Trump vs. Harris
Hurrikan Milton könnte Einfluss auf US-Wahl nehmen
Hurrikan Milton und Helene verändern den Wahlkampf von Trump und Harris. Könnte ihre Reaktion das Resultat vom 5. November maßgeblich beeinflussen?
Während der Kampf um das Weiße Haus immer erbitterter geführt wird, ist der Südosten der USA schon zum zweiten Mal innert kurzer Zeit von einem zerstörerischen Unwetter heimgesucht worden. Hurrikan Milton traf in der Nacht auf Donnerstag in Florida auf Land und sorgte für Überschwemmungen und Zerstörung – nur zwei Wochen nachdem der Sturm Helene dort gewütet hatte. Weniger als vier Wochen vor der Präsidentschaftswahl sind viele Menschen in Not. So werden die Naturkatastrophen zum Thema, das sowohl Kamala Harris als auch Donald Trump in ihrem Wahlkampf nutzen.
Trump reiste nach Hurrikan Helene in die betroffenen Gebiete. Er nutzte die Tragödie, um der Regierung vorzuwerfen, beim Krisenmanagement zu versagen. Zuletzt erklärte er, die Antwort von Harris und Biden auf die in North Carolina angerichteten Schäden sei "komplett inkompetent". Auch behauptete er, der republikanische Gouverneur von Georgia, Brian Kemp, habe erfolglos versucht, Präsident Biden zu erreichen. Diese Anschuldigungen an Biden dementierte Kemp daraufhin.
Harris: "Trump nutzt Hurrikan für politische Spielchen"
Auch Kamala Harris traf sich nach Hurrikan Helene mit Opfern in den wichtigen Swing States Georgia und North Carolina und betonte die umfassende Unterstützung der Regierung und privater Organisationen. Mit Blick auf die Behauptungen Trumps sprach die Vizepräsidentin von einem "Gipfel der Verantwortungslosigkeit". Menschen verlieren ihr Zuhause und Trump nutze die Situation für politische Spielchen.
Mit Hurrikan "Milton" in Florida gehen diese "politischen Spielchen" wieder von vorne los. Berichten zufolge lehnte Floridas Gouverneur Ron DeSantis Anrufe von Harris ab, da er politische Motive dahinter vermutete. Auch weigerte er sich, gemeinsam mit Präsident Biden aufzutreten.
"Solche Katastrophen können Resultat stark beeinflussen"
Das zeigt laut US-Experte Louis Perron deutlich, welche Bedeutung die beiden Kandidaten "Helene" und "Milton" geben. Wie die Vergangenheit zeigt, können solche Katastrophen den Wahlkampf und auch das Resultat stark beeinflussen: "Amtierende Regierungen können bei Fehltritten für ihr Krisenmanagement kritisiert werden, wie es George W. Bush 2005 nach Hurrikan Katrina erging", erklärt Perron. Oder sie könnten dadurch einen Wahlsieg erringen, wie Barack Obama beim Hurrikan Sandy 2012, als er mit einem überparteilichen Schulterschluss überzeugte.
Diese Hurrikane beeinflussten US-Wahlkämpfe
2005: Hurrikan Katrina in New Orleans: Die verheerende Katastrophe führte zu über 1800 Toten und massiven Zerstörungen. Präsident George W. Bush wurde damals scharf für sein Krisenmanagement kritisiert, besonders für die späte Reaktion und das berühmte Foto, das ihn von Air Force One aus die Zerstörung betrachtend zeigte. Diese schadeten seiner Popularität.
2008: Hurrikan Gustav in der Karibik: Inmitten des Wahlkampfs sorgte der Sturm dafür, dass die Republikaner große Teile ihres Parteitages absagten. John McCain, damals Präsidentschaftskandidat der Republikaner, forderte eine überparteiliche Reaktion, was jedoch keinen nennenswerten Einfluss auf das Wahlergebnis hatte, so das US-Newsportal NPR. Barack Obama erreichte schlussendlich den Wahlsieg.
2012: Hurrikan Sandy in New Jersey: Eine Woche vor der Wahl traf der Sturm die Ostküste der USA. Präsident Barack Obama wurde für sein Krisenmanagement gelobt, insbesondere für seine Zusammenarbeit mit dem republikanischen Gouverneur Chris Christie. Das könnte seine Wiederwahl beeinflusst haben.
2017: Hurrikan Maria in Puerto Rico: Unter Präsident Donald Trump wurde das langsame und unzureichende Krisenmanagement scharf kritisiert. Speziell Trumps Auftritt, bei dem er in Puerto Rico Papierhandtücher ins Publikum warf, sorgte laut NPR für Empörung.
"Amtierender Präsident hat jeweils die Chance, sich in Szene zu setzen"
Dass die aktuellen Hurrikane den Wahlausgang tatsächlich maßgeblich beeinflussen werden, bezweifelt Perron jedoch: "Während diesem Wahljahr ist so viel passiert wie etwa das Attentat auf Trump und trotzdem ist das Rennen erstaunlich stabil." Weiter meint Perron, dass sich weder Trump noch Harris bisher mit Bezug auf die Krisenkommunikation klar voneinander absetzen konnten: "Grundsätzlich hat der amtierende Präsident bei Naturkatastrophen die Möglichkeit, sich in Szene zu setzen." Da Harris aber "nur" als Vizepräsidentin amtiert, sei das für sie schwieriger.
Trump bleibe nur die Möglichkeit, Mitgefühl zu zeigen und Kritik am Krisenmanagement der Regierung zu üben. "Er kann wenig konkrete Hilfe anbieten, da er keine offizielle Position innehat", erklärt Perron. Dennoch glaubt der Experte, dass sich auch bei Hurrikan Milton, beide Kandidaten vor Ort in Florida zeigen werden, um durch Anteilnahme an den Opfern bei ihren Lagern punkten zu können.
Wird der Klimawandel durch Naturkatastrophen zum Wahlkampfthema?
Laut Perron sei dies eher eine europäische Denkweise: "In den USA sehen viele Wähler keinen so starken Zusammenhang zwischen Naturkatastrophen und dem Klimawandel." Letztendlich entscheiden die etwa zehn bis 15 Prozent unentschlossenen Wähler in sieben Swing States, wer die Wahl gewinnen wird. Dort, so glaubt der Experte, sind andere Themen wie Wirtschaft und Migration entscheidend. Ob die Hurrikane diese Menschen tatsächlich nachhaltig beeinflussen, bleibt laut Perron fraglich: "Trump hat zudem nie klar Stellung dazu bezogen, ob er die Existenz des Klimawandels überhaupt anerkennt."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Südosten der USA wurde nur wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl erneut von einem zerstörerischen Hurrikan heimgesucht
- Sowohl Kamala Harris als auch Donald Trump nutzen die Naturkatastrophen für ihren Wahlkampf
- Laut US-Experte Louis Perron könnten die beiden Naturkatastrophen den Wahlkampf beeinflussen, aber nicht entscheidend, da andere Themen dominieren