"Hat sich verändert"
Experte klärt auf: Klimawandel schuld an Hochwasser?
Wie groß ist der Einfluss des Klimawandels auf Extremwetterereignisse wie die jüngste Flut-Katastrophe? UBIMET-Meterologe Steffen Dietz klärt auf.
Die Forschung zu Klimawandel und Extremwetterereignissen hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Mittlerweile kann man belegen, dass bestimmte Extremwetterereignisse durch den Klimawandel wahrscheinlicher bzw. intensiver geworden sind. Bei dieser sogenannten Attributionsforschung vergleicht man mit Computersimulationen die Wahrscheinlichkeit für Extremereignisse im aktuellen Klima sowie in jenem der vorindustriellen Zeit.
Besonders gut funktioniert das für sommerliche Hitzewellen, so spielt der Klimawandel in Europa mittlerweile bei nahezu jeder Hitzewelle eine Rolle und auch beim Extremniederschlag lässt sich bereits eine Zunahme nachweisen. Beim Hochwasser Ende Mai bzw. Anfang Juni in Süddeutschland wurde ermittelt, dass die Intensität solche Ereignisse durch den Klimawandel bereits um etwa fünf Prozent zugenommen hat.
Pro Grad 7 % mehr Dampf
Im Allgemeinen wird durch die globale Erwärmung der Wasserkreislauf intensiviert: Einerseits verdunstet mehr Wasser, andererseits fällt Niederschlag kräftiger aus. Für jedes Grad Celsius an Erwärmung kann die Atmosphäre etwa sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen. Der Wassernachschub (die Verdunstungsrate) steigt aber nur um etwa drei bis fünf Prozent pro Grad Erwärmung an, die Verdunstung kommt der gesteigerten Aufnahmekapazität der Atmosphäre also nicht ganz nach. Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass es tendenziell seltener regnet, aber dafür stärker.
Besonders gut kann man das an der zunehmenden Häufigkeit von Unwettern im Sommer beobachten. Paradoxerweise werden also sowohl die trockenen Phasen als auch die starken Regenereignisse intensiver und häufiger, da sich der Niederschlag auf weniger Tage konzentriert und mitunter auch nur lokal auftritt. Auch in Österreich kann man bereits nachweisen, dass Tage, an denen es im Sommer mit leichter bis mäßiger Intensität regnet, seltener werden, während Tage mit sehr extremen Niederschlagsmengen in den vergangenen 30 Jahren häufiger wurden.
Der Klimawandel spielt auch bei der zurückliegenden Hochwasserlage eine Rolle: Die dafür verantwortliche Wetterlage ist zwar keinesfalls unbekannt, kommt bei uns immer wieder vor, und hätte auch in einem stabilen Klima zu Hochwasser geführt. Die Ausgangslage hat sich jedoch verändert: Das Mittelmeer und das Schwarze Meer werden immer wärmer und die Atmosphäre immer feuchter. Bei passender Wetterlage wie zuletzt regnet es also noch etwas intensiver und das Hochwasser fällt extremer aus.
Auf den Punkt gebracht
- Der UBIMET-Meteorologe Steffen Dietz erklärt, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit und Intensität von Extremwetterereignissen wie Hochwasser erhöht hat
- Durch die globale Erwärmung nimmt die Wasserdampfkapazität der Atmosphäre zu, was zu intensiveren, aber selteneren Niederschlägen führt, wodurch sowohl trockene Phasen als auch starke Regenereignisse häufiger und extremer werden