Wien
Vertraue ihm, er ist Arzt: Wien bekommt OP-Roboter
Zwei Millionen Euro kostet ein OP-Roboter, er soll Vorteile für Arzt und Patient bringen. Der erste Eingriff mit Roboter-Hilfe steht im April an.
"Der Fortschritt in der Medizin schreitet rasch voran und damit auch die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für die Patienten", fasst Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zusammen. Am Donnerstag wurde erstmals ein "da Vinci OP-Roboter" im Technischen Museum präsentiert – sechs davon kommen schon bald in den Wiener Kliniken zum Einsatz.
Chirurgen bedienen eine Konsole
Immer mehr chirurgische Eingriffe sind heute minimalinvasiv möglich, auch bekannt als Schlüsselloch-Chirurgie. Dabei wird mittels Kamera und Instrumenten operiert, die über kleine Hautschnitte in den Körper eingebracht werden. Die roboter-assistierten Systeme sollen Vorteile für Operateure und Patienten bringen. "Sie ermöglichen viel komplexere Manöver als mit klassischen Instrumenten", erklärt der Medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Michael Binder.
Auch werde das Zittern der Hände des Operateurs ausgeglichen. Nerven und Blutgefäße werden geschont und durch die kleinen Schnitte können nicht nur bessere kosmetische Ergebnisse erzielt, sondern auch die Schmerzen nach der Operation so gering wie möglich gehalten werden. Die Chirurgen stehen dann nicht mehr am OP-Tisch, sondern bedienen – mit Blick auf den Bildschirm – eine Konsole. Das dreidimensionale Bild liefert eine zehnfach vergrößerte Darstellung.
Sechs Geräte für Wiener Spitäler
Pro Roboter investiert die Stadt rund zwei Millionen Euro. Jeweils eine Klinik pro Region erhält ein Gerät, für das AKH gibt es zwei Stück. Für die Region Nord-Ost erhält die Klinik Donaustadt den Roboter, für die Region Süd die Klinik Favoriten und in der Region West geht der "da Vinci Xi" an die Klinik Ottakring. Für die Chirurgen des jeweiligen Partnerspitals der Region wird es Slots im OP geben, damit die Robotik von allen genutzt werden kann. Die sechs Geräte sollen in einem Zeitraum von vier Jahren abgerufen werden können. Der erste Eingriff an der Klinik Donaustadt steht bereits Mitte April am Plan.
Erste Schulungen bis Sommer abgeschlossen
In der Urologie wird der Roboter etwa bei der Prostataentfernung, bei Nierenbeckenplastiken, Blasenersatz-Operationen oder bei der Operation von Nierentumoren eingesetzt. Aber auch offene chirurgische Eingriffe können teilweise durch die neue Technologie ersetzt werden. "Dadurch sind die Eingriffe weniger belastend für die Patienten und die Genesungsphase kann verkürzt werden. Der Blutverlust ist bei kleinen Hautschnitten geringer und die Ergebnisse sind mitunter präziser als bisher", erklärt der Leiter der Urologie und Andrologie der Klinik Donaustadt, Martin Marszalek.
Die roboter-unterstützte Chirurgie sei zudem einfacher zu erlernen. Für junge Chirurgen bedeute das, dass sie rascher direkt an den Patienten arbeiten können. Rund zwei Monate wird am Simulator trainiert. Danach wird an Gewebe geprobt und abschließend werden unter Anleitung von sogenannten Proktoren Operationen durchgeführt. Bis zum Sommer soll die erste Schulungsphase in den Kliniken des Wiener Gesundheitsverbunds abgeschlossen sein.