Personaler fassungslos

Immer mehr Junge kommen in Jogginghose zur Bewerbung

Ein Personalvermittler packt aus über die gröbsten Fehler bei der Bewerbung und verrät, worauf die Unternehmen besonders achten.
01.03.2025, 07:09

Was schreibe ich in meinen Lebenslauf? Überprüfen mögliche Arbeitgeber wirklich meine Profile in den sozialen Medien? Sich für einen Job zu bewerben, wirft viele Fragen auf.

Bruno Flütsch arbeitet bei Career Fairy, einem ETH-Start-up, das rund 100.000 Studierende mit über 300 Unternehmen wie etwa Google, McKinsey oder der ABB verbindet. Aus seiner Arbeit hat er die wichtigsten Einblicke gesammelt, wie die besten Chancen bei der Bewerbung erreicht werden können.

Ja, sie schauen auf dein Social-Media-Profil

Für viele gilt: Arbeit und Privates gehören getrennt. "Work-Life-Balance" ist wohl eines der wichtigsten Themen für Arbeitnehmende. Nicht so beim Bewerbungsprozess. "Verschiedene Recruiterinnen und Recruiter betonen, dass ein professionelles Auftreten auf den sozialen Medien von großer Wichtigkeit ist", so Flütsch.

Recruiter schauen sich das Social-Media-Profil der Bewerbenden genau an.
Unsplash

Studien zeigen zudem, dass im Umkehrschluss ein negatives Auftreten auch schnell mal die Chancen ruinieren kann. 57 Prozent der befragten Talentsuchenden, die via Social Media nach Kandidaten suchen, berichten, bereits Inhalte gefunden zu haben, aufgrund derer sie Kandidaten nicht eingestellt haben.

Linkedin ist nicht nur für Pseudoentrepreneure

Das Social-Media-Portal für Professionelle spaltet die Meinungen. Einige sehen es als hilfreiches Mittel, um ein Netzwerk aufzubauen. Anderen schaltet es ab, wie so manch einer dort wirklich alles und jeden – ob Videospiele oder Marathonläufe – in Verbindung mit seinem Beruf bringt.

Doch für die zweite Gruppe hat Flütsch schlechte Nachrichten: "Eine schnelle Beförderung ist um bis zu 25 Prozent wahrscheinlicher, wenn der Berufseinsteiger bereits in eine eigene Personenmarke investiert." Dazu gehört also auch der gelegentliche Linkedin-Post.

Kleider machen Leute

Der erste Eindruck beim Bewerbungsgespräch beeinflusst den Entscheid des Recruiters stark. "In einem kürzlich geführten Gespräch erwähnte ein Recruiter, dass es besorgniserregend sei, dass immer mehr Personen in Jogginghosen oder anderer unangebrachter Kleidung zum Vorstellungsgespräch erscheinen", erzählt Flütsch.

Recruiter erwarten von Kandidaten, dass sie sich für das Vorstellungsgespräch angemessen kleiden. Ein kompletter Anzug mit Krawatte und Lackschuhen muss es also nicht unbedingt sein, aber wer sich etwas herausputzt, könnte seine Chancen markant steigern.

Hobbys können den Unterschied machen

Im Lebenslauf die ewige Frage: Welche Hobbys gebe ich an? Werden die überhaupt gelesen? Ja, antwortet Flütsch klar. "Hobbys im Lebenslauf können im Recruiting-Prozess eine Rolle spielen – allerdings nur, wenn sie authentisch und aussagekräftig sind."

Ein Recruiter habe etwa von einem Fall berichtet, in dem eine Person "Architektur" lediglich als dekoratives Element in den Lebenslauf aufgenommen hatte – und beim Nachfragen ins Straucheln geriet. Auch mit kontrovers betrachteten Hobbys, wie etwa Jagen, sollten Bewerbende besser bis nach dem Kennenlernen warten.

Was darf also in den Lebenslauf geschrieben werden? Authentische Hobbys, die möglichst klar definiert werden. Statt "Reisen" sollte etwa die Anzahl bereister Länder erwähnt werden. "Auch Hobbys, in denen Bewerbende Teamfähigkeit unter Beweis stellen, sind wertvoll."

Lieber einmal zu viel bewerben

Die Stelle scheint spannend, aber die Anforderungen sind hoch? Trotzdem bewerben, rät Flütsch. Wenn man etwa 50 bis 60 Prozent der Anforderungen erfüllt, lohne es sich, sich zu bewerben. "Persönlichkeit ist wichtig, und fachliche Fähigkeiten kann man lernen – also lieber einmal zu viel bewerben."

Auch wenn nicht alle Anforderungen erfüllt werden, könnte sich eine Bewerbung lohnen.
Getty Images

Spannend dabei: "Ein Insight von Hewlett-Packard zeigt, dass Frauen sich nur dann um eine Beförderung bewarben, wenn sie 100 Prozent der Anforderungen erfüllten, während Männer sich auch dann bewarben, wenn sie nur 60 Prozent der Anforderungen erfüllten."

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 01.03.2025, 12:56, 01.03.2025, 07:09
Weitere Storys
Es gibt neue Nachrichten auf Heute.atZur Startseite