Keine Angst vor Steuer

Insider: "Mit Trinkgeldsteuer wird zweimal abkassiert"

In der Gastro-Branche herrscht Sorge, seit Meldungen zu Trinkgeld-Steuer-Forderungen die Runde machen. Insider sprechen von einer Doppel-Steuer.
Wien Heute
27.03.2025, 07:50

"Das Thema bewegt derzeit viele in unserer Branche", so der Wiener Gastronom Hans-Peter Ertl im Gespräch mit "Heute". Allerdings müsse man differenzieren, so der Chef des Wiener Lokals "Am Hof 8". Er sagt, jede Prüfung sei anders. Er warnt vor Pauschalisierungen.

Zunächst einmal habe Trinkgeld eine ganz besondere Funktion im Dialog zwischen Gast und Gastronom. Wer diesen Dialog mit Steuern störe, der müsse mit weitreichenden Konsequenzen rechnen. Nicht zuletzt mangele es dieser Steuer-Diskussion an Respekt gegenüber der Realität in der Branche, so "Am Hof 8"-Chef Hans-Peter Ertl.

"Wir haben keine vergleichbaren Nachforderungen"

Weiter sagte Hans-Peter Ertl: "Wir erleben jeden Tag, wie viel Einsatz, Detailverliebtheit und Menschlichkeit es braucht, um ein echtes Gast-Erlebnis zu schaffen". Genau deshalb treffe eine solche Diskussion über die Besteuerung die Branche mitten ins Herz.

Angesprochen auf die Summe von 100.000 Euro, die der Salzburger Wirt des Sternbräu, unlängst als eine mögliche Steuerforderung nannte, sagt der Wiener Wirt: "Was die Situation bei "Am Hof 8" betrifft, möchte ich anmerken, dass wir mit großer Sorgfalt und Transparenz agieren und derzeit keine vergleichbaren Nachforderungen von Seiten der ÖGK erhalten haben."

Vorsicht bei Pauschalisierung

"Grundsätzlich halte ich es aber für wichtig, dass diese Diskussion nicht pauschalisiert wird", warnt Hans-Peter Ertl. Jede Betriebsprüfung sei individuell. Dennoch zeige der aktuelle Fall, wie sensibel und unübersichtlich die Thematik für viele Gastronomiebetriebe sei. "Es braucht dringend mehr Klarheit und Einheitlichkeit in der Auslegung bestehender Regelungen."

Unmut herrscht in der branche auch, weil in jedem Bundesland eine andere Regelung gilt. In Salzburg war bislang eine Pauschale von knapp 43 Euro pro Mitarbeiter und Monat abzuführen. In einigen Bundesländern mehr, in anderen weniger. In Tirol beispielsweise ist eine Trinkgeldsteuer überhaupt kein Thema.

Mit der Steuer wird doppelt abkassiert

Die Wirtschaftskammer Österreich verweist im Gespräch mit "Heute" auf den Umstand, dass mit der Steuer doppelt verdient werde: Trinkgelder würden freiwillig als Anerkennung für gutes Service und Dienstleistungen gegeben. Die Unternehmer hätten auf das Trinkgeld keinen Einfluss, sagt der Fachverband Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich.

"Zufriedene Gäste geben das Trinkgeld aus ihrem versteuerten Einkommen, von dem bereits Sozialversicherungsbeiträge geleistet wurden, insofern ist es aus Sicht der Branche nur logisch, dass Trinkgelder steuerfrei sind und es auch bleiben müssen. Hinsichtlich der Sozialversicherungsabgaben hat die ÖGK bisher mit Pauschalen beim Trinkgeld gearbeitet. Dass diese nun – wie sich in einigen Fällen zeigt – nicht halten und Unternehmer:innen mit Nachforderungen über die Pauschalen hinaus seitens der ÖGK konfrontiert sind, entspricht nicht dem Sinn einer Pauschalierung."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 27.03.2025, 07:53, 27.03.2025, 07:50
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