Nach Flutkatastrophe
"Hölle auf Erden" – Gemeinde soll Mega-Rechnung zahlen
Die Unwetter-Fluten in der Steiermark haben Tausende Puten getötet. Die Tierkörperverwertung stellt nun eine Mega-Rechnung für die Entsorgung aus.
Die Unwetter am 8. und 9. Juni hatten in der Steiermark und auch dem Burgenland eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Für die Aufräumarbeiten musste sogar ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert werden.
In St. Johann in der Haide musste die Tierkörperverwertung (TKV) mit sieben Lastern anrücken, nachdem eine Flutwelle rund 8.000 Puten zweier Züchter aus Lafnitz und Unterlungitz mitgerissen und getötet hatte. Die Kadaver lagen überall verstreut – "Heute" berichtete.
Unwetter in Steiermark: Bundesheer hilft bei Aufräumarbeiten
Jetzt wurde die Rechnung für den Entsorgungseinsatz der insgesamt 66 Tonnen Geflügel präsentiert. Und die fällt gewaltig aus: 34.493 Euro soll die Gemeinde am Rande des oststeirischen Hügellandes bis spätestens Montag dafür zahlen, berichtet die "Kleine Zeitung".
Bürgermeister Günter Müller (SPÖ) fiel beim Anblick dieser Summe aus allen Wolken: "Eine Ausnahmesituation, in der es natürlich schnell zu handeln galt. Wir sind dankbar, dass die TKV hier auch an einem Sonntag sofort zur Stelle war", wird der Ortschef zitiert. Die Rechnung ist allerdings dreimal höher als die normale Jahresgebühr für verendete Nutztiere in der Gemeinde. Deshalb sucht Müller nun Unterstützung bei der Zahlung, er hofft auf Abdeckung durch den Katastrophenfonds.
Züchter sollen schadlos gehalten werden
In einem persönlichen Schreiben will Müller darum beim Land Steiermark ansuchen. Die für Veterinärwesen zuständige Landesrätin Simone Schmiedtbauer weiß schon über die Mega-Rechnung Bescheid, verweist aber auf den Behördenlauf: "Die Gemeinde hat die Möglichkeit, die Kosten einzureichen und dann müssen wir weitersehen".
Herbert Lebitsch, Bezirksobmann des Bauernbundes und der Landwirtschaftskammer, verfolgt die Causa mit kritischem Blick: "Ich gehe davon aus, dass die Bauern die Rechnung jedenfalls nicht berappen werden", sagte er laut "Kleiner"-Bericht "augenverdrehend". Sollte das Land die Anfrage der Gemeinde abblitzen lassen, dann müsse eine andere Lösung wie etwa eine Ratenzahlung her.
Auch Bürgermeister Günter Müller pocht darauf, dass den betroffenen Landwirten nicht auch noch dieser Schaden umgehängt wird: "Wir werden eine Lösung finden".
Rückblick: Was passiert ist
Die Naturkatastrophe Anfang Juni hatte vieles in St. Johann in der Haide zerstört, die Schäden sind enorm. Dazu klebten überall weiße Federn und ein stechender Verwesungsgeruch hing in der Luft. "Was sich hier abgespielt hat, war die Hölle auf Erden", schilderte Züchterin Petra Winkler-Heschl damals gegenüber der "Kleinen Zeitung". 3.000 ihrer 4.000 Puten wurden von der Flut getötet.
„Plötzlich schreit meine Tochter ins Telefon, all unsere Tiere würden tot durch den Ort schwimmen.“
Dabei war der Putenstall massiv gebaut, zum nahen Lungitzbach hin zeigen nur feste Mauern. Dass Starkregen für ihre Tiere zur Gefahr werden könnte, habe niemand zu denken gewagt. Die Bäuerin erinnert sich zurück an das schreckliche Unwetter: "Plötzlich war nicht der Bach die Gefahr, sondern das Wasser, das vom Berg herunter geschossen ist".
Schwere Sturzflut in Deutschfeistritz überraschte Autofahrer
"Wir waren bei einem Fußballspiel. Plötzlich schreit meine Tochter ins Telefon, all unsere Tiere würden tot durch den Ort schwimmen." Eine Sturzflut hatte das geschlossene Tor des Stalls aufgedrückt und die darin lebenden Tiere mitgerissen. Sie wurden durch eine kleine Luke ins Freie gespült.
„Die Welle hat den Stall leer geräumt und alle Tiere mitgerissen“
"Puten können nicht schwimmen. Sie bekommen die Panik und stürmen in eine Ecke. Die Welle hat den Stall leer geräumt und alle Tiere mitgerissen", so die Oststeirerin. Meterhoch sollen die Wassermassen gewesen sein, die die weißen Vögel durch den gesamten Ort rissen. "Teilweise hatten sie noch gelebt, teilweise waren sie tot in Zäunen, Autoreifen oder Böschungen verfangen."
Hagel-Unwetter hinterlässt Spur der Verwüstung in Österreich
Sofort seien Nachbarn und Anrainer zu Hilfe geeilt: "Viele im Ort haben alles stehen gelassen, um unsere Tiere zu retten, dafür sind wir so dankbar", erzählte Petra Winkler-Heschl. Doch nur wenige Puten in der Sintflut überlebten diese auch.
Der Schaden für die Familie ist mit rund 80.000 Euro enorm. Dazu kommen noch 28.000 Euro für die nächste Generation Küken, die nun vorfinanziert werden muss. Der Stall muss zudem grundgereinigt werden.
Sogar noch härter getroffen hat es laut "Kleine Zeitung" einen Züchter aus Lafnitz. Auf seinem Hof sind 5.000 Puten verendet.