Piercing-Kopfhörer

Huawei FreeClip im Test – cooles Design, irrer Sound

Die Huawei FreeClip sehen aus wie Ohren-Piercings. Die Open-Ear-Kopfhörer überraschen aber neben dem Design mit langer Akkulaufzeit und gutem Sound.

Rene Findenig
Huawei FreeClip im Test – cooles Design, irrer Sound
Huawei FreeClip im Test – cooles Design, irrer Sound und eine große Überraschung beim Ausprobieren.
Rene Findenig

Huawei versucht etwas Neues in Sachen Kopfhörer: Die Huawei FreeClip sehen aus wie große Ohren-Piercings, in Wahrheit handelt es sich aber um sogenannten "Open-Ear-Kopfhörer".

Sie schließen die Gehörgänge nicht ab und werden auch nicht in diese eingesetzt, sondern sie werden über eine "Brücke" (Huawei nennt sie "C-Bridge") über das Ohr gehängt. Das hört sich erstmal ziemlich wackelig und auch unangenehm an, doch genau das Gegenteil ist der Fall. Schon nach kurzer Zeit fallen die FreeClip am Ohr nicht mehr auf und auch nicht raus. Tatsächlich sind die neuen Kopfhörer auch dazu gedacht und gemacht, den ganzen Tag über getragen zu werden, ohne dass man Wichtiges um einen herum verpasst. Der "Heute"-Test.

Preislich sind die Kopfhörer in Österreich in der Farbe Schwarz um 199 Euro zu haben. International gibt es auch noch eine lila Version. Die Oberfläche der "Clips" ist glänzend gehalten, aufgrund der kleinen Fläche sind aber Fingerabdrücke kein großes Problem. Die Verarbeitung ist Huawei-traditionell hochwertig. Der leicht biegsame "C-Bügel" der Kopfhörer ist von einer Kunststoffschicht ummantelt, damit der Tragekomfort erhöht wird. Das Prinzip funktioniert so: Man steckt sich die Kopfhörer von hinten über das Ohr. Dadurch flutscht die Treiber-Einheit wie von selbst ins Ohr, während der breitere Hinterteil hinter dem Ohr steckt.

Foto-Strecke: So sehen die neuen Huawei FreeClip aus

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    Rene Findenig

    Nach Eingewöhnungszeit ein fantastisches Tragegefühl

    Anfangs ist das Anlegen der FreeClip etwas gewöhnungsbedürftig und vor allem herrscht die Angst vor, dass sich die Clips bei der kleinsten Bewegung selbst lösen könnten. Genau darin liegt aber die Stärke der Open-Ear-Kopfhörer, denn sie sind kaum spürbar (vor allem nicht, wenn man Ohrringe gewohnt ist), da sie aber auch beim "Aufbiegen" wieder in ihre ursprüngliche Form zurückfinden, sitzen sie dennoch sicher am Ohr. Im Test fielen die FreeClip auch nicht beim Trampolinspringen, Laufen und Spazierengehen aus dem Ohr. Gleichzeitig trugen sie sich so angenehm, dass wir sie ohne Probleme einen ganzen Arbeitstag am Ohr behalten konnten. Wie bei allen Kopfhörern gilt: Hat man eine außergewöhnliche Ohrform, könnte das anders sein.

    Die Huawei FreeClip sind nach IP54 zertifiziert, also gegen Staub und Spritzwasser geschützt. So können sie auch im Fitnessstudio oder beim Laufen getragen werden – aufgrund ihres Designs und der einzigartigen Nutzungsmöglichkeiten sehen wir ihren Platz aber eher im Büro oder Homeoffice. In den Mini-Kügelchen an den Kopfhörern, die Huawei "Acoustic Ball" nennt, ist beeindruckend viel Technik verbaut. Es gibt einen Knochensensor und ein Mikro sowie den Lautsprecher, während das andere Ende namens "Comfort Bean" den Akku und ein weiteres Mikrofon beherbergt. Die Inbetriebnahme und das Einrichten der FreeClip funktioniert wie bei allen anderen, moderneren Huawei-Kopfhörern ganz einfach auf Smartphones oder Tablets.

    Einfache Einrichtung und praktische Nutzung

    Unterstützt wird die Nutzung der nur je 5,6 Gramm leichten FreeClip auf HarmonyOS-, Android- und iOS-Gerätschaften, wobei man bei Ersteren alle Funktionen nutzen kann, während man auf Android und iOS kleine Einschnitte wie keine automatische Kopfhörer-Erkennung des Betriebssystems hinnehmen muss. Dank neuester Technologie können die Kopfhörer mit bis zu acht Endgeräten gekoppelt werden, wobei ein nahtloser Wechsel zwischen jeweils zwei Geräten möglich ist. Die übrige Einrichtung erfolgt über die Huawei-App "AI Life", auch das kennen Huawei-Nutzer bereits. In der Anwendung (die man auf Android nur über die Huawei-Webseite und die AppGallery bekommt) wird die Kopfhörer-Software auf dem aktuellsten Stand gehalten.

