Hohe Insolvenzrate
Insolvent und pleite: Wien ist am stärksten betroffen
In Österreich steigt die Zahl der Pleiten. Doch ein Bundesland ist besonders betroffen: Von 1.000 Unternehmen sind in Wien fünfzehn zahlungsunfähig.
Wien ist die Hauptstadt der Pleiten im Bereich der Immobilienbranche: Zwar stieg in ganz Österreich die Zahl der Firmenpleiten im ersten Halbjahr um mehr als ein Viertel an. Aber angeführt wurde diese Pleitewelle von Wien. Die Bundeshauptstadt verzeichnet die höchste Insolvenzrate im ganzen Land. Darüber hinaus ist in Wien die Immobilienbranche von Insolvenzen betroffen wie nirgends sonst im Land. Als Ursache sehen Experten die schon lange anhaltende Inflation, die Energiepreise sowie die allgemein schwierige Wirtschaftslage.
Wie es "Radio Wien" hieß, gerieten im ersten Halbjahr in Wien laut Kreditschutzverband von 1870 (KSV1870) 1.237 Unternehmen in Insolvenz. Das sind über ein Drittel mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Laut einer Statistik des Gläubigerschutzverbandes Creditreform gingen in Wien von 1.000 Unternehmen jeweils 15 insolvent. Das klingt nicht viel. Aber vergleicht man das Zahlenverhältnis mit Tirol, sieht man doch den enormen Unterschied. In Tirol gingen pro 1.000 Unternehmen nur fünf pleite.
3,5 Milliarden Schulden der Wiener Unternehmen
Die Schuldenlast der insolventen Wiener Unternehmen lag im ersten Halbjahr laut KSV1870 bei rund 3,5 Milliarden Euro. Der KSV bezeichnet das als "deutlichen Anstieg" im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ein "Pleite-Promi" hat dabei einen großen Einfluss auf die diesjährige Pleitebilanz der Stadt Wien: René Benko. Die Gesamtschuldenlast seiner Signa-Unternehmungen allein beläuft sich auf 2,4 Milliarden Euro.
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Baubranche, Handel und Gastronomie brechen besonders oft ein
Es gibt einige Branchen, die besonders oft von Pleiten betroffen sind. Hierzu zählen im ganzen Land und auch in Wien der Handel, die Gastronomie und auch die Baubranche. "Was auffällt, insbesondere in den letzten Monaten, ist, dass in Wien insbesondere die Immobilienbranche stark beeinträchtigt ist", sagte Jürgen Gebauer im Gespräch mit "Radio Wien". Jürgen Gebauer leitet beim KSV1870 den Bereich Unternehmensinsolvenz für Wien, Niederösterreich und Burgenland.
Als Erklärung für die wachsende Zahl an Pleiten nannte der Experte im Interview die steigenden Kosten und die sinkende Nachfrage. Warum Wien im Bereich der Immobilienwirtschaft so besonders häufig von Insolvenzen betroffen ist, erklärt sich einfach dadurch, dass viele Immobilienentwickler ihren Sitz in Wien haben.
Tirol hat größeren Schuldenberg als Wien
Zwar ist Wien am meisten von Insolvenzen betroffen – die höchste Schuldenlast nach Insolvenzen trägt aber ein anderes Bundesland. Tirol hatte im ersten Halbjahr eine Last von 4,3 Milliarden Euro zu tragen. Auch Tirol ist wie Wien von den Benko-Insolvenzen betroffen.
Auf den Punkt gebracht
- Die Insolvenzrate in Wien ist besorgniserregend hoch, mit 15 insolventen Unternehmen pro 1.000
- Besonders betroffen sind die Immobilienbranche sowie Handel und Gastronomie
- Die Gesamtverschuldung der insolventen Unternehmen in Wien beläuft sich auf etwa 3,5 Milliarden Euro, wobei die Signa-Gruppe einen erheblichen Anteil daran hat
- Auch die steigenden Kosten und die sinkende Nachfrage werden als Gründe für die zunehmenden Insolvenzen genannt