NATO-Gipfel

Jetzt kämpft Biden um sein politisches Überleben

Die NATO feiert ihren 75. Geburtstag. Am Gipfel in Washington werden alle Augen auf den US-Präsidenten gerichtet sein.

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Jetzt kämpft Biden um sein politisches Überleben
US-Präsident Joe Biden steht wegen Zweifeln an seinem Gesundheitszustand unter Beobachtung.
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US-Präsident Joe Biden (81) steht diese Woche vor einer Bewährungsprobe. Zwölf Tage nach seinem desaströsen Auftritt beim TV-Duell gegen Herausforderer Donald Trump (77), kämpft der Präsident unter intensiver nationaler und internationaler Beobachtung um sein politisches Überleben. Der Nato-Gipfel in Washington könnte für Biden laut BBC entweder eine vorübergehende Atempause oder gar sein letzter Auftritt sein.

In den letzten Tagen hat sich Biden kämpferisch geäußert. Er hat wiederholt versichert, dass er seine Kampagne vorantreibe und dass die Zeit für Zweifel vorbei sei. Der NATO-Gipfel wird dabei wohl der Beginn dieser neuen Offensive sein.

Schlechter Auftritt könnte das Ende sein

Biden wird die Führer der Allianz zum dreitägigen Treffen und den öffentlichen Veranstaltungen empfangen, die am Donnerstagnachmittag in einer Solo-Pressekonferenz gipfeln. Als erfahrener Außenpolitiker sollte Biden sich in diesem Umfeld wohlfühlen. Allerdings sind die Risiken hoch: Ein schlechter Auftritt könnte nicht nur innenpolitische, sondern auch internationale Folgen haben.

Ein Fehler könnte ein politisches Beben unter den Demokraten auslösen und Bidens Hoffnungen auf die Teilnahme an den Wahlen im November zunichtemachen, spekulieren verschiedene US-Medien. Zudem könnten europäische Verbündete, die sich bereits Sorgen um eine mögliche zweite Präsidentschaft von Donald Trump und die damit einhergehenden dramatischen Veränderungen in der Außenpolitik machen, noch skeptischer werden.

Viele europäische Staats- und Regierungschefs sind besorgt über Trumps Außenpolitik, die gleichberechtigte Allianzen verunglimpft hat. In den letzten zwei Wochen haben diese Führer jedoch auch eine neue Sorge entwickelt: Zweifel an Bidens Eignung für das Amt. Sie hoffen also bestimmt, dass der NATO-Gipfel beweisen wird, dass Bidens schwache Debattenleistung eine Ausnahme war.

Washington ist bereit für den Gipfel zum 75. Geburtstag der NATO.
Washington ist bereit für den Gipfel zum 75. Geburtstag der NATO.
REUTERS/Nathan Howard

Der Gipfel wird für einige der Führer eine Wiedervereinigung nach dem G7-Gipfel in Italien vor wenigen Wochen sein. Die Augen werden jedoch ohne Zweifel auf Biden gerichtet sein, wenn er an Gipfelsitzungen teilnimmt, ausländische Führer im Weißen Haus empfängt und persönliche Treffen mit hochrangigen Politikern, etwa dem neu gewählten britischen Premierministers Keir Starmer, abhält.

Auch im Inland steht Biden diese Woche vor großen Herausforderungen. Er verweist auf die Stärkung und Erweiterung der NATO angesichts der russischen Aggression als eine seiner wichtigsten Errungenschaften. Der Gipfel bietet Biden nun die Chance, dies der amerikanischen Öffentlichkeit zu demonstrieren.

Biden: "Wer sonst kann die NATO so zusammenhalten wie ich?"

"Wer sonst kann die NATO so zusammenhalten wie ich?", sagte der Präsident in einem Interview mit George Stephanopoulos auf ABC am Freitag.

Umfragen zeigen, dass fast drei Viertel der Amerikaner – und sogar die Mehrheit der Demokraten – der Meinung sind, der Präsident solle zurücktreten. Sechs demokratische Kongressmitglieder haben bereits öffentlich seinen Rückzug gefordert, und viele weitere haben nur halbherzige Unterstützung gezeigt.

Auf den Punkt gebracht

  • Beim NATO-Gipfel in Washington steht US-Präsident Joe Biden unter Druck, nach seinem desaströsen TV-Duell gegen Donald Trump
  • Ein schlechter Auftritt könnte nicht nur seine politische Zukunft gefährden, sondern auch internationale Folgen haben, da europäische Verbündete bereits Zweifel an seiner Eignung für das Amt geäußert haben
  • Biden kämpft um sein politisches Überleben und muss beim Gipfel seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, um die NATO zusammenzuhalten
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