    In der App stehen auch für die FreeClip die bekannten Funktionen zur Verfügung. Der Sound lässt sich über einen Equalizer feinjustieren, eine Trageerkennung kann aktiviert und deaktiviert werden und die Touch-Steuerung lässt sich anpassen. Eine Besonderheit: Anders als bei den bisherigen Huawei-Kopfhörern gibt es keinen linken und rechten Hörer. Die Software erkennt vielmehr, welchen der beiden baugleichen Clips man sich an welches Ohr steckt und spielt dementsprechend den "richtigen" Sound ein. Was super funktioniert: Per einmaligen, zweimaligen und dreimaligen Antippen des Gehäuses (egal ob am "Steg", an der "Bohne" oder am "Ball") wird Musik gestartet, werden Anrufe angenommen oder werden Songs gewechselt. 

    Toller Klang für dich, kaum ein Ton für Nebenstehende

    Über Huaweis hauseigenes Betriebssystem ist auch eine Ortung der einzelnen FreeClip über ein akustisches Signal und eine Einstellung der Klang-Qualität möglich – praktisch, aber kein entscheidender Wegfall für Android- und iOS-Nutzer. Bei den Treibern und der Technologie stützt sich Huawei auf die Spezifikationen, die schon die FreeBuds 5 ausgezeichnet haben –  unterstützt werden mit SBC, AAC, L2HC und LC3 sowohl Standard-, als auch hochauflösende Audioformate. Wer sich nun Sorgen macht, dass das offene Design den FreeBuds um einiges nachsteht, wird ordentlich überrascht sein, denn bis auf die teureren und noch hochwertigeren Pro-Modelle pusten die Huawei FreeClip die hauseigene Konkurrenz beinahe vollständig weg.

    Besonders beeindruckend ist, dass die FreeClip trotz offenem Design viel räumlicher und voluminöser als die meisten In-Ear-Kopfhörer klingen. Einzig der Lautstärke ist eine Grenze gesetzt, sie erreicht nicht ganz die Stärke der In-Ears. Umgekehrt hören Fremde kaum etwas mit, wenn wir uns Musik mit den FreeClip gönnen. Ja, wer sich nah annähert, wird Songs und Telefongespräche aufschnappen können, in Standard-Lautstärke bleibt aber selbst der Sitz-Nachbar in der Straßenbahn von störenden Musikstücken verschont. Nicht ganz so ausgeprägt ist der Bass, dafür gibt es klaren, gut abgestimmten Klang und einen hervorragenden Allround-Eindruck. Aktive Geräuschunterdrückung und einen Transparenzmodus gibt es allerdings nicht.

    Huawei FreeClip im Test – cooles Design, irrer Sound

    Nicht nur deswegen sind die Huawei FreeClip nicht die optimalen Öffi-Kopfhörer – einen kleinen Kritikpunkt finden wir nämlich bei Telefongesprächen. Zum einen sind andere Stimmen der Anwesenden deutlich für Gesprächspartner hörbar, andererseits verbläst Wind die beworbenen kristallklaren Telefonate. Telefonate sind dennoch problemlos möglich, der Gesprächs-Eindruck gleich jenem bei der Nutzung eines Smartphones. Überaus erfreulich wiederum ist die Akkulaufzeit – auch bei höheren Lautstärken schaffen die FreeClip an oder sogar über neun Stunden Laufzeit am Stück. Genug, um in den meisten Fällen über einen ganzen Arbeitstag zu kommen. Spitze: Zehn Minuten im Ladecase reichen für weitere drei Stunden Laufzeit aus.

    Das Ladecase, das sich aufgrund des Ei-förmigen Designs leicht in die Hosentasche stecken lässt, sorgt für drei weitere volle Aufladungen der Kopfhörer, was die Gesamt-Akku-Laufzeit auf fast 40 Stunden bringt. Geladen wird der Behälter per USB-C-Anschluss in unter einer Stunde, bei kabelloser Ladung per Qi-Standard kommt man auf ziemlich genau eine Stunde Ladezeit.

    Die Huawei FreeClip haben uns im Test wirklich überrascht. Ihr Sitz ist super, der Sound für das Design irre gut, die Laufzeit toll. Anfangs werden sich die Kopfhörer bei vielen Nutzer wohl sehr ungewohnt anfühlen, doch selbst beim Sporteln gehen sie nicht so leicht verloren. Abgerundet wird das Kopfhörer-Paket von einem guten Allround-Sound, ganz ohne Zusatz-Schnickschnack.

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