Wien
"Immer mehr Lehrer verlassen Wien wegen Parkpickerl"
Durch das Parkpickerl droht den Wiener Pflichtschulen ein akuter Personalmangel, warnt die FCG in einem Offenen Brief. Und fordert einen Runden Tisch.
"Die Anfragen, aus Wien nach Niederösterreich zu wechseln, sind laut dem niederösterreichischen Bildungsdirektor Johann Heuras durch die Einführung des flächendeckenden Parkpickerls in Wien ab 1.März 2022 deutlich gestiegen", erklärt Wiens oberster Pflichtschullehrergewerkschafter Thomas Krebs von der Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter (FCG). Auch "Heute" gegenüber bestätigte die niederösterreichische Bildungsdirektion vermehrte Anfragen aus Wien, wir haben berichtet.
Gewerkschafter fordert Runden Tisch mit der Stadt
In einem Offenen Brief wendet sich Krebs nun an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos). Darin fordert er die Stadtregierung auf, ihre "Tatenlosigkeit zu beenden" und die Einberufung eines Runden Tischs: "Setzen Sie sich mit uns an einen Tisch, um endlich das Gespräch aufzunehmen und gemeinsam Lösungen gegen den aktuellen Personalnotstand in Wiener Pflichtschulen zu finden", so Krebs.
Der Gewerkschafter könne Ludwig und Wiederkehr den Vorwurf nicht ersparen, dass sie "tatenlos zusehen, wie täglich eine oder mehrere Wiener Pflichtschulpädoginnen und Pflichtschulpädagogen den Dienst in Wien auflösen und Wien verlassen", so Krebs.
Auch die ÖVP Wien fordert seit längerem eine Parkpickerl-Ausnahme für Lehrer. Bei der Stadt stieß dieser Wunsch aber auf taube Ohren. Auf "Heute"-Nachfrage erklärte die für das Parkpickerl zuständige MA46: "Klassifizierungen nach Berufsgruppen sind nicht möglich".
Lehrerabgänge auch nach Neuverteilung der Planstellen
Kritik übt Krebs auch an der Neuverteilung der Planstellen für die Wiener Pflichtschulen. Wie die 12.500 Lehrer an die 450 Wiener Pflichtschulen verteilt werden, hatten Wiederkehr und der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer im Juni 2021 präsentiert. Das hatte prompt für Proteste gesorgt, wir haben berichtet.
Auch dadurch seien Wien Lehrer abhandengekommen, so Krebs in seinem Offenen Brief. "Es ist Ihnen wahrscheinlich noch in guter Erinnerung, dass voriges Jahr die von Ihnen verantwortete Behörde Bildungsdirektion Wien nicht in der Lage war, die Ressourcen zeitgerecht, transparent und fair an die Schulen für eine gesicherte Planung zu vergeben. Das hat auch einen unnötigen zusätzlichen Abgang von vielen KollegInnen bewirkt. Ich fordere Sie daher auf, auf den Bildungsdirektor Heinrich Himmer soweit einzuwirken, dass heuer die Ressourcenvergabe so durchgeführt wird, dass sich erstens jeder auskennt und zweites somit aus diesem Anlass weitere Personalabgänge vermieden werden", fordert Krebs.