Gegen "Betonierwut"
"Ist keine Option" – harte Grünen-Ansage an Länder
Fruchtbare Böden werden im Rekordtempo zubetoniert. Die Kür der größten Bausünden Österreichs ist für die Grünen nun Anlass zu scharfer Kritik.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat am Dienstag die schlimmsten Bausünde jedes Bundeslandes enthüllt. "Österreichs 9 Betonschätze" wurden durch ein Publikumsvoting und Jurybewertung aus 400 Bauprojekten ausgewählt und sind nun im Wiener Museumsquartier ausgestellt.
In Wien wurde etwa die Stadtstraße zur größten Bausünde gekürt, in Niederösterreich die B17 Ostumfahrung Wiener Neustadt.
"Für gigantische Straßenprojekte, Fachmarktzentren und Gewerbegebiete werden Tag für Tag Österreichs fruchtbare Wiesen und Wälder zubetoniert. Gleichzeitig werden viele bereits versiegelte Flächen nicht oder nicht effizient genug genutzt, sondern weiterhin Boden verschwendet", konstatiert Greenpeace-Bodenschutzexpertin Melanie Ebner.
Dem stimmt Sabine Knierbein, Professorin am Forschungsbereich für Stadtkultur und Öffentlicher Raum am Institut für Raumplanung der TU Wien, zu: "Wir stecken in Österreich und international tief in der Bodenkrise – Boden ist ein öffentliches Gut, das wir verstehen, respektieren und zunehmend auch behüten müssen."
"So kann es nicht weitergehen"
Politische Unterstützung kommt von den Grünen. Die von der Greenpeace-Initiative aufgezeigten Betonsünden "zeugen einmal mehr von der Betonierwut in Österreich und wie rücksichtslos wertvolle Böden zerstört werden", sagt Generalsekretärin Olga Voglauer.
Für die Ökopartei ist klar: "So kann es mit dem sinnlosen Verbauen nicht weitergehen, wenn wir in Zukunft noch grüne Wiesen, saftige Wälder und fruchtbare Felder in diesem Land haben wollen".
Beue Form der Baukultur
"Österreich ist trauriger Europameister im Bodenverbrauch. Und die prämierten Beispiele verfehlter Baupolitik zeigen bildhaft, wie unsere schöne Natur und wertvolle Lebensgrundlage für hässliche Betonsünden und verfehlte Raumplanung vernichtet werden", ergänzt Grünen-Bodenschutzsprecherin Uli Böker: "Wann geht es endlich in die Köpfe der Landespolitik: Die Menschen in Österreich wollen echten Bodenschutz. Denn Bodenschutz ist Natur- und Klimaschutz, Hochwasserschutz, Trinkwasserschutz und letztlich auch Menschenschutz."
Voglauer plädiert auf eine neue Form der Baukultur, in der weniger zubetoniert und Leerstände genutzt werden: "Dazu müssen die Bundesländer die vom Bund geschaffene Möglichkeit der Leerstandsabgaben nutzen und ihre Blockadehaltung gegen rechtsverbindliche Bodenschutzziele endlich aufgeben. Das erwarten auch die Menschen in unserem Land, wie bereits mehrere Studien gezeigt haben."
2,5 Hektar pro Tag
Es sei die Aufgabe der Politik, die Lebensgrundlagen für unsere Kinder und Enkelkinder zu schützen und zu erhalten. "Nichts tun und weiter betonieren wie bisher ist keine Option. Österreich braucht daher ein rechtlich verbindliches Bodenschutzziel von 2,5 Hektar pro Tag – und zwar jetzt", appelliert Böker abschließend.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Greenpeace hat die schlimmsten Bausünden jedes Bundeslandes enthüllt und präsentiert "Österreichs 9 Betonschätze" im Wiener Museumsquartier
- Die Grünen unterstützen die Initiative und fordern eine neue Form der Baukultur, um den Bodenverbrauch zu reduzieren und die Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu schützen
- Sie plädieren für rechtlich verbindliche Bodenschutzziele und die Nutzung von Leerständen, um die Betonierung von fruchtbaren Wiesen und Wäldern zu stoppen