UNO-Konferenz in Samarkand

Jede 5. wandernde Tierart in ihrem Bestand bedroht

Zugvögel, Antilopen oder Haie legen enorme Distanzen zurück, um zu fressen oder sich fortzupflanzen. Länderübergreifender Schutz ist nötig.

Heute For Future
Jede 5. wandernde Tierart in ihrem Bestand bedroht
Mehr als die Hälfte der Haie- und Rochenarten im Mittelmeer sind bedroht.
Tanya Houppermans/WWF

Unter dem Motto "Natur kennt keine Grenzen" hat am Montag in der usbekischen Hauptstadt Samarkand eine internationale UNO-Konferenz zur Konvention zum Schutz wandernder Tierarten (CMS) begonnen. Ein zeitgleich publizierter UNO-Report zum Zustand dieser Spezies warnt vor einem enormen Artenschwund.

"Fast die Hälfte der gelisteten Populationen wandernder Arten sind weltweit rückläufig", warnte die Meeres-Expertin Simone Niedermüller, die für den WWF Österreich dabei ist.

Demnach sei jede fünfte Art sogar akut in ihrem Bestand bedroht. "Bei den wandernden Fischarten sind das ganze 97 Prozent", so Niedermüller weiter.

Fischpopulationen besonders bedroht

Vielen wandernden Tierarten geht es schlecht: So nimmt der Bestand von 44 Prozent dieser Spezies ab, 22 Prozent sind vom Aussterben bedroht, wie aus dem UNO-Bericht hervorgeht.

Unter wandernden Arten versteht man Tiere, die regelmäßig große Strecken zurücklegen und dabei zum Teil auch Ländergrenzen überqueren. Nur bei 14 solcher Arten hat sich der Erhaltungsstatus verbessert, etwa bei Blau- und Buckelwalen und beim Seeadler.

Besonders schlecht ist es um die Fischpopulationen bestellt: Fast alle - 97 Prozent - der unter der CMS aufgeführten Fischarten sind demnach vom Aussterben bedroht. Dazu gehörten wandernde Haie, Rochen und Störe, deren Bestände seit den 1970er-Jahren um 90 Prozent zurückgegangen seien.

Die beiden größten Bedrohungen für wandernde Arten sind demnach übermäßige Nutzung etwa durch Fischfang sowie Lebensraumverlust durch menschliche Aktivität. Klimawandel, Verschmutzung und invasive Arten hätten ebenfalls stark negative Auswirkungen.

Artenschutz ohne Grenzen

"Straßen, Bauwerke oder der Schiffsverkehr versperren den Tieren zunehmend ihre lebensnotwendigen Wander-Routen - sie kommen also nicht mehr an ihre Fortpflanzungs- und Futterplätze. Hinzu kommen Belastungen durch die Klimakrise wie etwa Dürreperioden", warnte Niedermüller.

Von der Zusammenkunft der 133 verhandelnden Staaten erhofft sich der WWF die Ausweitung und Verbindung von wichtigen Schutzgebieten, um sichere Korridore für die Wanderungen der Tiere zu gewährleisten - insbesondere für stark bedrohte Fische, wie Störe, Aale und Haie, aber auch für viele Vogelarten oder Säugetiere, wie die Saiga Antilopen und Jaguare.

"Tiere kennen weder Ländergrenzen noch Schiffsrouten - sie wandern instinktiv seit Jahrhunderten und erfüllen überaus wichtige, grenzüberschreitende Funktionen in globalen Ökosystemen. Ihr Schutz kann nur durch internationale Zusammenarbeit gelingen", sagte Niedermüller.

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