Oberösterreich

"Horror" – Patienten warten stundenlang in Ambulanzen

Bittere Pille für Patienten: Sie müssen in den Notaufnahmen immer häufiger stundenlang warten. Corona ist einer von mehreren negativen Turbos.

Johannes Rausch
Patienten berichten von extrem langen Wartezeiten in den Notaufnahmen. (Symbolbild)
Patienten berichten von extrem langen Wartezeiten in den Notaufnahmen. (Symbolbild)
KUK, iStock

Sie musste sich zuerst vier und beim zweiten Mal sieben Stunden gedulden. Diese leidvolle Erfahrung machte eine 66-jährige Patientin. Die Pensionistin hatte plötzlich starke Hüftschmerzen und suchte die Notaufnahme des Linzer Kepler Klinikums auf. 

Nach einer Wartezeit von vier Stunden habe sie eine Cortison-Spritze bekommen und sei wieder nachhause geschickt worden, so die Frau. Darauf rief sie einen niedergelassenen Orthopäden an. Doch den frühesten Termin hätte sie erst in sechs Wochen erhalten.

Sie suchte die Notambulanz der Barmherzigen Schwestern in Linz auf. Dort musste die Frau dann sogar sieben Stunden warten, bis sie endlich untersucht wurde. "Es war alles bummvoll. Es war der Horror", wird ihr Mann in den "Oberösterreichischen Nachrichten" zitiert.

Bis zu 350 Patienten pro Tag

"So hohe Patientenzahlen hatten wir noch nie", sagt der Ärztliche Direktor des Kepler Klinikums, Karl-Heinz Stadlbauer. An Spitzentagen kämen bis zu 350 Menschen in die Ambulanz. Das seien etwa 100 mehr als noch 2017, so Stadlbauer.

Das Spital hat mit rund 6.700 Mitarbeiter und 1.830 Betten. Es ist Österreichs zweitgrößtes und Oberösterreichs größtes Krankenhaus.

Die Nachfrage in den Notaufnahmen sei in letzter Zeit "massiv" gestiegen, erklärt auch Elisabeth Bräutigam, Ärztliche Direktorin des Ordensklinikums der Barmherzigen Schwestern. Inzwischen würden durchschnittlich 380 Menschen an einem 24-Stunden-Aufnahmetag "durchgeschleust". Zum Vergleich: Vor Corona seien es rund 300 gewesen.

Eigentlich für Notfälle

Für den großen Andrang laut Stadlbauer verantwortlich: die zahlreichen unbesetzten Stellen im niedergelassenen Bereich. "Wir müssen auch diese Leistung erbringen, obwohl die Ambulanzen eigentlich für Notfälle und nicht für Hausarzt-Kompensationen zuständig sind." Patienten "mit leichteren Erkrankungen" würden sich mit "schwerer Erkrankten vermischen".

Aktuell sind in Oberösterreich 55 Kassenstellen unbesetzt.

Laut Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser handelt es sich hauptsächlich um Allgemein- und Kindermediziner. Patienten würden daher häufiger in die Notaufnahmen ausweichen. Schließlich hätten sie keinen anderen Ansprechpartner. Das sei schmerzhaft, aber logisch, so Niedermoser.

"Ein Zeckenbiss ist in der Notaufnahme nicht prioritär, ein Herzinfarkt schon." Elisabeth Bräutigam vom Ordensklinikum der Barmherzigen Schwestern

Diese Situation führe in den Ambulanzen zwingend zu langen Wartezeiten. Elisabeth Bräutigam versteht das Problem aus Patientensicht. Aufgrund des sogenannten Manchester-Triage-Systems müssten sie sich oft in Geduld üben.

Damit ist gemeint, dass durch ein Erstgespräch ermittelt wird, wie dringend eine Versorgung ist. "Ein Zeckenbiss ist in der Notaufnahme nicht prioritär, ein Herzinfarkt schon", so Bräutigam.

Auch die Auswertung einer erfolgten Blutabnahme oder eines Röntgenbildes brauche Zeit. Den Patienten müsse das bewusst sein, so die Medizinerin.

Man solle sich grundsätzlich vor dem Besuch einer Notambulanz überlegen, ob dieser tatsächlich notwendig ist. Oder ob man alternativ einen Praktiker aufsuchen könnte, sagt Karl-Heinz Stadlbauer. Ist man sich unsicher, empfiehlt er die telefonische Gesundheitsberatung 1450.

Karikatur kritisiert Politik

Apropos Spital: Das Linzer KUK sucht händeringend nach neuen Mitarbeitern. Der Betriebsrat kritisiert vor allem Fehler der Politik. Mit einer Karikatur wurde im Herbst auf die drastische Lage aufmerksam gemacht.

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