Niederösterreich
"Hoffnungslos überfüllt" – Streuner-Explosion in NÖ
Tierheime in NÖ stöhnen nicht bloß unter den gestiegenen Kosten, es müssen auch immer mehr Streunerkatzen kostenintensiv aufgepäppelt werden.
"Das Boot ist voll" sagt das Team des Tierheims in Bruck an der Leitha. Beinahe täglich nimmt es Streuner-Babys aus Kastrationsprojekten oder kleine Samtpfötchen, die irgendwo in der Einöde entdeckt wurden, entgegen, viele davon sind massiv unterernährt und krank.
Obwohl in Niederösterreich eigentlich Kastrations-Pflicht besteht, explodiert derzeit die Anzahl an Streunerkatzen im Bundesland. Bereits vor einem Jahr stand man vor ähnlichen Problemen – alles dazu hier –, die Situation hat sich mittlerweile weiter verschlechtert.
"Sind alle müde"
"Wir sind alle müde. Dennoch machen wir weiter, denn es verlassen sich ca. 100 Katzen, 23 Hunde und 1 Pferd auf uns", so Obfrau Anna Zwettler auf Facebook.
Auch interessant: Rettung von Kater "Bobby" verschlingt 6.000 Euro
Und auch im Weinviertel ist man am Verzweifeln. "Es will einfach kein Ende nehmen, Babykätzchen wohin man sieht", schreibt das Tierheim am Dechanthof in Mistelbach. Alle dortigen Pflegeplätze, die von ehrenamtlichen Helfern zur Verfügung gestellt werden, sind bereits belegt. "Es ist wirklich zum Verzweifeln! Da es aber hier um hilflose Babykatzen geht, können wir uns keinen Durchhänger leisten, wir müssen einfach immer das Beste aus der Situation machen", so der Verein.
Auch zahlreiche private Vereine sind aufgrund der hohen Anzahl an Streunern mit Kastrationsprojekten beschäftigt. Während die Kosten für die Sterilisation der Tiere grundsätzlich vom Land übernommen wird, bleiben viele Tierschützer aber auf den Behandlungskosten der kranken Samtpfoten sitzen. "Heute" berichtete bereits.
Im Tierheim Krems zeigt sich dasselbe Bild. "Katzenelend heuer so groß wie nie! Zur Zeit versorgen wir im Tierheim und auf Pflegeplätzen mehr als 120 Katzen! Allein in den letzten Tagen 15 neue Kitten! Jetzt sitzen die ersten Katzen in Hundeboxen. Wir sind am Verzweifeln. Wozu haben wir ein Kastrationsgesetz?", schreibt der Verein auf Facebook.
Kassen leer
Das Geld in den meisten Vereinskassen ist mittlerweile aufgebraucht, tagtäglich startet man deshalb Hilfsaufrufe in den Sozialen Medien, um zumindest Katzenstreu oder Nahrung für ein paar Tage über Spenden finanzieren zu können.
Wie berichtet, ist die finanzielle und personelle Situation in den acht Tierheimen (Baden, Bruck, Brunn, Krems, Mistelbach, St. Pölten, Ternitz und Wiener Neustadt), die für das Land Niederösterreich tätig sind, mehr als angespannt. Aufgrund der Kooperation mit den Behörden und daraus resultierender finanzieller Unterstützung, können sie bei weiteren Aufnahmen nur in Ausnahmefällen Nein sagen. Auch, wenn es eigentlich keine freien Kapazitäten mehr gibt.
Abgesehen von der Teuerung, die die laufenden Kosten rund um Strom und Futter massiv erhöht, müssen auch immer mehr Tiere aufgenommen werden. Im Jahr 2022 waren es 4.700, davon 1.200 Hunde, 2.200 Katzen, 800 Wildtiere und rund 500 andere Kleintiere.