Flucht-Künstler

Japanische Aale fliehen vor Feinden durch die Kiemen

Dass Baby-Aale aus den Mägen ihrer Fressfeinde entkommen können, war schon länger bekannt. Nur das Wie stellte Fachleute bislang vor ein Rätsel.

Heute Tierisch
Japanische Aale fliehen vor Feinden durch die Kiemen
Junge japanische Aale haben einen ganz besonderen Fluchtprozess.
ardea.com / Mary Evans / picturedesk.com

Fressen und gefressen werden, lautet die Devise auch im Meer. Doch so einfach geben sich junge Japanische Aale (Anguilla japonica) nicht geschlagen. Einige von ihnen stehen sozusagen wieder von den Toten auf. Japanische Forschende konnten nun erstmals zeigen, wie sie das anstellen – und dass der Weg aus dem Maul des Feines ein anderer ist als der Weg hinein. Ihre Studie veröffentlichten sie im Fachjournal "Current Biology".

So entkommen die Aale

Die Forschenden erlebten mit, dass die im Magen von Süßwasser-Raubfischen Odontobutis obscura gelandeten Tiere ihre Flucht mit ihrer dünnen Schwanzspitze voraus antreten. Zunächst schlängeln sie sich in die Speiseröhre und dann über die Kiemen in die Freiheit. Der Kopf wird zuletzt befreit. Dieser Fluchtweg war für Kawaba und seine Kolleginnen und Kollegen eine Überraschung: "Zu Beginn des Experiments hatten wir spekuliert, dass die Aale direkt aus dem Maul des Raubfisches zu den Kiemen entkommen würden."

So schauten die Forschenden ins Tier

Das Team um Yuuki Kawabata von der Nagasaki Universität trat den Beweis mithilfe zweier Arten von Fischen an: Japanischen Aalen und dem Süsswasser-Raubfisch Odontobutis obscura, der den Fressfeind darstellte. Ersteren injizierten sie ein Kontrastmittel und warfen sie dann dem Raubfisch zum Frass vor. Mit Röntgenaufnahmen dokumentierten sie, was dann passierte.

Nicht alle Aale schaffen die Flucht

Die Videoaufnahmen zeigten, dass nicht allen 32 verfütterten Aalen die Flucht gelang: Zwar versuchten alle bis auf vier zu entkommen. Aber nur 13 Tieren gelang es, ihren Schwanz durch die Kiemen des Raubfisches zu ziehen. Erfolgreich waren schließlich nur neun der Versuchstiere: Sie entkamen unversehrt.

Im Durchschnitt brauchten die entkommenden Aale etwa 56 Sekunden, um sich aus den Kiemen des Raubfisches zu befreien. Es sei die erste Studie, "in der die Verhaltensmuster und Fluchtprozesse von Beutetieren im Verdauungstrakt von Raubtieren beobachtet wurden", so Kawabata.

Zur Flucht bleiben nur wenige Minuten

Viel Zeit bleibt den Aalen tatsächlich nicht, um die Flucht anzutreten. Laut der Nachrichtenagentur DPA bleiben ihnen nur zwischen drei und vier Minuten, bis die sehr saure und anaerobe Umgebung sie tötet. Die Forschenden wollen mit dem nun erprobten Verfahren künftig weitere Räuber-Beute-Verhaltensweisen beobachten.

Auf den Punkt gebracht

  • Japanische Aale (Anguilla japonica) haben eine einzigartige Fluchtstrategie entwickelt, um aus den Mägen ihrer Fressfeinde zu entkommen: Sie schlängeln sich durch die Speiseröhre und dann über die Kiemen in die Freiheit
  • Eine Studie zeigte, dass nur neun von 32 Aalen diese Flucht erfolgreich meistern konnten, wobei sie im Durchschnitt 56 Sekunden benötigten, um sich zu befreien
red
Akt.
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