Anwalt finanzierte Ibiza-Video

"Ibiza"-Mastermind: Darum stellte er Strache die Falle

Fünf Jahre nach der Ibiza-Affäre packt der 'Organisator' des Videos aus. Die FPÖ-Polemik habe ihn angewidert, sagt der Wiener nun in einem Interview.

David Winter
"Ibiza"-Mastermind: Darum stellte er Strache die Falle
Die FPÖ-Polemik habe ihn angewidert, erklärte Ibiza-Drahtzieher Ramin Mirfakhrai nun im Interview.
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Das legendäre "Ibiza"-Video sorgte 2019 für einen Knalleffekt. Die heimlich gefilmten Videoaufnahmen besiegelten das Ende der Regierung von Sebastian Kurz (ÖVP) und den Freiheitlichen. Der damalige Vizekanzler Heinz Christian Strache und seine rechte Hand Johann Gudenus mussten nach dem Treffen mit einer angeblichen Oligarchennichte zurücktreten, noch heute ermittelt die Justiz. Nun bricht der Strippenzieher erstmals sein Schweigen.

Lange wurde spekuliert, wer neben Privatdetektiv Julian Hessenthaler hinter dem Video steckt. Er wolle sich erklären und mit den zahlreichen Mythen aufräumen, erklärte der Wiener Anwalt Ramin Mirfakhrai, warum er sich fünf Jahren nach der Ibiza-Affäre an die Öffentlichkeit wendet.

"Lehne ausländerfeindliche Haltung der FPÖ und deren Polemiken ab"

Das Knallvideo bezeichnete der Anwalt mit den Schwerpunkten Bauvorhaben und Immobilienprojekte als "zivilgesellschaftliches Projekt". Er sei antifaschistisch aufgewachsen, lehne Extremismus aller Art seit jeher ab, betonte nun der 48-Jährige im "Spiegel"-Interview. "Dazu kommt die ausländerfeindliche Haltung der FPÖ, deren Polemiken mich anwidern", erklärte der 48-Jährige seine Motivation.

Mirfakhrai schilderte auch, warum die Wahl auf Ex-Vizekanzler Strache fiel: Straches langjährigem Leibwächter und Fahrer habe sich ihm anvertraut und Belege zu Missständen in der FPÖ geliefert. Der Bodyguard habe von "Taschen voller Banknoten", und "mutmaßlicher Veruntreuung von Parteigeldern" berichtet. Bevor er dem Ex-Vizekanzler die Falle stellte, habe er die Behörden eingeschaltet, doch diese hätten nicht ermittelt, beteuerte Mirfakhrai.

Mit dem "Ibiza-Video" brachten Julian Hessenthaler und Ramin Mirfakhrai die ÖVP-FPÖ-Regierung zu Fall.
Mit dem "Ibiza-Video" brachten Julian Hessenthaler und Ramin Mirfakhrai die ÖVP-FPÖ-Regierung zu Fall.
Bild: picturedesk.com

"Hessenthaler ist der Vordermann und ich bin der Hintermann"

Gerüchte, wonach Geheimdienste oder andere Player im Hintergrund die Strippen gezogen haben sollen, verneint der Ibiza-Anwalt vehement. Das sei "absurd" und "abwegig". Es war "eine einmalige Gelegenheit, eine Veränderung in Österreich anzustoßen" und das "Projekt von zwei Menschen". "Wenn Sie so wollen, ist Hessenthaler der Vordermann und ich bin der Hintermann", führte Mirfakhrai weiter aus.

Über die vermeintlichen russischen Oligarchennichte will der Wiener Anwalt nicht sprechen. Sie sei nur am Rande involviert gewesen. Auch den Bodyguard von Strache, der ihn erst auf den Plan rief, habe er erst kurz vor Veröffentlichung des Videos eingeweiht.

In dem "Spiegel"-Interview will Mirfakhrai auch auf einen Verein aufmerksam machen, den er zusammen mit Ibiza-Kompagnon Hessenthaler, Medienhistoriker Hausjell und Wirtschaftsexpertin Ursula Bittner gegründet hat. "Die vergangenen fünf Jahre seit der Ibiza-Affäre haben gezeigt, dass die Ermittlungsbehörden in Österreich fast zwingend auf Hinweisgeber angewiesen sind", sagte Mirfakhrai. Anders als in Deutschland und der Schweiz würden Anlaufstellen für Whistleblower in Österreich aber fehlen. Mit dem Verein "Ans Licht!" wolle er Whistleblowern die Unterstützung bieten, die die Ibiza-Initiatoren nicht hatten.

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    Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Organisator des Ibiza-Videos, Ramin Mirfakhrai, erklärt in einem Interview, dass ihn die ausländerfeindliche Haltung der FPÖ angewidert habe und er sich antifaschistisch engagiere
    • Er betont, dass er die Falle für HC Strache gestellt habe, nachdem ihm ein Bodyguard belastendes Material über die FPÖ geliefert hatte
    • Mirfakhrai bestreitet Gerüchte über die Beteiligung von Geheimdiensten und möchte mit dem Interview auch auf einen von ihm gegründeten Verein für Whistleblower aufmerksam machen
    dkw
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