Gesundheit
Studien zeigen: Immunreaktion verändert Körpergeruch
Studien zeigen, dass sich Erkrankungen durch den Körpergeruch äußern. Ein Therapieansatz der Zukunft?
Finnland war der Vorreiter und setzt beim Coronatest auf Spürhunde. Am Flughafen in Helsinki erschnüffeln Hunde erfolgreich, ob Reisende mit Covid-19 infiziert sind. Eine Geruchsprobe von einem Stück Stoff reicht, damit trainierte Hunde COVID-19 erschnüffeln. Die Treffsicherheit liegt bei fast 100 Prozent.
Auch in Österreich werden so genannte "Corona-Hunde" ausgebildet. In einem Pilotprojekt hat das Bundesheer Hunde, die sonst Bomben oder Drogen aufspüren, dazu ausgebildet, mit dem Coronavirus infizierte Menschen zu erschnüffeln.
Dabei erschnüffelt der Hund nicht das Virus selbst, sondern die Stoffe, die der Erkrankte ausatmet oder über die Haut ausscheidet. Er reagiert sozusagen auf die Immunantwort, die der menschliche Körper, der mit dem Virus konfrontiert ist, aussendet. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Hund schätzungsweise eine Million verschiedene Gerüche unterscheiden kann, der Mensch dagegen "nur" 10.000.
Immunantworten führen zu unterschiedlichen Körpergerüchen
Das Gesundheitsportal der deutschen Apotheker berichtet von US-Forschern, die mit Mäusen experimentierten und deren Studien zufolge manche Krankheiten den Geruch des Menschen verändern. Auch eine Immunreaktion, wie sie nach einer Impfung auftritt, verändert ihnen zufolge den Körpergeruch. Das berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Physiology and Behavior. Das könnte ermöglichen, das Immunsystem von außen abzuhören und so Krankheiten zu erkennen, noch bevor sich die ersten Symptome zeigen. In Versuchen hatten sie Mäuse darauf trainiert, verschiedene Uringerüche von Artgenossen zu erkennen. Anhand des Urins sollten sie unterscheiden, welche der Mäuse zuvor gegen Tollwut oder das West-Nil-Virus geimpft worden waren, welche mit einem Bakterientoxin, das die Immunabwehr aktiviert, behandelt worden waren und welche keinerlei Behandlung erhalten hatten.
Es zeigte sich, dass die trainierten Mäuse in der Lage waren, den Urin von behandelten und nicht behandelten Mäusen zu unterscheiden. Darüber hinaus konnten sie auch zwischen einer Tollwut- oder West-Nil-Impfung einerseits und der Behandlung mit dem Bakterientoxin andererseits unterscheiden. Das deutet darauf hin, dass verschiedene Immunantworten zu unterschiedlichen Körpergerüchen führen, so die Forscher. „Es ist wahrscheinlich, dass auch Menschen das Potenzial haben, solche Informationen in ähnlicher Weise zu vermitteln“, so Verhaltensbiologe Gary Beauchamp vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia. Doch sei noch mehr Forschungsarbeit nötig, um herauszufinden, inwieweit die gefundenen auf Menschen übertragbar seien und ob daraus Methoden zum Aufspüren von Krankheiten entwickelt werden könnten.
Studie: Krankheiten am Gesicht erkennen
Auch Wissenschaftler des Karolinska Instituts in Stockholm fanden in einem Experiment heraus, dass wir die Anfänge einer Krankheit in unseren Mitmenschen sehen und riechen können. Dazu bekamen Probanden einen Krankheitserreger injiziert, der für ein paar Stunden Müdigkeit, Gliederschmerzen und leichtes Fieber auslöste. Probanden der Kontrollgruppe bekamen eine Kochsalzlösung injiziert, die keine Immunreaktion auslöst. Alle Probanden trugen daraufhin für einige Stunden Einlagen unter den Achseln, die ihren Körpergeruch einfingen. Zudem machten die Wissenschaftler Fotos von ihren Gesichtern.
Eine dritte Gruppe von Testpersonen hatte nun die Aufgabe, an den Schweißeinlagen zu riechen und sich die Fotos der Studienteilnehmer anzusehen. Dann machten sie Angaben darüber, mit welchen Personen sie gerne befreundet wären und mit welchen lieber nicht.
Das Ergebnis: Die Testpersonen wollten nicht mit den infizierten Personen befreundet sein. Gesunde Probanden wirkten deutlich sympathischer auf sie. Die Geruchsprobe bestätigte das Ergebnis: Die Testpersonen konnten die Aktivität des Immunsystems bereits zwei Stunden nach der Injektion sehen und riechen – noch bevor die betroffenen Personen die Symptome bemerkten.
Geruch von Blasenentzündung, Mandelentzündung und Leberschaden
Auch andere Erkrankungen machen sich durch einen veränderten Geruch bemerkbar. So kann sich eine Blasenentzündung durch streng riechenden Urin des Betroffenen äußern. Sind die Mandeln entzündet, kann sich dies durch süßlichen Geruch des Atems bemerkbar machen, der von Bakterien verursacht wird. Wer Probleme mit der Leber hat, dessen Haut riecht meist sehr beißend aufgrund des Ammoniaks. Eine gesunde Leber kann den Stoff in einen Harnstoff verwandeln, was im Falle von Leberproblemen nicht vollständig funktioniert. Das Ammoniak-Gas gelangt über den Blutkreislauf als Ausdünstung der Haut in die Luft. Auch der Urin-Geruch kann auf einen Leberschaden hinweisen. Auch dabei handelt es sich um Ammoniak. Das berichtet die "Rheinische Post" unter Berufung auf Aussagen von Martin Strauch vom "Berufsverband Deutscher Internisten".