Wien

Im Supermarkt "Mila" packt jeder selbst mit an

In Ottakring eröffnet Wiens erster Mitmach-Supermarkt. Das Konzept: Die Mitglieder sind gleichzeitig Eigentümer und helfen im eigenen Markt aus.

Yvonne Mresch
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Im eigenen Supermarkt einkaufen? In Ottakring ist das bald Realität. In der Haberlgasse eröffnet Wiens erster Mitmachsupermarkt. 
Im eigenen Supermarkt einkaufen? In Ottakring ist das bald Realität. In der Haberlgasse eröffnet Wiens erster Mitmachsupermarkt. 
Sabine Hertel

Von New York City in die Haberlgasse: Nach dem großen US-amerikanischen Vorbild eröffnet im Herzen Ottakrings der erste Mitmachsupermarkt Wiens. In den 45 Quadratmeter großen Räumlichkeiten eines ehemaligen Greisslers zieht "Mila" ein. Das Konzept: Wer einkaufen möchte, kann sich als Vereinsmitglied anmelden, zahlt einen Beitrag von 24 Euro (12 Euro ermäßigt) im Jahr und wird dadurch praktisch zum Miteigentümer. Jedes Mitglied sollte drei Stunden im Monat mit anpacken: Beim Einräumen der Regale, im Verkauf oder bei Reinigungstätigkeiten. 

Die Meinung der Mitglieder zählt

Für ihren Beitrag und ihr Engagement erhalten die Mitglieder laut Vorstand hochqualitative Produkte zu fairen Preisen ohne unglaubwürdigen Werbeversprechen, Transparenz und ein gewisses Mitspracherecht – sie dürfen sich nämlich Produkte wünschen. Auf Profit ist der Verein nicht aus, wie Gründungsmitglied Brigitte (39) erklärt: "Die Gewinne werden sofort reinvestiert. Und sollte es wirklich so gut laufen, dass etwas übrig bleibt, sinken eben die Preise." Verkauft wird mit einem Aufschlag von 20 bis 30 Prozent, darüber weiß jeder Bescheid. Anders als in herkömmlichen Supermärkten, wie Brigitte erzählt: "Dort ist der Aufschlag eines der am besten gehüteten Geheimnisse."

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    Vorstandsmitglied Brigitte (39) freut sich auf den Start am 13. Mai.
    Vorstandsmitglied Brigitte (39) freut sich auf den Start am 13. Mai.
    Sabine Hertel

    Von "Mafia-freier Tomatensoße" bis zum fairen Käse

    Über 200 Produkte bietet der Markt derzeit an. Kriterien wie Regionalität, Saisonalität, Umweltschutz, Verpackungsvermeidung und Tierwohl stehen beim Einkauf ganz oben auf der Liste. Das bedeute jedoch nicht, dass alles "bio und teuer" ist, betont Brigitte. "Wir wollen mit Mila jeden ansprechen, nicht nur gewisses Klientel. Wir haben viele Bio-Produkte, aber auch Preiswerteres im Sortiment." Zu kaufen gibt es zum Teil auch Lebensmittel, die sonst kaum zu bekommen sind – wie etwa die "Mafia-freie Tomatensoße" oder den "Kaslabn"-Käse aus einer fairen Käserei in Kärnten. In der Mitte des Raumes gibt es jede Woche einen "Mini-Bauernmarkt" mit frischem Obst und Gemüse. Und eines darf nicht fehlen: "Irgendwann wird es auch Manner-Schnitten geben. Daran kommt man im 16. Bezirk nicht vorbei", lacht Brigitte. 

    Studenten und Pensionisten helfen hier zusammen

    Der Shop in der Haberlgasse, der mit 23.500 Euro aus dem Crowdfunding finanziert wurde, fungiert aber lediglich als Zwischenstation. In zwei bis drei Jahren soll ein "richtiger Supermarkt" her, so Brigitte: "Jetzt testen wir Produkte und Prozesse, sind aber parallel auf der Suche nach einem 450 bis 600 Quadratmeter großen Standort in Wien." Bis es so weit ist, soll der Verein noch wachsen. 500 Mitglieder zählt er bisher, neun davon sind im Vorstand. Das Klientel ist bunt durchmischt: "Zu uns kommen Studenten und Pensionisten gleichermaßen. Unser jüngstes Mitglied ist 17 Jahre alt, der älteste Herr über 70", erzählt Brigitte. Manche kommen aus dem landwirtschaftlichen Bereich, andere von Menschenrechtsorganisationen, wieder andere direkt aus dem Handel. Alle arbeiten ehrenamtlich, erst im größeren Markt sind einige hauptamtliche Mitarbeiter geplant.

    Eröffnung am Freitag, 13. Mai

    "Mich hat der soziale Aspekt angesprochen", erklärt Franz (50), der kurz vor Start noch eifrig die letzten Regale einräumt. "Man lernt viele Leute kennen und ich kann mich mit dem Konzept gut identifizieren." Der 28-jährige Alex erfuhr über die Uni vom Projekt, kannte es jedoch zuvor bereits aus New York. Sein Beweggrund war die Leidenschaft zum Kochen: "Dafür brauche ich die richtigen Lebensmittel", sagt er. Eine weite Anreise hat Ulla (65) – sie wohnt in Bisamberg. "Ich fand das Konzept sehr interessant und bin schon seit 1,5 Jahren beim Verein", berichtet sie. 

    Wer das Projekt "Mila" unterstützen möchte, sollte vor allem eines: "Einkaufen", lacht Brigitte. Geöffnet ist immer freitags von 9 bis 19 Euro und samstags von 9 bis 18 Uhr. Am 13. Mai geht's los. Mehr Infos: www.mila.wien

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