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Inzucht war schuld an Habsburger Missbildungen

Heute Redaktion
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    (v.l.) Kaiser Maximilian Maximilian I. (1459 - 1519) begründete die habsburgische Heiratspolitik. sein Sohn mit Maria von Burgund (r.), Philipp der Schöne (M.), heiratete die spanische Thronerbin Johanna von Kastilien und begründete so die spanische Linie der Habsburger. Im Vordergrund seine beiden Söhne, der zukünftige Kaiser Ferdinand I. und der zukünftige Kaiser und spanische König Karl V. (in dessen Reich "die Sonne nie unterging") sowie der junge Ludwig II. von Ungarn.
    (v.l.) Kaiser Maximilian Maximilian I. (1459 - 1519) begründete die habsburgische Heiratspolitik. sein Sohn mit Maria von Burgund (r.), Philipp der Schöne (M.), heiratete die spanische Thronerbin Johanna von Kastilien und begründete so die spanische Linie der Habsburger. Im Vordergrund seine beiden Söhne, der zukünftige Kaiser Ferdinand I. und der zukünftige Kaiser und spanische König Karl V. (in dessen Reich "die Sonne nie unterging") sowie der junge Ludwig II. von Ungarn.
    (Bild: kein Anbieter/picturedesk.com)

    Viele Mitglieder der Herrscherfamilie Habsburg zeichneten sich durch charakteristische Missbildungen aus. Diese waren das Ergebnis von Inzucht, wie Wissenschaftler nun bewiesen.

    Der hervorstehende Unterkiefer, die dicke Unterlippe und die hängende Nase waren als äußerliche Merkmale für viele Mitglieder der Habsburger so charakteristisch, dass man schon seit längerem von "Habsburger Lippe" oder "Habsburger Kinn" spricht.

    Wie Wissenschaftler nun bestätigen konnten, war die Ursache für die prägnante Missbildung tatsächlich Inzucht, wie bereits seit Jahrhunderten vermutete wurde. Für die aktuelle Studie baten die Forscher ein Expertenteam aus Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen, Dutzende Porträts von insgesamt 15 Habsburgern zu analysieren.

    Die Mediziner suchten nach insgesamt 18 Merkmalen, die die charakteristischen Fehlbildungen von Ober- und Unterkiefer kennzeichnen. Aus den Ergebnissen ermittelten die Wissenschaftler, wie deutlich die Fehlbildungen bei den einzelnen Habsburgern waren und verglichen dies mit den Stammbäumen.

    Inzucht als Machterhalt

    Vor allem in der Zeit zwischen ca. 1500 und 1700 war es bei den beiden Herrscherlinien der Habsburger, der spanischen und der österreichischen, nämlich üblich, innerhalb der Familie zu heiraten – genauer gesagt ein Mitglied der jeweils anderen Linie. Das Ziel war, das Herrschaftsgebiet dadurch vereint zu halten.

    Durch diese jahrhundertelange Inzucht waren spätere Generationen, besonders der spanischen Linie, die über das spanische Weltreich herrschten, jedoch schwer gezeichnet. Besonders der hervorstehende Unterkiefer verriet enge Verwandtschaftsbeziehungen, auch bei der Habsburger Nase und Unterlippe fanden die Forscher einen Zusammenhang, allerdings war dieser nicht so ausgeprägt.

    Der vorstehende Habsburg-Unterkiefer

    Die Unterkiefer-Fehlbildungen waren am stärksten bei Philip IV. ausgeprägt, der zwischen 1621 und 1640 über Spanien und Portugal herrschte. Der letzte spanische Habsburger-König Karl II (1661 - 1700) hatte dafür eine besonders stark ausgeprägte Oberkiefer-Fehlbildung.

    Die Wissenschaftler vermuten, dass die Unterkiefer-Fehlbildungen rezessiv (also "schwach") vererbt werden. Das bedeutet, dass das Merkmal bei einem Kind nur dann auftritt, wenn es die genetische Anlage von beiden Elternteilen geerbt hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist höher, wenn zwei Verwandte ein gemeinsames Kind bekommen – also bei Inzucht.

    Inzucht führte zum Erlöschen der spanischen Linie

    Der letzte König der spanischen Linie, Karl II., war durch die Inzucht nicht nur körperlich schwer gezeichnet, sondern auch geistig unterentwickelt. Sein Tod ohne einen klaren Erben führte zum Spanischen Erbfolgekrieg zwischen Österreich und Frankreich, der schließlich den halben europäischen Kontinent erfasste.