Um 6,6 Millionen Dollar
In Kalifornien steht ein ganzes Dorf zum Verkauf
Das 150-Einwohner-Dorf Campo nahe der Grenze zu Mexiko sucht einen Käufer. Die Siedlung hat touristisches Potenzial, ist aber heruntergekommen.
Es ist ein ungewöhnliches Angebot, das seit Anfang der Woche auf der Webseite eines US-Immobilienmaklers zu finden ist: "Downtown Campo – Price: $ 6,600,000". Inkludiert sind dabei 36 Gebäude, überwiegend Mehrfamilienhäuser, aber auch ein Metallgeschäft, ein Holzhändler, ein Postamt, eine Kirche und nicht zuletzt ein Stützpunkt der Grenzpolizei – der für stabile Mieteinnahmen sorgt.
Hier hat kein Bürgermeister das Sagen
Aber wie um alles in der Welt kann jemand ein ganzes Dorf besitzen? Und warum will er es verkaufen? Dazu muss man wissen, dass die Siedlung zur Zeit des "Wilden Westens" in den 1860er-Jahren gegründet wurde, aber aufgrund ihrer Unbedeutendheit nie zu einer selbstständigen Gemeinde ernannt wurde. Berühmt ist die Siedlung vor allem dadurch, dass es einst die Heimat der Buffalo Soldiers war, der afroamerikanischen Kavallerieeinheit der Armee. Die Siedlung fällt politisch in die Zuständigkeit von San Diego County und dem Bundesstaat Kalifornien. Bürgermeister oder Gemeinderat gibt es hier nicht.
Investor mit Faible für Wildwest-Geisterstädte
Der größte Teil von Campo ist seit Anfang der 2000er-Jahre im Besitz des Las Vegas-Investors John Ray. Aber warum eigentlich? Das weiß er selbst nicht, wie er in einem aktuellen Bericht der San Diego Union-Tribune zugibt, und fügt hinzu: "Um Gewinn zu machen, schätze ich." Ray scheint ein Fable für heruntergekommene Städte des "Wilden Westens" zu haben. Er besitzt auch die Geisterstadt Bankhead Springs, die er um 2 Millionen Dollar verkaufen will.
„Warum kaufe ich etwas? Ich weiß es nicht“
Bereits 2019 versuchte er die Siedlung zu verkaufen, damals um 5,5 Millionen Dollar. Die Mieteinnahmen hätten sich aber seither erhöht, der "Nettobetriebsgewinn" habe sich auf 331.521 Dollar im Jahr erhöht, wirbt die beauftragte Immobiliengesellschaft Top Gun CRE für den Verkauf. Nach einer Renovierung der Häuser könnte der Ertrag auf 415.000 Dollar steigen, heißt es weiter.
Großer Investitionsrückstand
Und da ist auch schon der Haken an der Investition: Zusätzlich zum Kaufpreis muss Geld für längst überfällige Instandhaltungsarbeiten aufgebracht werden. Der Immobilienmakler schätzt diese Kosten auf etwa 1,1 Millionen Dollar. Aber das ist wohl das absolute Minimum, zumal seit den 1940er-Jahren, als hier auch eine kleine Militärbasis angesiedelt wurde, kaum noch in den Ort investiert worden ist. Da die Zeit hier wie eingefroren scheint, interessierte sich 2019 sogar ein Hollywoodstudio für den Ort – der Verkauf kam jedoch nicht zustande.
Enormes Tourismuspotenzial
Aber eine Investition könnte sich tatsächlich lohnen. Die boomende Grenzstadt San Diego liegt keine 100 Kilometer entfernt. Zum zweitägigen Campo Days-Festival kommen jedes Jahr tausende Besucher und nutzen die Gelegenheit zu Zugfahrten ins nahegelegene Pacific Southwest Railway Museum. Der Ort ist auch der Ausgangspunkt des Pacific Crest Trails, ein 4.300 Kilometer langer Fernwanderweg entlang der US-Pazifikküste Richtung Norden.
Die Laguna Mountains mit dem Cleveland National Forest schließen direkt nördlich an die Stadt an und stellen mit ihren Wasserfällen ein gutes Tagesausflugsziel dar. In der Nähe von Campo wurden in den letzten 20 Jahren bereits einige Einfamilienhäuser mit Verkaufspreisen bis zu 500.000 Dollar errichtet. Das Potenzial ist also da. Woran scheitert es also noch?
Trumps Grenzzaun ein "Abturner"
Ein großes Manko ist vermutlich die direkte Lage an der Grenze zu Mexiko, die nicht gerade für positive Schlagzeilen bekannt ist. Gerade durch die Nähe zu San Diego versuchen auch im Raum Campo jährlich zahlreiche Flüchtlinge, den Grenzzaun zu überwinden. Die im Ort stationierte Grenzpolizei hält häufig Fahrzeuge auf dem Weg nach oder aus Campo auf, um sie nach Flüchtlingen zu durchsuchen. Auch die große Hitze mit bis zu 45 Grad Celsius im Sommer – Tendenz dank Klimawandel steigend – ist nicht besonders verlockend, noch dazu beim notorischen Trinkwassermangel in Kalifornien.
Die Einheimischen von Campo hätten jedenfalls nichts gegen einen neuen Eigentümer ihres Städtchens, solange ihr Charme bei der Sanierung erhalten bleibt. "Das schöne ist, dass es hier viel ruhiger ist als in der Stadt", sagt einer der Einwohner zur San Diego Union-Tribune. "Man hat keine Hektik, kann ruhig schlafen und die Sterne sehen", sagte ein anderer. Bleibt nur zu hoffen, dass ein zukünftiger Investor die Idylle des Ortes nicht mit zu viel Beton zerstört.
Auf den Punkt gebracht
- Das Dorf Campo in Kalifornien mit 150 Einwohnern steht für 6,6 Millionen Dollar zum Verkauf
- Es beinhaltet 36 Gebäude, darunter Mehrfamilienhäuser, Geschäfte und ein Postamt
- Der Investor, der das Dorf besitzt, möchte es verkaufen, da er Interesse an Gewinn hat, aber es gibt auch erheblichen Investitionsbedarf für Renovierungen
- Trotzdem hat das Dorf aufgrund seines touristischen Potenzials Interesse geweckt, obwohl die Nähe zur Grenze zu Mexiko und die Hitze Herausforderungen darstellen