1.800 Feuerwehr-Einsätze

Unwetter und Verwüstung: Mann in Oberwart vermisst

Die starken Unwetter im Burgenland haben nicht nur eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Auch wird ein 77-jähriger Mann vermisst.

Österreich Heute
Unwetter und Verwüstung: Mann in Oberwart vermisst
Die Unwetter haben große Teile des Burgenlands verwüstet.
Bezirksfeuerwehrkommando Neusiedl am See

Seit dem Wochenende wüteten erneut starke Unwetter in Österreich. Auch das Burgenland wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. In Mischendorf (Bezirk Oberwart) wird seit Sonntag ein Mann vermisst. Die Suche nach dem 77-Jährigen durch Polizei und Feuerwehr blieb bisher ohne Erfolg, so die Landespolizeidirektion.

Suche nach dem Vermissten läuft

Der Burgenländer soll am Sonntagvormittag mit seinem Auto zum Gemeindeamt gefahren sein, um seine Stimme für die EU-Wahl abzugeben. Zurückgekehrt sei er danach aber nicht mehr, auch ist unklar, wohin er mit seinem Auto gefahren sein könnte.

Angehörige machten sich zunächst mit Jägern und der Feuerwehr auf die Suche nach dem Pensionisten. Sonntagabend meldete der Neffe des Abgängigen das Verschwinden der Polizei. Diese und die Feuerwehr verstärkten die Suche auch mit Drohnen. "Das ist das beste Mittel, um dieses Gebiet flächendeckend abzusuchen", erklärte ein Sprecher der Landespolizeidirektion Burgenland auf APA-Anfrage zur Drohnensuche. Gegen 23.20 Uhr wurde sie schließlich abgebrochen und Montagfrüh fortgesetzt, teilte die Polizei mit.

Südautobahn gesperrt

Durch das viele Wasser seien aktuell immer noch nicht alle Bereiche zugänglich, das erschwere die Suche nach dem Mann erheblich, so ein Polizeisprecher zur APA. Laut Landesmedienservice wurde Dienstagfrüh die Südautobahn A2 ab Loipersdorf für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt – nähere Infos dazu waren noch nicht bekannt.

Auto in Bach gelandet

Es wäre möglich, dass der vermisste Mann mit seinem Auto in den Teichbach gefahren ist, so Alexander Flaschberger von der Bezirksfeuerwehr Oberwart zu ORF Burgenland. Da die Pegel derzeit immer noch sehr hoch und das Wasser trüb ist, könne man derzeit nicht erkennen, ob sich das Auto dort befinde. Man müsse das Absenken des Wasserspiegels abwarten, um die Suche auch dort fortsetzen zu können.

Situation aktuell stabil

Die Situation nach den Unwettern sei aktuell in den Hochwassergebieten im Südburgenland stabil. Der befürchtete Anstieg der Pinka blieb glücklicherweise aus, so das Landesmedienservice. Auch der Damm beim Stausee in Rauchwart (Bezirk Güssing) sei stabil und werde ständig beobachtet. Außerdem werden die von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Montag angekündigten Maßnahmen – etwa zur Schadenserhebung – vorbereitet.

1.800 Feuerwehr-Einsätze am Wochenende

Im gesamten Burgenland wurden am Wochenende rund 1.800 Feuerwehr-Einsätze gezählt. 194 Feuerwehren mit rund 3.800 Mitgliedern und acht Züge des Katastrophenhilfsdienstes waren ausgerückt. Am Sonntag startete auch der Assistenzeinsatz des Bundesheeres. Dieser wurde am Montagnachmittag von weiteren 130 Soldatinnen und Soldaten verstärkt.

Unwetter im Burgenland sorgen für Verwüstung

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    Am Wochenende, 8. und 9. Juni 2024, gab es alleine im Burgenland rund 1.800 Feuerwehr-Einsätze.
    Am Wochenende, 8. und 9. Juni 2024, gab es alleine im Burgenland rund 1.800 Feuerwehr-Einsätze.
    Bezirksfeuerwehrkommando Neusiedl am See

    Doskozil: "Ausmaß übertrifft hundertjähriges Hochwasser"

    Samstagabend hat sich die Situation vor allem im Bezirk Oberwart zugespitzt. Flüsse traten über die Ufer, in Wiesfleck und dem Ortsteil Schreibersdorf wurden ganze Straßenzüge unterspült, Brücken weggerissen und Häuser überschwemmt.

