Klimakrise mischt kräftig mit
Hunderte Hänge geraten nach Hochwasser ins Rutschen
Durch das Mega-Unwetter Mitte September kamen in Niederösterreich viele Hänge ins Rutschen – eine große Gefahr für Häuser, Straßen und Menschen.
Von den Hangrutschungen sind allein in Niederösterreich 70 Gemeinden betroffen. Geologen besichtigen die Hänge und beginnen mit der Sanierung – während Forscher auf den Zusammenhang mit der Klimakrise hinweisen.
Gemeinde Frankenfels mit 100 Hangrutschungen
Besonders betroffen ist etwa die Gemeinde Frankenfels (Bezirk St. Pölten). Dort sind rund 100 Hänge ins Rutschen gekommen. Beim Land geht man davon aus, dass es einige hundert Hangrutschungen in ganz Niederösterreich gegeben hat.
Um diese jetzt zu begutachten, sind Geologen gemeinsam mit dem Bundesheer und weiteren Fachleuten in den betroffenen Gebieten unterwegs.
Hänge müssen nun stabilisiert werden
Viele Hänge drohen bei erneutem Niederschlag weiter abzurutschen und könnten somit Gebäude gefährden. "Wir müssen die Hänge jetzt mit Tiefendrainagen stabilisieren und alle Risse verschließen", erzählt Geologe Joachim Schweigl dem ORF.
"Wunder, dass so viel stehen geblieben ist"
Im Einsatz ist bei der Hangsicherung auch das Bundesheer. "Die Erdrutschungen sind sehr, sehr komplex. Man muss die Umgebung berücksichtigen, und wir beginnen das Erdmaterial, die Mure, abzuarbeiten, um dann zu sehen, wo noch ein fester Untergrund ist, so Pionier Günther Gartner.
Gemeinsam mit den Geologen werde dann beurteilt, wie die Hangsicherung stattfinden soll, so Gartner. Das Bundesheer unterstützt die Einsätze mit schwerem Gerät wie Spezialbaggern.
Risiko von Hangrutschungen wird größer
"Wenn die Erderwärmung ungebremst voranschreitet, wird das Risiko an Hangrutschungen nochmals größer werden", warnt Douglas Maraun vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz.
Mischwald-Bäume festigen bedrohte Böden
Bäume in den gefährdeten Gebieten könnten demnach das Risiko verringern. Vor allem Mischwald mit tief wurzelnden Bäumen, die ein enges Wurzelgeflecht haben, würden den Boden am effektivsten festigen.
Straßenbauten mit starken Eingriffen in die Landschaft seien jedenfalls gründlich zu überdenken. Zudem sei für tiefe Verankerungen von neu gebauten Häusern zu sorgen, so Maraun.
"Eindeutiger" Zusammenhang mit Klimakrise
"Es lässt sich eindeutig sagen, dass mit der Zunahme der Extremwetterereignisse durch den Klimawandel auch die Anzahl der Hangrutschungen zunimmt", erklärte Marc Ostermann von Geosphere Austria.
Auch sei zu beobachten, dass Trockenperioden oder Regenlagen länger anhalten. "Auch dadurch kommt es zur Verstärkung von Hangrutschungen", so Ostermann.
„Es ist einzigartig, es ist wirklich ein hundertjährliches Ereignis, auch in Bezug auf Rutschungen, nicht nur auf Hochwasser“
Sanierung kostet pro Hang 150.000 Euro
Der Klimawandel wird teurer: Rund 150.000 Euro müsste man für die Sanierung eines Hangs einplanen, sagt Geologe Schweigl. "Es ist einzigartig, es ist wirklich ein hundertjährliches Ereignis, auch in Bezug auf Rutschungen, nicht nur auf Hochwasser."
"Bei dermaßen hohen Niederschlägen hält eigentlich kein Boden. Es ist ein Wunder, dass so viel stehen geblieben ist", so der Geologe.
Gelände kann nur langsam bearbeitet werden
Die Arbeit an den Hangrutschungen ist auch für das Bundesheer herausfordernd. "Die Einsatzdauer ist sehr schwer vorhersehbar. Es entwickeln sich jeden Tag neue Herausforderungen. Vor allem das Wetter ist abzuwarten", so Kommandant Gartner.
Straßen werden unterspült
Doch nicht nur Hänge sind durch das Hochwasser geschädigt worden, auch zahlreiche Straßen wurden unterspült. Eine Straße in Frankenfels ist sieben bis acht Meter abgerutscht und unterhöhlt worden, erzählt der Geologe.
"Momentan wird sie noch nicht einbrechen, aber beim nächsten Regenereignis muss man davon ausgehen, dass die halbe Straße weg ist", so Schweigl.
Auf den Punkt gebracht
- Das Mega-Unwetter Mitte September hat in Niederösterreich zahlreiche Hangrutschungen verursacht, die eine erhebliche Gefahr für Häuser, Straßen und Menschen darstellen
- Geologen und das Bundesheer arbeiten intensiv an der Stabilisierung der Hänge, während Forscher den Zusammenhang mit der Klimakrise betonen