Wirtschaft

Horrende Strompreise – dann wird dir der Saft abgedreht

Wer mit den Zahlungen für die Stromrechnung in Verzug gerät, könnte bald ohne Saft dastehen. "Heute"  erklärt, wie das genaue Prozedere abläuft.

Tobias Kurakin
Der hohe Strompreis kann auch zur Abschaltungen führen.
Der hohe Strompreis kann auch zur Abschaltungen führen.
Jan Woitas / dpa / picturedesk.com

Die hohen Strompreise sind eine große Belastung für die Bevölkerung. In den nächsten Wochen und Monaten dürfte sich die Lage zudem zusätzlich verhärten. "Ihr Strompreis ändert sich ab 1. September 2022" – dieser Brief treibt seit Donnerstag den Blutdruck in Hunderttausenden Wiener Haushalten ordentlich in die Höhe.

Prozess rechtlich klar geregelt

Doch was geschieht, wenn man sich die Preise nicht mehr leisten kann und man seine eigene Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann. "Heute" hat recherchiert und weiß, was Personen droht, die mit ihren Zahlungen mehr und mehr in Verzug geraten.

"Bevor es zu einer Abschaltung der Anlage kommen kann, muss ein gesetzlich geregeltes Mahnverfahren eingehalten werden. Demnach muss zumindest zweimal gemahnt worden sein, mit jeweils einer zweiwöchigen Frist, wobei die letzte Mahnung, in der die Abschaltung samt aller Rechtsfolgen angekündigt wird, mit eingeschriebenem Brief übermittelt werden muss", erklärt E-Control-Experte Johannes Mayer im Gespräch mit "Heute".

Der Experte verweist zudem darauf, dass den Bürgerinnen und Bürgern der Strom nicht am Feiertag oder vor einem Wochenende abgedreht werden darf, all das sei gesetzlich bis ins letzte Detail geregelt. Einige Kundinnen und Kunden hat es dennoch schon erwischt. Wie Mayer gegenüber "Heute" festhält, wurde bis Juni 2022 bereits 7.300 Haushalten in Österreich der Strom abgedreht.

Stromrechnung kann auch in Raten bezahlt werden

Auf Nachfrage beim "Verbund" heißt es, dass Stromanbieter aufgrund der schwierigen finanziellen Lage ihrer Kundschaft nun auch alternative Zahlungsmethoden anbieten. Seit mehreren Monaten sei es demnach in einigen Fällen möglich, die Stromrechnung in Raten abzubezahlen.

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch hat diesbezüglich bereits im Mai gesagt: "Viele Haushalte können die derzeitigen Erhöhungen ihrer Stromrechnungen und damit einhergehend oft hohe Nachzahlungen häufig nicht mehr auf einmal begleichen. Hier gibt es ab sofort eine Erleichterung – nämlich das Recht auf Ratenzahlungen, die bis zu 18 Monate dauern können".

Verantwortlich für die hohen Stromkosten ist im Übrigen das Merit-Order-Prinzip. Dieses würde demnach dafür sorgen, dass das teuerste Kraftwerk im Land den Preis bestimmen darf. Im Detail werden zunächst billige Kraftwerke, wie beispielsweise Wasserkraftwerke, nach ihren Forderungen abgefragt, bis hin zum teuersten Kraftwerk, dieses setzt derzeit auf Gas.

Ein Ausstieg aus dem Prinzip sei laut E-Control-Experte Mayer keine überlegenswerte Option. "Das Merit-Order-Prinzip ist zwar in einem EU-Rechtsakt für den internationalen Handel festgeschrieben, existierte aber auch schon zuvor an den Börsen für den Kurzfristhandel, das heißt: Das Prinzip müsste aktiv verboten werden und Unternehmen müsste verboten werden, den Strom in der EU frei zu verkaufen", sagt Mayer zum generellen Vorgehen gegenüber "Heute".

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