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Immer mehr psychisch Kranke wegen Cannabis
Eine Studie zeigt: Menschen, die oft Cannabis konsumieren, haben häufiger Psychosen. Dass das Gras immer mehr THC enthält, verstärkt das Problem.
Eine neue Studie fügt sich ein in eine Reihe von Untersuchungen, die auf einen Zusammenhang zwischen dem häufigen Konsum von hochpotentem Cannabis und Psychosen hindeuten. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Marta Di Forti vom King's College London sammelte an elf Zentren in Europa und Brasilien Daten von 901 Patienten zwischen 18 und 64 Jahren, die mit einer ersten Psychose-Episode in Behandlung kamen.
Parallel verwendeten die Forschenden die Informationen von 1.237 Menschen ohne Psychose als repräsentative Stichprobe der jeweils lokalen Bevölkerung als Kontrollgruppe. Bei den Patienten wurde erhoben, wie oft und welches Cannabis sie konsumiert hatten. Dann wurden zwei Gruppen nach dem THC-Gehalt (weniger oder mehr als zehn Prozent) gebildet.
Drei- bis fünfmal häufiger
Patienten, die täglich Cannabis konsumierten, erkrankten dreimal häufiger an Psychosen als Nicht-Konsumenten. Das stieg bis fast auf das Fünffache beim täglichen Konsum von hochpotentem Cannabis mit einer THC-Konzentration von mehr als zehn Prozent, so die Wissenschaftler.
Die rechtliche Situation in Österreich ist davon geprägt, dass Cannabis seit 1961 in der UN-Konvention über Betäubungsmittel gleichwertig mit gefährlichen Drogen wie Kokain oder Heroin genannt und verfolgt wird.
Doch im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation WHO scheint nun ein Durchbruch zur Normalisierung der Situation um Cannabis gekommen. In einem Schreiben an UNO schlägt die WHO den Mitgliedsstaaten vor, Cannabis in der genannten Konvention von Stufe 4 auf Stufe 1 herabzustufen und weiters CBD aus der Konvention zu streichen und für den freien Markt zugänglich zu machen. (Bild: Reuters)
Würde das hochpotente Cannabis vom Markt verschwinden, würde die Psychose-Rate rechnerisch um 12,2 Prozent sinken. In Amsterdam sogar um bis zu 50 Prozent und in London um 30 Prozent.
Für sich allein genommen kann die Studie, die im Fachjournal "The Lancet Psychiatry" erschienen ist, zwar nicht abschließend belegen, dass der Cannabis-Konsum die Ursache für das Auftreten der Psychose war. Allerdings mehren sich die Hinweise auf einen ursächlichen Zusammenhang. So hatten beispielsweise Schweizer Forscher mit internationalen Kollegen 2017 mithilfe großer Datensätze nachgewiesen, dass Cannabis-Konsum das Schizophrenie-Risiko erhöht.
Vorsicht bei Legalisierung
Dieter Meyerhoff von der University of California in San Francisco wertet die neue Studie als wichtige Nachricht für die öffentliche Debatte über die Legalisierung von Cannabis: Bevor Cannabis legalisiert werde – und in vielen Ländern sei es schon legal – sollte die Gesellschaft sich über die Konsequenzen für das individuelle und allgemeine Gesundheitsbild im Klaren sein.
"Leider wissen wir heute als Gesellschaft immer noch viel zu wenig über die langfristigen gesundheitlichen Konsequenzen von unkontrolliertem Cannabis-Konsum, speziell bei Teenagern und jungen Erwachsenen", erklärte Meyerhoff.
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(fee)