Niederösterreich
Höhle im Waldviertel zeigt Klimaschwankungen auf
Die Hyänenhöhle im Waldviertel bei Roggendorf gibt Klimaschwankungen preis. Skelettreste deuten auf starke Klimaveränderungen hin.
Die "Teufelslucke" bei Roggendorf (NÖ) zählt zu den weltweit wichtigsten Fundstellen des Jungpleistozäns und war Lagerplatz für Hyänen. Entsprechend viele Beutereste aus der Zeit 50.000 bis 15.000 Jahre vor heute wurden in der Höhle gefunden - erwartungsgemäß von Pferden, Mammuts oder Rentieren, überraschenderweise aber auch von Wüstenbewohnern. Die Datierung der Knochen hat Forschern nun eine Erklärung dafür geliefert: Es gab damals in kurzer Zeit extreme Klimaschwankungen.
Zweitgrößte Hyänenhöhle der Welt
Am Abhang des Königsbergs bei Roggendorf in der Nähe von Eggenburg (Bezirk Horn) liegt die unscheinbare "Teufels- oder Fuchsenlucke". Sie gilt als zweitgrößte Hyänenhöhle der Welt. Bei Grabungen in den 1930er-Jahren wurden dort Skelettreste von 30 bis 40 eiszeitlichen Höhlenhyänen gefunden, ebenso Überreste ihrer Beute- und anderer Tiere. Die Aufarbeitung der Funde wurde durch den Krieg unterbrochen, publiziert wurden sie erst 1966, als es noch keine exakten Datierungsmethoden gab. Seither ruhten sie im Krahuletz Museum in Eggenburg.
Mammuts, Rentiere, Lemminge
Unter den geborgenen Knochen waren neben jenen von Hyänen vereinzelt auch solche von ihren unmittelbaren Konkurrenten, den Höhlenlöwen, sowie von Pferden, Bisons und Wollnashörnern, vor allem aber von klassischen Eiszeittieren wie Mammuts, Rentieren oder Lemmingen. "Aus diesem Grund hat man bisher auch angenommen, dass diese Tiere alle aus der Eiszeit stammen, die vor 20.000 Jahren ihren Höhepunkt erreicht hat", erklärte Doris Nagel vom Institut für Paläontologie der Universität Wien gegenüber der APA.
Nicht ins Bild einer kalten, tundrenartigen eiszeitlichen Landschaft passen wollten aber in der Höhle geborgene Knochen von Wildeseln und dem Pferdespringer, einer Springmaus-Gattung. "Pferdespringer gibt es heute nur noch in sehr heißen und trockenen Wüstengebieten Asiens und Afrikas, und auch Wildesel kommen nur in sehr trockenen Landschaften vor", so Nagel.
Skelettreste untersucht
Die Paläontologin hat nun mit Kollegen vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien und dem Krahuletz-Museum in Eggenburg in einem vom Land Niederösterreich geförderten Projekt die Skelettreste mittels Radiokarbon-Datierung (C14-Methode) zeitlich eingeordnet. Die Ergebnisse werden heute, Montag, im Krahuletz-Museum präsentiert. "In der Teufelslucke haben wir gerade einmal in 1,2 Meter Sediment ein Klimaarchiv, das die Zeit von 50.000 bis 15.000 Jahre vor heute abbildet und sehen anhand der Tierwelt, was sich da abgespielt hat", sagte Nagel.
Anhand der Datierung stellten die Forscher fest, dass die Überreste von jenen Tieren, die in trockenen, warmen und offenen Landschaften leben, wie eben der Wildesel oder der Pferdespringer, aus der Zeit von vor 50.000 bis 30.000 Jahren stammen. Auch die Knochen der Höhlenhyänen sind nicht jünger als 30.000 Jahre. Dafür sind die Überreste typischer Eiszeittiere wie Rentier oder Pfeifhase alle jünger, sie haben wohl nicht gemeinsam mit den Höhlenhyänen gelebt.
"Offensichtlich wechselte eine wärmere und sehr trockene Steppenlandschaft in nur 15.000 Jahren zu kalten Tundren, die ihre maximale Ausdehnung beim Höhepunkt der Vereisung vor etwa 20.000 Jahren erreichten", erklärte Nagel. Dafür dürften die Temperaturen im Sommer im Schnitt um mindestens zehn Grad Celsius gesunken sein.
Ausgeprägte Warmzeit
Diese Datierung stimmt laut der Paläontologin nicht nur mit Klimaschwankungen überein, die sich auch in Eisbohrkernen etwa aus Grönland zeigen. Auch kürzlich erfolgte Datierungen von in Deutschland gefundenen Knochen von Pferdespringern, Flusspferden und Wasserbüffeln würden auf eine ausgeprägte Warmzeit in dieser Periode hindeuten.
In den alten Grabungsberichten und der Publikation der Funde gibt es auch Angaben zu sowie Fotos von Steinwerkzeugen, die in der "Teufelslucke" gefunden wurden. Das wurde lange angezweifelt, ging man doch damals davon aus, dass der moderne Mensch (Homo sapiens) erst vor 30.000 Jahren nach Europa gekommen sei. "Leider sind diese Steinwerkzeuge nicht mehr aufzufinden und wohl in den Kriegswirren verloren gegangen", sagte Nagel. Sie hält es aber für durchaus plausibel, dass auch Homo sapiens die "Teufelslucke" als Unterschlupf verwendet hat - würden doch neueste Daten zeigen, dass der moderne Mensch bereits vor 48.000 bis 45.000 Jahren schon überall in Europa verbreitet gewesen ist.