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"Hoher Preis" –Experte enthüllt brutalen Plan der Hamas

Der Krieg Israels mit der Hamas wird weiter eskalieren, da ist sich Terror-Forscher Peter Neumann sicher. Dahinter steckt offenbar ein perfider Plan.

Roman Palman
Terrorismus-Experte Peter Neumann zum Israel-Krieg in der ZIB2 mit Martin Thür am 8. Oktober 2023.
Terrorismus-Experte Peter Neumann zum Israel-Krieg in der ZIB2 mit Martin Thür am 8. Oktober 2023.
Screenshot ORF

Samstagfrüh startete die radikal-islamische Palästinenser-Organisation Hamas einen Großangriff auf Israel. Während die Terroristen tausende Raketen auf Ziele in Israel abfeuerten und den "Iron Dome" völlig überlasteten, durchbrachen bewaffnete Milizen die Grenze und attackierten Dutzende Siedlungen im Süden des Landes, töteten und verschleppte Menschen. Israel rief den Kriegszustand aus und antwortete mit massiven Luftschlägen auf den Gazastreifen.

Die Zahl der Toten steigt rasant, bis Sonntagabend sollen mindestens 700 Menschen ihre Leben verloren haben – alleine im Kibbuz Reim sollen die Terroristen mehr als 200 Besucher eines Festivals ohne Zögern niedergeschossen haben. Weitere rund einhundert Personen, darunter viele Frauen, sollen von den Dschihadisten entführt worden sein. Der Angriff gilt schon jetzt als das schlimmste Blutbad in Jahrzehnten.

In der Vergangenheit war es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Israelis, Hamas und der Terrororganisation Islamischer Dschihad (PIJ) gekommen. Das Ausmaß der jetzigen Eskalation löste aber Schockwellen rund um den Globus aus. Doch was ist jetzt auf einmal anders? In der ZIB2 am Sonntag mit Martin Thür ließ der Terrorismus- und Extremismusforscher Peter Neumann per Teleschaltung aus London mit seiner Analyse aufhorchen. 

Terrorismus-Experte Peter Neumann zum Israel-Krieg in der ZIB2 mit Martin Thür am 8. Oktober 2023.
Terrorismus-Experte Peter Neumann zum Israel-Krieg in der ZIB2 mit Martin Thür am 8. Oktober 2023.

"Für Israel ist das ein Riesenschock"

Wie auch die Israelis hat Neumann keine Erklärung dafür, wie die Hamas diesen Großangriff völlig unbemerkt vorbereiten konnte. "Ich habe keine gute Erklärung und ich glaube, die Israelis haben auch keine. Das war ein großes Versagen der israelischen Sicherheitsbehörden." Bis Samstag hätte sich die Bevölkerung Israel in der Sicherheit gewogen, immer zu wissen, wenn im Gaza-Streifen ein Sack Reis umfällt. Offensichtlich war dieses Spionagenetz aber weitaus lückenhafter als angenommen.

Umso mehr ist die Attacke für Israel ein "Riesenschock". Bei einem Vergleich zum 9/11-Terroranschlag in den USA will Neumann im Gegensatz etwa zu einem Armeesprecher nicht so einfach ziehen. Er wählt lieber einen Österreich-Vergleich zur Veranschaulichung des Ausmaßes, denn beide Länder hätten in etwa gleich viele Einwohner. "Wenn es an einem Tag [in Österreich] so viele Opfer geben würde, können Sie sich vorstellen, was dann los ist."

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    Moment des Einschlags eines israelischen Luftangriffs auf ein Hochhaus in Gaza am 7. Oktober 2023. 
    Moment des Einschlags eines israelischen Luftangriffs auf ein Hochhaus in Gaza am 7. Oktober 2023.
    IMAGO/APAimages

    Hamas und Iran – ein gefährliches Bündnis

    "Ganz wichtig zu verstehen ist, dass sich in den letzten zehn Jahren eine Situation entwickelt hat, wo der Hauptsponsor der Hamas der Iran ist", erklärt der Terrorismusforscher während seines ORF-Auftrittes weiter. "Der große Feind ist Israel. Sowohl Iran und Hamas wollen die Aussöhnung, die zwischen Israel und arabischen Staaten in den letzten Jahren passiert ist, stören."

    Stand heute hält Neumann einen Flächenbrand, also eine Ausweitung des Kriegs auf Nachbarländer, für wenig wahrscheinlich: "Ich glaube nicht, dass irgendein Staat in dieser Region, ob sunnitisch oder schiitisch, offen in diesen Konflikt eingreifen will". Ausschließen könne man allerdings ebenso nichts.

    Eine Entspannung der Lage ist aber nicht in Sicht, im Gegenteil. Neumann ist sich sicher, dass es noch schlimmer wird. Aktuell verdichten sich die Hinweise, dass Israel eine Bodenoffensive samt Truppeneinmarsch in den Gazastreifen – das wurde bisher immer vermieden – schon in den nächsten Tagen durchführen könnte. Das werde die Situation an der Grenze und in Gaza noch einmal eskalieren.

    Terroristen planen Täter-Opfer-Umkehr

    Der King's-College-Professor für Sicherheitsangelegenheiten glaubt, dass genau das der Plan der radikalen Islamisten sein könnte. Die Geiseln seien nicht nur entführt worden, um den Feind zu demütigen, sondern auch als makabrer "Köder".

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      Die 22-jährige deutsch-israelische Doppelbürgerin Shani Louk wurde von den Hamas-Terroristen entführt.
      Die 22-jährige deutsch-israelische Doppelbürgerin Shani Louk wurde von den Hamas-Terroristen entführt.
      Instagram

      "Aktuell ist Israel das Opfer. In den nächsten Monaten wird Israel versuchen, der Hamas 'das Genick zu brechen'", zeichnet Neumann im ORF das Szenario vor. Die israelische Armee werde, auch um die Geiseln zu befreien, in den Gazastreifen eindringen. Ein blutiger Häuserkampf sei die einzige logische Folge. "Da wird es viele hässliche Bilder geben. Ich glaube, dass die Hamas das will. Damit am Ende Israel aussieht wie der Täter und nicht das Opfer".

      Die Vormachtstellung in der Region zurückzuerlangen werde deshalb für Israel einen "hohen Preis" haben. Darauf müsse man sich in den nächsten Wochen und Monaten einstellen.

      Schallenberg sagt Auslandsbesuche ab

      Aufgrund der aktuellen Situation in Israel nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas wird Außenminister Alexander Schallenberg die gemeinsam mit WKÖ-Präsident Harald Mahrer geplante Wirtschaftsmission nach Singapur nicht antreten. Der für Freitag, 13. Oktober geplante bilaterale Besuch in Malaysia wird abgesagt.

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        privat, iStock