Luft wird dünner
Horner-Untersuchung: Red-Bull-Partner macht Druck
Die Untersuchung gegen Red-Bull-Teamchef Christian Horner wirbelt weiter viel Staub auf. Nun erhöhte bereits ein erster Bullen-Partner den Druck.
Am 5. Februar wurde bekannt, dass der Red-Bull-Mutterkonzern eine Untersuchung gegen den seit 2005 im Amt befindlichen Teamchef von Red Bull Racing eingeleitet hat, nachdem eine Mitarbeiterin schwerwiegende Vorwürfe gegen Horner erhob. Von "grenzüberschreitendem Verhalten" des 50-Jährigen ist die Rede. Der niederländische "Telegraaf" berichtete am Freitag sogar von sexuellen Inhalten, die Horner an die Mitarbeiterin verschickt haben soll, "regelmäßig und über einen beträchtlichen Zeitraum". Die Mitarbeiterin dokumentierte diese Nachrichten und meldete sie bereits Ende 2023 bei der Red-Bull-Zentrale in Fuschl.
Ursprünglich sei dem Formel-1-Teamchef die Möglichkeit gegeben worden sein, mit einem freiwilligen Rücktritt gesichtswahrend aus der Untersuchung herauszukommen, was Horner jedoch ablehnte. Red Bull beauftragte deshalb einen externen Spezialisten, der den Erfolgsteamchef am 9. Februar über acht Stunden lang in London befragte. Laut "Telegraaf" habe Horner, nachdem er am 2. Februar mit den Vorwürfen konfrontiert wurde, versucht, eine Schweigegeldzahlung mit der Mitarbeiterin zu vereinbaren, sie sei von Anwälten kontaktiert worden, ihr sei die Zahlung von 650.000 Pfund (umgerechnet gut 760.000 Euro) für ihr Schweigen angeboten worden. Die Mitarbeiterin ist aktuell in Krankenstand.
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Horner streitet alles ab
Horner behielt trotz der eingeleiteten Untersuchung seinen Posten als Red-Bull-Teamchef und war auch am Donnerstag bei der Präsentation des RB 20, mit dem Max Verstappen seinen vierten WM-Titel in Folge anvisiert, präsent, betonte mehrmals den Zusammenhang im Team und stritt sämtliche Vorwürfe einmal mehr ab. "Es gab ein paar Anschuldigungen, die ich absolut zurückweise, ich folge dem Verlauf des Verfahrens. Darüber hinaus kann ich nichts sagen, weil es ein privater Prozess eines Unternehmens ist", meinte der Red-Bull-Teamchef beim britischen "Sky"-Ableger. Für Horner gilt die Unschuldsvermutung.
Der 50-Jährige habe, so schreibt "F1-Insider", nach wie vor die Unterstützung der thailändischen Red-Bull-Mehrheitseigentümer hinter sich, deshalb könne Horner nicht suspendiert oder gar entlassen werden. Der externe Anwalt, der den Fall untersucht, soll ebenso von der Familie Yoovidhya, die 51 Prozent am Energydrink-Konzern hält, beauftragt worden sein – zum Unmut der Red-Bull-Zentrale, die die Untersuchung in der vergangenen Woche selbst bestätigt hatte und erklärte, den Sachverhalt sehr ernst zu nehmen.
Ford macht Druck
Der "Fall Horner" zieht in der Motorsportwelt jedoch bereits viel Aufmerksamkeit auf sich, das zögerliche Handeln von Red Bull mit der langen Untersuchung und der Nichtsuspendierung des Teamchefs sorgt ebenso für Verwunderung. Auch bei Ford, dem künftigen Partner der Bullen. Red Bull Powertrains, die Motor-Abteilung des Weltmeister-Rennstalls, wird ab 2026 mit dem US-Autobauer gemeinsam den Formel-1-Motor bauen. Umso mehr Gewicht haben nun die Worte von Mark Rushbrook, dem Vorstand von Ford Performance Motorsport.
"Als familiengeführtes Unternehmen und als Unternehmen, das sich selbst an sehr hohe Standards bei Verhalten und Integrität hält, erwarten wir auch dasselbe von unseren Partnern", betonte Rushbrook gegenüber der Nachrichtenagentur "AP", erhöhte damit den Druck auf den Energydrink-Hersteller. "Wir haben den Eindruck, und das wurde uns auch so gesagt, dass Red Bull die Situation sehr ernst nimmt. Und natürlich haben sie auch Sorgen um ihre Marke", ergänzte der Ford-Mann, der aber keine voreiligen Schlüsse ziehen möchte, erst die Untersuchungsergebnisse abwarten wolle.
In der kommenden Woche stehen die Formel-1-Testfahrten in Bahrain auf dem Programm, am 2. März steigt dort der Saisonauftakt. Ob mit Horner am Red-Bull-Kommandostand, ist noch völlig unklar.
Offensichtlich ist aber: Die Luft für Horner wird immer dünner...