    Bei einer Pressekonferenz am Montag schilderte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) auch die dramatische Situation in seiner Heimatgemeinde Grafenschachen. Dort sei das Haus einer Frau erneut, nach 2016 und 2018, vom Hochwasser überflutet worden. Die aktuellen Ereignisse würden das Ausmaß eines hundertjährigen Hochwassers "bei weitem" übertreffen. Um die Feuerwehren bei ihrer Arbeit zu unterstützen, wurde um die Assistenzleistung des Bundesheeres angesucht. Dieses ist aktuell mit 250 Personen im Einsatz.

    Von Samstag auf Sonntag gab es laut Doskozil 30 Menschenrettungen. Er hoffte, dass auch die vermisste Person lebend gefunden werden kann - zur Stunde laufe die Suchaktion jedoch noch ergebnislos. Außerdem bedankte sich der Landeshauptmann bei allen Beteiligten für ihren Einsatz.

    Auch Politik gefordert

    Wichtig sei nun, eine rasche Schadensabwicklung zu ermöglichen, so Doskozil. Neben den Mitarbeitern aus dem Straßenbaudienst werden Mitarbeiter von jenen Bezirkshauptmannschaften zusammengezogen, die weniger von den Unwettern betroffen sind. Diese werden ab Mittwoch aktiv an Gemeinden herantreten und "von Haus zu Haus gehen", um Schäden zu dokumentieren.

    Nach den Hochwässern 2016 und 2018 sei man bei den Entschädigungen aus dem Katastrophenfonds von einer maximalen Grenze von 70.000 Euro ausgegangen. Mit den jetzigen Erkenntnissen dürfte diese Grenze erhöht werden: "Das sind wir der Bevölkerung schuldig und das werden wir leisten können." Die Schadenshöhe lasse sich noch nicht abschätzen.

    "Jeder kleine Tropfen kann zu Überflutung führen"

    Bezirksfeuerwehrkommandant Wolfgang Kinelly verwies darauf, dass es "den ganzen Mai über Regen gegeben hat und dann war der Boden gesättigt. Jeder Tropfen führt jetzt zu kleinräumigen Überflutungen".

    Auch am Montagmorgen habe es zwar nur kurze Regenschauer gegeben, aber bereits kleinere Feuerwehreinsätze: "Wir mussten schon wieder pumpen fahren." Selbst an einem Wochentag wie heute sei man wieder mit 400 Personen im Einsatz: "Wenn solche Ereignisse kommen, kann man mehr leisten, als man eigentlich glaubt. Ich hab's an mir gesehen."

    Katastrophenhilfe für Betroffene

    Neben der Unterstützung der Diakonie und der evangelischen Kirche hat die burgenländische Caritas unter der Telefonnummer 02682/73 600 325 eine Katastrophenhotline eingerichtet. Hier können sich Betroffene über Unterstützungsmöglichkeiten informieren. Auch seien laut Direktorin Melanie Balaskovics rund 100.000 Euro an Soforthilfe bereitgestellt worden. Unterstützung gebe es etwa finanziell und in Form von Gutscheinen.

    Auf den Punkt gebracht

    • Starke Unwetter haben am Wochenende im Burgenland für 1.800 Feuerwehr-Einsätze gesorgt
    • Ein 77-jähriger Mann wird seit Sonntag vermisst, nachdem er zum Gemeindeamt gefahren war, um seine Stimme für die EU-Wahl abzugeben
    • Die Suche nach ihm blieb bisher erfolglos, da die Unwetter die Suche erschweren
    • Die Situation in den Hochwassergebieten im Südburgenland ist stabil, jedoch wurden ganze Straßenzüge unterspült und Häuser überschwemmt
    • Landeshauptmann Doskozil bezeichnete die Ereignisse als schlimmer als ein hundertjähriges Hochwasser und forderte eine rasche Schadensabwicklung
    • Die Feuerwehrkommandant betonte, dass selbst kleine Regentropfen zu Überflutungen führen können
    • Die Caritas hat eine Katastrophenhotline eingerichtet und Soforthilfe bereitgestellt
    • Die Suche nach dem vermissten Mann wird fortgesetzt
    red
    Akt.