Wien

In Wiener Gemeindebau ziehen jetzt Würmer ein

Das Projekt "WurmHotel" wird ausgeweitet: Die Kompostwürmer ziehen in einen Mariahilfer Gemeindebau, bis Herbst sollen fünf Hotels entstehen.

Yvonne Mresch
Das Wurmhotel im Museumsquartier: Das Projekt geht weiter, bis Herbst 2023 sind fünf solcher Hotels in Wien geplant.
Das Wurmhotel im Museumsquartier: Das Projekt geht weiter, bis Herbst 2023 sind fünf solcher Hotels in Wien geplant.
Wurmhotel

Seit letztem Herbst gibt es in Wien eine neue Hotel-Kategorie. Im Wurm Hotel wohnen keine internationalen Gäste, hier residiert der Wiener Biomüll. Das Servicepersonal arbeitet rasch und effizient. Die Kompostwürmer verwandeln den Biomüll innerhalb weniger Monate in nährstoffreichen Wurmhumus. Pro Hotel und Jahr werden 2000 Kilogramm Biomüll in 200 Kilogramm natürlichen Dünger "upgegradet". 

Natürlicher Kreislauf

Im Museumsquartier (Neubau) und im Planquadrat-Park (Wieden) sind die Würmer bereits im Einsatz, am 24. Februar eröffnet das dritte Hotel in Wien. Diesmal geht es in den Gemeindebau: In Zusammenarbeit mit Wiener Wohnen entsteht das Projekt im Innenhof des Gemeindebaus in der Gumpendorfer Straße 62.

Dort arbeiten Anwohner und Juvivo, ein Verein für Jugendarbeit, zusammen. Dreimal pro Woche wird mit den Jugendlichen gekocht, dabei fällt frischer Biomüll an. Der geerntete Wurm-Humus soll dann in Beeten, Hochbeeten oder Gemeinschaftsgärten in der Nähe verwendet werden, um den Kreislauf zu schließen.

Hotel versorgt sich selbst mit Strom

Der Standort soll als Evaluierungsgrundlage dienen, ob das Konzept im Gemeindebau eine sinnvolle Kompostier-Variante sein könnte. Interesse ist jedenfalls vorhanden: Die "Kompostgemeinschaft" ist bereits gegründet und bereitet sich auf die erste Biomüll-Fütterung vor.

30 Prozent des Restmülls besteht aus Biomüll. Mit dem Wurm Hotel sollen Nährstoffe bewahrt und CO2 wieder im Boden gebunden werden. Gefertigt wird das Hotel in einer Werkstatt in Oberösterreich. Es versorgt sich selbst mit Strom und braucht keinen Wasser- oder Kanalanschluss. Im Inneren sorgen Sensoren für eine Fernüberwachung und das Wohl der Würmer. Füttern kann ausschließlich die eingeschulte Kompostgemeinschaft mittels Schlüssel.

In Wiener Haushalten stehen bereits über 3.000 Wurmkisten. In jeder Kiste leben etwa 2.000 Würmer. Raus wollen die Tierchen nicht, wie Experten klarstellen: Sie bleiben lieber beim Futter und in der Dunkelheit.

Rumelhart: "Hotels pflegen Kommunikation in der Nachbarschaft"

"Die WurmHotels erweisen sich als gelungene Möglichkeit, um im Kollektiv zu kompostieren. Für urbane Organisationen ist es die logische Fortsetzung der Themen Kreislaufwirtschaft in der Stadt und Urban Gardening", so Projektleiterin Ruth Kapelari. "Wiener Wohnen liegen Nachhaltigkeit und die zukunftsfitte Gestaltung der Gemeindebauten am Herzen. Dazu tragen auch zahlreiche kleinere Verbesserungen wie beispielsweise die Einrichtung eines Wurmhotels bei. Denn jeder Schritt für einen verbesserten Klima- und Umweltschutz zählt", ergänzt Christiane Daxböck von Wiener Wohnen.

Für Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) ist die aktuelle innerstädtische Situation für Biomüll nicht zufriedenstellend. "Mariahilf will hier noch mehr tun. Die Wurmhotels stellen für uns einen weiteren Schritt in Richtung klimafreundliche Stadt dar. Zudem sehen wir den Haushalt übergreifenden Zusammenschluss unterschiedlicher Personen als willkommene Gelegenheit, soziale Netze zu stärken und die Kommunikation in der Nachbarschaft zu pflegen."

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