Ukraine

Im Live-TV! Frustrierter Putin streitet mit Minister 

Bei Wladimir Putin liegen die Nerven blank. Das zeigen nicht nur seine Manöver am Schlachtfeld, auch öffentlich zeigt er sich immer öfter genervt.

Nicolas Kubrak
Beim russischen Präsidenten liegen die Nerven blank.
Beim russischen Präsidenten liegen die Nerven blank.
Screenshot Twitter

Der neueste Frust-Vorfall des Kreml-Despots ereignete sich vor wenigen Tagen im russischen Staatsfernsehen. Per Videokonferenz tauschte sich Putin – wie so oft – mit seinen Ministern über die aktuelle wirtschaftliche Lage im Land aus. Die Sitzungen werden werden im Staats-TV übertragen. Jene am Mittwoch war aber etwas anders.

Putin ärgert sich: "Dauert zu lange"

Bei der ersten Regierungssitzung in diesem Jahr berichtete der russische Handels- und Industrieminister Denis Manturow von der Produktion von Flugzeugen, Helikoptern und Schiffen. Doch plötzlich unterbrach Putin seinen Minister und beschwerte sich, dass einige Unternehmen für 2023 noch keine Staatsaufträge erhalten hätten. "Das dauert alles viel zu lange", ärgerte sich der Kreml-Chef. Er warf Manturow vor, bürokratische Verzögerungen bei der Bestellung ziviler und militärischer Flugzeuge zu verursachen.

Manturow versuchte Putin zu erklären, dass Russland wegen der Invasion in der Ukraine und den damit einhergehenden westlichen Sanktionen vor vielen Herausforderungen stehe. Die russische Luftfahrtindustrie müsse sich auf eine inländische Produktion umstellen, da man keinen Zugang zu westlicher Technologie hatte – und diese Hürde brauche Zeit.

"Warum stellen Sie sich dumm?"

Das schien Putin gar nicht zu interessieren. Er wurde in seinem Ton rauer, die Ungeduld und der Ärger mit Manturow waren seinem Gesichtsausdruck leicht zu entnehmen. "Warum stellen Sie sich dumm?", donnerte Putin und fragte bei seinem Minister nach: "Wann wird es Verträge geben?"

Manturow versicherte, dass man "in nächster Zukunft", alles tun werde, um die Verträge für die Produktion von Flugzeugen zu bekommen. Diese Antwort reichte dem Präsidenten aber nicht – dieser gab an, dass die Kontrakte innerhalb von einem Monat da sein müssen, "verstanden?", fragte er nach. "Ja", sagte ein eingeschüchterter Manturow .

Manturow war sein Liebling

Dieser Streit ist insofern überraschend, weil der russische Industrieminister bisher eigentlich zu Putins Lieblingen gehörte. Doch nun habe der Kremlchef seine Geduld verloren, schrieb Russland-Experte Anders Aslund auf Twitter. Er rechnet damit, dass Manturow nun gefeuert werden könnte – falls nicht, "wirkt das sehr schwach", kommentierte der Experte. 

Der russische Präsident ist bekannt dafür, Spitzenpolitiker des Landes öffentlich runterzuputzen. Vor Kriegsbeginn im Februar 2022 musste es der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Naryschkin, auf eigener Haut erleben. Er schlug Putin vor, den westlichen Ländern noch eine Chance zu geben, bevor man die Invasion starte. 

Laut Journalistin Emma Burrows schaffe Putin durch solche Auftritte eine "Kultur der Angst" in Russland. Um einer Rüge Putins zu entgehen, würden Probleme lieber vertuscht und Schuld von sich geschoben, konstatierte sie auf Twittter.

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