Welt

Iran: Polizisten schießen Frauen gezielt auf Genitalien

Bei den Protesten schießen iranische Sicherheitskräfte mit Schrotflinten auf Regimegegner. Dabei zielen sie bei Frauen auf bestimmte Körperpartien.

20 Minuten
Brutalität und Gewalt sollen die Frauen im Iran unter "Kontrolle" bringen. Polizisten schießen Frauen gezielt auf Gesicht, Brüste und den Genitalbereich.
Brutalität und Gewalt sollen die Frauen im Iran unter "Kontrolle" bringen. Polizisten schießen Frauen gezielt auf Gesicht, Brüste und den Genitalbereich.
YUKI IWAMURA / AFP / picturedesk.com

Iranische Ärzte haben Einblick in Art und Schwere der Verletzungen gewährt, die Demonstrierende erlitten. Dabei stellten sie fest, dass bei Frauen oft auf anderen Körperstellen geschossen wurde als bei Männern. Zudem haben viele Menschen ihr Augenlicht verloren, weil ihnen gezielt mit Schrot ins Gesicht geschossen wurde.

Mediziner erschüttert über Verletzungen

Wenn iranische Sicherheitskräfte mit Schrotflinten gegen demonstrierende Mengen vorgehen, wenden sie laut Ärzten und Pflegepersonal bei Frauen und Männern verschiedene Methoden an: Bei Frauen würden sie gezielt auf Gesichter, Brüste und den Schambereich zielen. Die Mediziner hatten festgestellt, dass eingelieferte Frauen oft andere Verletzungen aufweisen würden als Männer, gaben sie gegenüber dem "Guardian" an. Die Verletzten müssen wegen drohender weiterer Repressionen oft im Verborgenen behandelt werden – vor den Spitälern kontrollieren oft Sicherheitskräfte das Kommen und Gehen.

Gesicht, Brüste und Genitalbereich

Während Männer oft mit Schrotkugeln im Gesäß, Beinen und Rücken aufweisen würden, seien Frauen auffällig oft im Gesicht, an den Brüsten und im Genitalbereich verletzt. Eine Ärztin aus Isfahan, die wie alle ihre befragten Kolleginnen und Kollegen aus Angst vor Konsequenzen anonym bleiben möchte, berichtet: "Ich habe eine Frau Mitte 20 behandelt, die von zwei Schrotkugeln in die Genitalien getroffen wurde. Zehn weitere Projektile steckten in der Innenseite ihrer Schenkel. Diese konnten wir einfach entfernen, aber die beiden anderen waren eine Herausforderung, weil sie zwischen der Vulva und der Harnröhre steckten. Es gab ein ernsthaftes Risiko einer vaginalen Infektion."

"Sie leiden unter einem Minderwertigkeitskomplex"

Die Frau sei bei Protesten von etwa zehn Sicherheitskräften umringt worden. Diese hätten dann gezielt auf ihre Schenkel und ihren Schritt geschossen. Andere Frauen kämen mit Verletzungen im Gesicht. "Ich glaube, die Polizisten wollen die Schönheit der Frauen zerstören", sagt die Frau. Und ein anderer Mediziner aus Karaj sagt: "Die Sicherheitskräfte schießen auf Gesicht und Geschlechtsteile der Frauen, weil sie unter einem Minderwertigkeitskomplex leiden. Und diese sexuellen Komplexe wollen sie loswerden, indem sie auf diese jungen Leuten schießen."

Der britische Gesichtschirurg Iain Hutchison hat ihm vorgelegte Aufnahmen von Verletzungen angeschaut. Er sagt, es sehe so aus, als würden die Polizisten gezielt aus nächster Nähe auf die Augen schießen. Die Aufnahmen würden suggerieren, dass Protestierende festgehalten würden, "damit sie ihre Gesichter nicht abwenden könnten".

Erste Hinrichtung offiziell vollzogen

Laut dem "Guardian" haben 400 iranische Augenärzte ein Schreiben an den nationalen Verband geschickt, in dem sie ihre Besorgnis über die Praxis ausdrücken. Bereits in über 100 Fällen hätten Menschen wegen Schrotkugeln aus Polizeigewehren ihr Augenlicht teils oder ganz verloren.

Weltweit für Entsetzen löste dieser Tage der Bericht über erste Hinrichtungen im Zusammenhang mit den Protesten aus. Der junge Mohsen Shekari wurde dieser Tage erhängt, auch gegen etliche andere Aktivisten wurde die Todesstrafe ausgesprochen.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock
    An der Unterhaltung teilnehmen