Oberösterreich
"In Bedrängnis" – Pflege für viele kaum mehr leistbar
Pflege geht ordentlich ins Geld. Ab 2023 wird sie noch einmal teurer. Die Rufe nach finanzieller Unterstützung werden jetzt immer lauter.
Alleine in Oberösterreich sind rund fünf Prozent Menschen auf finanzielle Hilfe für Betreuungsmaßnahmen angewiesen. Das Bundes-Pflegegeld ist für sie eine wichtige Unterstützung, um Selbstbehalte erträglicher zu machen.
Die Hiobsbotschaft: Im kommenden Jahr werden die Selbstbehalte für mobile Dienste erhöht – um voraussichtlich 5,8 Prozent.
"Kaum zu stemmende Herausforderung"
Das entspricht exakt jenem Wert, um den die Pensionen angehoben werden, rechnet die Arbeiterkammer vor. Sie befürchtet, dass damit mehr und mehr Menschen angesichts der allgegenwärtigen Teuerung in finanzielle Bedrängnis geraten.
AK-Oberösterreich-Präsident Andreas Stangl spricht von einer "kaum zu stemmenden Herausforderung". "Denn Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen sind besonders stark von der höchsten Teuerung seit 70 Jahren betroffen", sagt er.
Mehr als 70.000 Menschen betroffen
Über 70.000 vor allem ältere Menschen in Oberösterreich brauchen Unterstützung durch Pflege im Alltag.
Der Großteil von ihnen lebt zuhause und wird oft von Angehörigen betreut.
In sieben von zehn Fällen sind es Frauen, die die Pflege-Arbeit übernehmen.
Hilfe erhalten sie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der mobilen Pflege und Betreuung.
Für diese wichtigen Angebote müssen Bedürftige selbst einen einkommensabhängigen Beitrag als Selbstbehalt leisten.
"Nur Tropfen auf dem heißen Stein"
Die ins Spiel gebrachte automatische Anpassung des Pflegegeldes an die Inflation helfe nur wenig. Auch der angekündigte Angehörigenbonus des Bundes in der Höhe von monatlich 125 Euro ist für Stangl "nur ein Tropfen auf dem heißen Stein". Seit der Einführung 1993 sei beim Pflegegeld ein Wertverlust von 37 Prozent entstanden. Die jetzige Inflationsanpassung lindere diesen Verlust nur teilweise, so der AK-Chef.
Höhere Selbstbehalte würden zusätzlich dazu führen, dass sich Pflege und Betreuungsarbeit weiter ins Private verlagere. "Das hat besonders auf berufstätige Frauen einen negativen Effekt", kritisiert Stangl. Eine Untersuchung des SORA-Instituts zeige, dass pflegende Angehörige psychisch stärker belastet sind als nicht pflegende Personen.
Mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Pflegenden gab an, sich niedergeschlagen und depressiv zu fühlen. Dieser Aussage stimmte weniger als ein Viertel jener zu, die niemanden zu betreuen haben.
So wenig bleibt vom 2.000-Euro-Bonus
Mit 2.000 Euro wurde eine Bonus-Zahlung für Beschäftigte in der Pflege angepriesen. Erste Gehaltszettel haben jetzt aber gezeigt, wie wenig tatsächlich davon übrig bleibt.
Auch von der Ärztekammer Oberösterreich hagelte es heftige Kritik: Auf die Mediziner sei vergessen worden.