit Ron DeSantis eine Alternative zu Trump. Wird er statt Trump nominiert werden – und das vermute ich –, hat Biden verloren.

    Was ist denn mit Bidens Vizepräsidentin Kamala Harris?

    Sie ist weg vom Fenster und man kann nur hoffen, dass sie von ihrer Partei einen Maulkorb erhalten wird. Sie wurde maßlos überschätzt und ist schlicht überfordert. Biden dürfte kaum noch einmal mit ihr als Vize antreten. Es gibt wahrlich bessere Kandidaten und Kandidatinnen.

    Zum Beispiel?

    Etwa Philip Murphy, den ehemaligen US-Botschafter in Deutschland. Oder Gretchen Whitmer, die Gouverneurin von Michigan. Sie wären gute Vizes und auch gute Präsidentschaftskandidaten. Aber sie will nicht und er hält die Füße still wegen seiner eigenen politischen Ambitionen im Falle eines Biden-Sieges.

    Der Wahlkampf ist jetzt endgültig angerollt. Was erwarten Sie?

    Die Demokraten hoffen auf eine Nominierung Trumps und ein Remake von 2020. Sollte es tatsächlich so weit kommen, wird der Wahlkampf noch stärker polarisieren als 2020. Die innenpolitischen Gräben werden sich noch weiter vertiefen, dann können selbst bürgerkriegsähnliche Zustände nicht ausgeschlossen werden.

    Christian Hacke ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Er war Professor an der Universität der Bundeswehr Hamburg und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View