Wien
Hinter der Votivkirche kocht jetzt eine coole Gang hoch
Österreichische Küche einmal um die Ecke gedacht: "Das kann man lieben oder hassen", glaubt der Betreiber des Aspic. "Heute" findet: eher lieben.
"Wir sind ein winziges Team, wir sind zu dritt, jeder macht alles". Die Karte im Aspic in der Garnisongasse 10 (Wien-Alsergrund) bietet leichte, anspruchsvolle Gerichte aus qualitativ hochwertigen Zutaten. Und alle anderthalb Monate wird die Karte geändert. So ist alles immer garantiert saisonal und aus Österreich ist es sowieso. "Wir kaufen bei kleinen Produzenten, die unterstützen uns, wir unterstützen sie, das mag ich", so Küchenchef und Eigentümer Borja.
Borja war lange auf Reisen und mit 20 entschied er, in seiner Heimat in Barcelona (Spanien) eine Ausbildung zum Koch in einem Sternerestaurant zu machen. Die Liebe lockte ihn vor zehn Jahren nach Wien, hier kochte er in der Labstelle und im Palais Coburg. Nun eröffnete er sein eigenes Lokal mit einem handverlesenen Team. "Jeder kann Treller tragen und kochen. Aber Leidenschaft kann man nicht kaufen", so Borja. "Wir drei haben hier einfach großen Respekt für das, was wir machen, hier geht es um Leidenschaft".
"Wir haben nicht viel, aber jede Kleinigkeit ist durchdacht"
Und so sind die drei aus dem Aspic Typen, die man nicht mehr vergisst, richtige Originale, jeder für sich und jeder macht das, was er am besten kann. "Wir haben nicht viel, aber jede Kleinigkeit ist durchdacht". So haben sie Gabeln mit fünf Spitzen von einer Designerin, mundgeblasene Wasserkaraffen aus Italien, wertige Papierservietten die sich wie Stoff anfühlen oder Getränkeuntersetzer von einer Wiener Künstlerin. So wie die drei und das Interieur haben auch die Speisen einen eigenen Charakter und das ist gut so.
Mittags kommen deshalb die Angestellten aus ihren Büros hinter die Votivkirche ins Aspic: Zum Lunch 11 bis 14.30 Uhr haben sie auf einer wöchentlich wechselnden Karte vier Speisen zur Wahl – vegan, vegetarisch, mit Fleisch oder Fisch, vorher eine Suppe, und danach ein Dessert: alles zusammen um 12,50 Euro. "Unsere Preise sind fair". Wer mittags oder abends hier essen möchte, sollte trotz der 24 Plätze draußen und 52 Plätze innen reservieren.
Lavendel-Limonade schmeckt nach Südfrankreich
Fabian hat Philosophie studiert (und abgeschlossen) und verantwortet nun den Service und die Drinks im Aspic. (Heißer Tipp: Seine Honig-Lavendel-Limonade (0,5l um 4,90) und seine (französische/österreichische) Weinbegleitung, ihm kann man vertrauen – für jedes Gericht die ideale Begleitung. Koch Dominik hat eine Ausbildung zum Zuckerbäcker gemacht und kocht nun "frech und ehrlich" im Aspic. Hier verwandelt er beispielsweise Tofu in Schaum und zaubert damit ein Mangoldgericht (Mangold, Safran, Rosinen, Pinienkerne, Tofu), das man so schnell nicht vergisst (7,50 Euro, Tipp!)
Im Sommer stehen um die 12 Speisen auf der Karte, im Winter sind es etwas weniger, da die heimischen Gärten und Wälder dann nicht mehr ganz so üppig gefüllt sind. Mindestens neun Gerichte sind es aber immer, die Hälfte ist vegan oder vegetarisch. Der Bestseller ist der geräucherte Bachsaibling an Erdäpfelpüree mit Kaviar und Sauerrahm um 8,50 Euro. Auch den Schweinebauch mit Kimchi Beilage (7,20 Euro) muss man probiert haben.