Klimaschutz
Hohe Erwartungen an Weltklimakonferenz in Glasgow
Die UN-Klimakonferenz in Glasgow (COP26) soll den Pariser Klimavertrag handlungsfähig machen. Es besteht Aufholbedarf.
In knapp einer Woche, am 31. Oktober, startet die 26. Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow. Bei der UN-Klimakonferenz in Schottland soll all das realisiert werden, worauf sich die Staatengemeinschaft vor zwei Jahren in Madrid bei der COP25 nicht einigen konnte. COP bedeutet "Conference of the Parties".
Es herrscht Aufholbedarf, denn in Spanien gelang Einiges nicht: Sowohl der Wunsch der Entwicklungsländer und Inselstaaten nach einem internationalen Fonds zur Bewältigung von Klimaschäden blieb unerfüllt, auch die Ausgestaltung von Artikel 6 des Pariser Klimavertrags scheiterte.
Das Hauptziel der UN-Klimakonferenz in Glasgow ist es, die Erderhitzung und ihre Folgen zu begrenzen, wie dies im Klimavertrag von Paris vorgesehen ist.
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Das Pariser Klimaabkommen von 2015 sieht eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei und möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor. Von 31. Oktober bis 12. November 2021 verhandeln die Regierungen auf der Weltklimakonferenz in Glasgow darüber, wie sie dieses Ziel konkret einhalten können.
Sperrig aber wichtig: Artikel 6 des Pariser Klimavertrags
Der Artikel 6 des Pariser Klimaschutzabkommens ermöglicht es den Vertragsstaaten, bei der Umsetzung ihrer nationalen Klimaschutzbeiträge zu kooperieren. Somit könnten unter anderem Emissionsminderungen zwischen Staaten übertragen werden, diese wären dann auf nationale Klimaschutzziele anrechenbar.
Umweltschützer fordern, dass sich die Politik dazu verpflichtet, die Zusagen für Treibhausgasreduktionen am Stand der Wissenschaft zu orientieren, anstatt einen "zwielichtigen Kohlenstoff-Schwarzmarkt" zu errichten, sagt Jasmin Duregger, Klimasprecherin von Greenpeace.
Das sogenannte Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens war 2018 bei der UN-Klimakonferenz in Kattowitz (Polen) beschlossen worden. Die Artikel-6-Verhandlungen wurden schon damals auf die Klimakonferenz von Madrid (COP25) vertagt und werden nun die UN-Klimakonferenz in Schottland erneut beschäftigen.
Klimaschutzpläne müssten deutlich nachgebessert werden
Bis zum Beginn des Gipfels in Schottland am 31. Oktober müssen alle 197 Vertragsstaaten ihre nationalen Klimaschutzbeiträge (NDCs) nachbessern - auch Österreich. Die Industrienationen müssen außerdem aufzeigen, wie sie ihre Finanzierungszusagen gegenüber den Entwicklungsländern von rund 100 Milliarden US-Dollar erfüllen werden. Denn Entwicklungsländer sind in der Klimakrise massiv benachteiligt. Sie haben am wenigsten zur Erderhitzung beigetragen, leiden aber am stärksten unter den Folgen des Klimawandels.
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Die Allianz für Klimagerechtigkeit - eine Plattform von 26 österreichischen NGOs - betont in einem aktuellen Positionspapier, dass die derzeitigen Klimapläne der Staaten nicht ausreichen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Auch Österreichs Klimaschutzpläne müssten deutlich nachgebessert werden. "Es ist Zeit, von einem gemütlichen Flanieren zu einem Sprint überzugehen", sagt Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von Global 2000.
Startschuss für Aufholjagd im Klimaschutz
Nach dem Stand der Wissenschaft würde mit den von den Ländern vorgelegten Klimaplänen eine Begrenzung auf 1,5 Grad - wie es das Klimaabkommen von Paris vorsieht - nicht erreicht werden. Statt einer CO2-Reduktion von 55 Prozent bis 2030 würde der Wert in diesem Zeitraum um 16 Prozent steigen. Damit würde nicht einmal eine Erwärmung von zwei Grad eingehalten werden können. "Wir steuern auf drei Grad zu", warnt Wahlmüller.
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Global 2000 zufolge ist es aber noch möglich, den Temperaturanstieg einzudämmen. "Das Wichtigste bei der Klimakonferenz in Glasgow ist, den Startschuss für die Aufholjagd zu geben. Österreichs Bundesregierung ist wiederum aufgefordert, unser Land zum weltweiten Vorbild beim Klimaschutz zu machen", sagt Wahlmüller.
Dafür wären als nächste Schritte ein wirksames Klimaschutzgesetz, der gesetzlich verbindliche Ausstieg aus klimaschädlichen Öl- und Gasheizungen sowie eine zukunftsorientierte Mobilitätspolitik nötig. Von Europa fordert die Allianz Klimagerechtigkeit, das Klimaziel nachzubessern: Anstatt 55 Prozent sollen bis 2030 65 Prozent CO2 eingespart werden.
Background Klimakonferenzen
2015 beschloss die UN-Klimakonferenz in Le Bourget bei Paris das erste weltweite Klimaschutzabkommen, in dem alle Staaten eigene Beiträge im Kampf gegen die Erderwärmung zusagen sollen: Eine Reduktion der Treibhausgase soll den Temperaturanstieg auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter halten.
Ein Vierteljahrhundert davor, im Jahr 1990, lieferte das Gremium Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) den allerersten Sachstandsbericht, der die Grundlage für die zweite UNO-Weltklimakonferenz in Genf sein sollte. Die Konferenz war sozusagen der Vorgänger der UNO-Klimagipfel, zu der damals die Internationale Meteorologische Organisation (WMO) lud. Die erste derartige UN-Weltklimakonferenz fand bereits 1979 ebenfalls in Genf statt, schon damals galt der Klimawandel als ein "vordringlich zu lösendes Problem".
Ein Problembewusstsein der internationalen Staatengemeinschaft für die globale Klimakrise besteht also mehr oder weniger seit über 40 Jahren: der Konsum fossiler Energien steigt allerdings weiter und mit ihm die CO2-Emissionen.
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Auch der Weg zum Pariser Klimavertrag dauerte seine Zeit. Ausgangspunkt war die Klimarahmenkonvention auf dem UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro vor fast drei Jahrzehnten. Fünf Jahre nach der UN-Konferenz in Brasilien im Jahr 1992 folgte dann die UN-Klimakonferenz in Kyoto. In Japan einigte sich die Staatengemeinschaft erstmals auf verbindliche Werte zur Reduktion von Treibhausgasen in den Industrieländern. Ende Oktober startet nun die, aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschobene, COP26 in Glasgow.