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In dieser Stadt starb jeder Hundertste an Corona

Jeder hundertste Bürger tot: Für seine Corona-Toten hat Alzano Lombardo, eine Stadt in der italienischen Provinz Bergamo, einen Gedenktag ausgerufen.

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Covid-19: Jeder hundertste Bürger tot - Alzano Lombardo trauert.
Covid-19: Jeder hundertste Bürger tot - Alzano Lombardo trauert.
Reuters

Begonnen hat es mit vier Corona-Kranken in der Stadt Alzano Lombardo, vier Monate später war jeder 100. Bewohner tot. Die 13.655-Einwohner-Stadt verzeichnet anteilmäßig doppelt so viele Corona-Tote wie der Rest Italiens. Alzano Lombardo erreichte als einer der am schwersten betroffenen Orte Italiens traurige Berühmtheit. Am Gedenktag, dem 20. Juni (Sommersonnenwende) sollte nun "der Sieg des Lichts über die Dunkelheit" gefeiert werden, so der Bürgermeister.

Offiziell erreichte das neuartige Coronavirus Italien Mitte Februar 2020. Doch schon länger vermuten einige Experten wie Giuseppe Remuzzi, Direktor des Mario-Negri-Instituts für pharmakologische Forschung in Mailand, Sars-CoV-2 könnte schon viel früher dort gewesen sein. Anlass für den Verdacht gaben "seltsame Lungenentzündungen", die Ärzte in Norditalien bereits im November beobachtet hatten.

Auch die hohen Todeszahlen und die Wucht, mit der die Pandemie in dem Land wütete, schienen den Verdacht zu bestätigen. Belege gab es dafür jedoch nicht. Das ändert nun eine Studie.

Eindeutige Daten

Wie Italiens nationales Gesundheitsinstitut ISS mitteilt, wurde das Virus in Abwasserproben der beiden norditalienischen Großstädte Mailand und Turin nachgewiesen, die bereits von Dezember stammen. In Bologna wurde das Virus außerdem in einer Wasserprobe entdeckt, die von Ende Januar stammt.

"In den gleichen Städten wurden in den Folgemonaten Jänner und Februar 2020 ebenfalls positive Proben gefunden, während die Proben vom Oktober und November 2019 sowie alle Kontrollproben negative Ergebnisse ergaben", erklärt ISS-Wissenschaftlerin Giuseppina La Rosa.

Auch in Frankreich und Spanien frühere Fälle

Laut ISS-Mitteilung helfen die Erkenntnisse, mehr über die Anfänge des Coronavirus in Europa zu verstehen. Diese liegen offenbar deutlich früher als bisher angenommen – und das nicht nur in Italien.

So hat Sars-CoV-2 auch Frankreich nicht erst im Januar erreicht, wie man lange dachte. Das hatten Untersuchungen des Spitals Jean-Verdier zu Tage gefördert. Dieses hatte Proben von 24 Patienten mit Lungenentzündung nochmals getestet. Dabei fiel eine Probe vom Dezember 2019 positiv aus.

Auch Forscher aus Spanien konnten zwischenzeitlich nachweisen, dass im Abwasser von Barcelona Spuren des Coronavirus enthalten waren, lange bevor dort die ersten Fälle gemeldet wurden.