Wien
Impf-Gegner wollen linke Klima-Demo kapern
Nach der Räumung des Stadtstraßen-Protestcamps wird zur Demo vor der SPÖ-Zentrale aufgerufen. Impf-Gegner wollen das Event sprengen.
Nach der turbulenten Räumung der "Wüste", wie das Protestcamp an der U2-Hausfeldstraße genannt wurde, dürfte es am Abend in ähnlicher Manier in der Wiener City weitergehen. Wer die Geschehnisse des Vormittags verpasst hat, findet hier eine kurze Zusammenfassung. Unterdessen folgten den Worten auch bereits Taten, schon am Vormittag wurden hunderte Bäume gerodet.
Aktivisten werfen der Polizei bei der Räumung unverhältnismäßige Härte vor. Das begann beim Sperren sämtlicher Öffis um das Camp und gipfelte im Pfeffersprayeinsatz seitens der Beamten (wodurch zwei Polizisten verletzt worden sein sollen). Ein Fotograf berichtet, er sei trotz Presseausweises zu Boden gerissen und verletzt werden.
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Antifa-Protest
Noch während der Einsatz lief, wurde eine spontane Demonstration vor der SPÖ-Zentrale auf 18 Uhr angesetzt. "Vor 10 Tagen haben wir trotz aufrechter Klagsdrohungen das Gespräch mit der Stadtregierung gesucht. Ulli Sima hat dabei klar zu verstehen gegeben, dass die Stadt nicht bereit ist, über klimagerechte Alternativen zu reden", erklärt Jugendrat-Sprecherin Lena Schilling und ergänzt: "Dass Michael Ludwig am heutigen Tag so tut, als ginge es ihm um klimagerechte Mobilität und Stadtentwicklung, ist heuchlerisch."
Mit der Kundgebung vor der Zentrale der SPÖ Wien in der Löwelstraße will man gegen das "antidemokratische und autoritäre" Vorgehen der Wiener Stadtregierung protestieren. Dort soll es Reden von Sprechern verschiedener Bewegungen (Fridays for Future, etc.) und Wissenschaftler geben. Auch autonome, antifaschistische und linksextreme Gruppen rufen zur Teilnahme auf, um ein Zeichen gegen den "automobilen Kapitalismus" und für Klimagerechtigkeit zu setzen.
Impfgegner erwartet
Wenige Stunden später dann die unerwartete Wendung. Nachdem den Impfgegnern in den vergangenen Wochen keine größere Mobilisierung gelang und die Demonstrationen unter den Erwartungen zurückblieben, wollen sie die heutige, fremde Versammlung offenbar für ihre Zwecke nutzen.
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Auf Telegram finden sich zahlreiche Aufrufe, ebenfalls am Protest vor der SPÖ-Zentrale teilzunehmen, um gegen die Rolle der SPÖ bei Impfpflicht und Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. Entsprechende Nachrichten finden sich in Kanälen mit zigtausenden Mitgliedern, werden laufend weiterverbreitet. "Nicht nur wegen der brutalen Klimacamp-Räumung", sondern insbesondere wegen des "SPÖ-Terrors in Wien durch Ludwig", heißt es dort etwa.
Ein Aufeinandertreffen der grundsätzlich links eingestellten Klimabewegung und der strukturell rechtsextremen Impf- und Maßnahmengegner könnte einiges an Zündstoff bergen.