"Dunkel, keine Decken"
In Afghanistan gefangen – rechtsextremer Wiener jammert
Der Blogger und Lehrer in Pension (84) wollte zeigen, dass Afghanistan sicher ist und wurde von den Taliban entführt. Nun jammert der Wiener in Haft.
Seit einem halben Jahr sitzt Herbert F. (84) in einem Taliban-Kerker in Kabul: Der rechtsextreme Blogger aus Wien war trotz Warnungen in das islamistische Land am Hindukusch gereist. Damit hatte er zeigen wollen, dass Afghanistan entgegen der Meinung von Experten ein sicheres Herkunftsland sei und man Flüchtlinge ohne Bedenken dorthin abschieben könne – und bewies das genaue Gegenteil.
Österreicher von Taliban entführt
Festnahme und Folgen
- Österreich-NewsBekannter Rechtsextremer aus Österreich in Taliban-Haft12. Juni 2023
- Österreich-NewsTaliban verschleppen österreichischen Rechtsradikalen15. Juni 2023
- PolitikFPÖ-Mann Mölzer trifft sich mit Taliban-Regime25. September 2023
- Politik"Dilettantisch", "Risiko" – Minister zerlegt Kickl-FPÖ26. September 2023
- PolitikKickl über Taliban-Besuch: "Unglaubliche Dummheit"27. September 2023
- PolitikTaliban-Besuch– auch Grazer FPÖ-Chef sollte mitfahren28. September 2023
- PolitikMölzer verteidigt Taliban – und nimmt Kickl nicht ernst01. Oktober 2023
- PolitikTaliban-Reise: Kickl jetzt im Visier des Parlaments02. Oktober 2023
Petition für Verhandlungen gestartet
Denn der pensionierte Lehrer und bekannte Rechtsextremist wurde mit fadenscheiniger Begründung vor Ort entführt, festgenommen und sitzt seither in Gefangenschaft – unter menschenunwürdigen Bedingungen, wie seine Familie nun öffentlich macht. Auf "openpetition.eu" startete die Tochter des Inhaftierten nun eine Petition, die sich für umfassende Freilassungsbemühungen durch das österreichische Außenministerium einsetzt. "Die Familie macht sich große Sorgen um ihren Vater, Bruder, Großvater und Urgroßvater", heißt es in der Begründung.
Herbert F. jammerte wohl über seine karge Zelle ohne Tageslicht, in der er auf einer Matratze am kalten Boden und ohne Decken liegen müsse. "Hilfslieferungen, wie dringend notwendige Medikamente zur Blutverdünnung, kommen nicht an", warnt die Familie. Außerdem sei das Hörgerät des 84-Jährigen kaputtgegangen – "ohne Hörgerät könnte er bald taub werden", befürchten die Angehörigen.
Wegen "Spionage" droht Todesstrafe
Dem Österreicher, dem von der dort regierenden Terror-Organisation "Spionage" vorgeworfen wird, droht im schlimmsten Fall die Todesstrafe. Er gilt als zentrale Figur der rechtsextremen Szene. In den 1960er Jahren hatte er die später verbotene Nationaldemokratische Partei mitbegründet, betrieb zuletzt einen Telegram-Kanal und hetzerischen Blog im Internet.
Es wird gemunkelt, dass der verstörende Taliban-Trip von FPÖ-Urgestein Andreas Mölzer nach Afghanistan ebenfalls zum Zweck hatte, über eine Freilassung des inhaftierten Rechtsextremen zu verhandeln – offenbar ohne Erfolg. Nun soll die Online-Petition die Befreiung des 84-Jährigen vorantreiben – es wurden bereits 50 Unterstützungserklärungen gesammelt.