Musik

Jazzer Karl Ratzer erhält Amadeus für Lebenswer

Gitarrist Karl Ratzer zählt seit Jahrzehnten zur absoluten Weltspitze. Jetzt wird der Wiener mit dem Amadeus für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Jochen Dobnik
Grandseigneur der Jazz-Szene: <strong>Karl Ratzer</strong> wird mit dem Amadeus geehrt.
Grandseigneur der Jazz-Szene: Karl Ratzer wird mit dem Amadeus geehrt.
von Künstler zur Verfügung gestellt / OTS

In den 1960er-Jahren begann der Wiener Gitarrist mit Formationen wie "The Slaves" oder "Gipsy Love" die österreichische Rock-Historie zu prägen, bevor er in die USA und zum Jazz wechselte. Heute gilt der 72-Jährige als Grandseigneur der hiesigen Szene. Am 28. April wird Karl Ratzer mit dem Amadeus Music Award für sein Lebenswerk geehrt.

1950 in prekären Verhältnissen als Kind zweier KZ-Überlebender in Wien geboren, bringt sich Ratzer bereits mit zehn Jahren autodidaktisch das Gitarre spielen bei. Ab seinem 13. Lebensjahr stand er regelmäßig mit legendären Bands wie den Vienna Beatles (1964–1965), The Slaves (1964–1966), The Charles Ryders Corporation (1967–1968), C-Department (1969–1971) und Gipsy Love (1971–1972) auf der Bühne. Diese Jahre prägten Ratzer und ließen ihn zu einem der bekanntesten Rock-Gitarristen im deutschsprachigen Raum aufsteigen.

Im Juli 2022 wurde <strong>Karl Ratzer</strong> mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien durch Kulturstadträtin <strong>Veronica Kaup-Hasler</strong> ausgezeichnet.
Im Juli 2022 wurde Karl Ratzer mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien durch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ausgezeichnet.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

In den Jahren 1972–1980 lebte er in den USA, wo der gefragte Studio- und Live-Musiker mit Größen wie Chaka Khan, Chet Baker oder Steve Grossman zusammenarbeitete. Ab den frühen 1980er-Jahren folgten weitere Kollaborationen mit hochrangigen Jazzmusikern wie Fritz Pauer, Hans Koller, Franz Koglmann, den Wienerlied-Legenden Tommy Hojsa und Karl Hodina oder auch mit seinem Cousin, dem Wiener World- und Jazzkünstler Harri Stojka.

Von 1999 bis 2003 war er vier Jahre als Gastprofessor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz tätig und wechselte 2004 als Dozent an das Vienna Music Institute (VMI). Seit 2010 tritt der Wiener vor allem mit den Musikern Ed Neumeister (Posaune), Johannes Enders (Tenorsaxophon), Peter Herbert (Bass) und Howard Curtis (Schlagzeug) in Quintett-, Trio- oder Duo-Formationen in Erscheinung. Die auf diesem Wege entstandenen Tonträger erhielten exzellente Kritiken in der Fachpresse und wurden unter anderem 2017 für einen Amadeus nominiert.

Von Rock, Jazz, Soul bis Funk

Der Generation TikTok mag Ratzer wie ein wunderlicher Sendbote des lokalen Rock- und Jazz-Paläozoikums erscheinen, aber einen Veteranen wie ihn in beseelter, fast jugendlicher Interaktion zwischen E und U, Innerlichkeit und Außenwirkung, Jazz-Standards und Avantgarde, Populärmusik und Moderner Klassik, Vergangenheit und Zukunft erleben zu dürfen, holt jede Sternschnuppe á la mode vom Firmament.

Christoph Huber, Chef des Wiener Jazz-Clubs "Porgy & Bess", der Ratzer den Lebenswerk-Amadeus überreichen wird (ORF 1 überträgt die Award Show ab 22:50 Uhr), formuliert es so: "The best is yet to come!".

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