Gesundheit

Nicht versichert: Patienten auf der Straße "gedumpt"

Im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" weht auch in Spitälern ein anderer Wind. Dass Patienten auf der Straße landen, sorgt jetzt doch für Empörung.

Maria Ratzinger
Auf der Straße abgelegt: Wer in den USA keine Krankenversicherung hat oder glaubhaft machen kann, dass die nötigen Mittel vorhanden sind, um die Rechnung zu bezahlen, kann selbst bei einem Notfall auf der Straße landen.
Auf der Straße abgelegt: Wer in den USA keine Krankenversicherung hat oder glaubhaft machen kann, dass die nötigen Mittel vorhanden sind, um die Rechnung zu bezahlen, kann selbst bei einem Notfall auf der Straße landen.
WAVE News - Louisville, KY / Screenshot YouTube

Krankenversicherungen sind in den USA keine Pflichtversicherung und auch Arbeitgeber sind nicht zur Versicherung ihrer Arbeitnehmer verpflichtet. Die hohen Kosten für die Krankenversicherung können sich allerdings Arbeitnehmer mit Mindestlohn nicht leisten. 45,7 Millionen US-Amerikaner sind deswegen ohne Krankenversicherung.

"Aus der Notaufnahme geschmissen"

Der Anruf eines Spitalsmitarbeiters eines Krankenhauses in Louisville (Bundesstaat Kentucky), der über den Hinauswurf einer alten Dame ein News-Team von "WAVE News" anrief, setzte jetzt eine Welle der Empörung in Gang. Die Pensionistin wurde auf dem Gehweg vor dem Krankenhaus - aus dem Rollstuhl - einfach auf die Straße vom Security-Dienst "abgelegt". Mit einer Decke über dem Kopf und den Habseligkeiten in einem Plastiksack daneben, lag sie bei Dezemberwetter im Freien.

Dass sei kein Einzelfall, so Perry Layne vom Obdachlosheim "Wayside Christian Mission". Obwohl die Mission keine ärztliche Betreuung anbieten könne, werden regelmäßig Personen ohne Krankenversicherung vor ihren Türen abgeladen, weil es laut Krankenhaus "nicht genug Ressourcen" gibt. Viele seien "gelähmt, die können gar nicht gehen", erzählt Layne im Interview mit "WAVE News".

Eine Security-Mitarbeiterin, die sich bei der Krankenhausleitung über die Zustände beschwerte, wurden gekündigt.

Keine Krankenversicherung: Rauswurf

"Der Arzt hat mir gesagt, ich soll gehen", erzählt eine andere Dame mit Rollator, die an der Lungenkrankheit COPD leidet und wegen Atembeschwerden in die Ambulanz des Krankenhauses kam. Da sie obdachlos ist, wurde ihr die Behandlung verwehrt.

Das Krankenhaus Norton Healthcare antwortete nach Bitte um Stellungnahme: "Um die Privatsphäre unserer Patienten zu schützen, dürfen wir darüber nicht sprechen. Es gibt aber Details, die von der Familie [des Patienten, Anm.] nicht erwähnt wurden." Das Universitätsspital von Louisville gibt sich hingegen kryptisch: "Auf den Aufnahmen ist nicht erkennbar, ob es sich wirklich um unsere Patienten handelt."

"Anti-Rausschmiss-Gesetz"

Seit 1986 gilt in den USA das bundesweite "Anti-Dumping-Law", also das "Anti-Rausschmiss-Gesetz" für Spitäler, wenn ein medizinischer Notfall vorliegt. Obwohl in der Vergangenheit Krankhäuser in Millionenhöhe verklagt wurden, scheint es für diese lukrativer zu sein, Menschen auf die Straße zu setzen. Allerdings manchmal auch nachdem die Betroffenen durch die fehlende Behandlung bereits verstorben waren und die Familien klagten.

Beispielsweise wurde in einem Fall ein Mann in einem Krankenhaus in Lexington nicht behandelt, obwohl er einen Herzinfarkt hatte. Die fehlende Akutbehandlung bezahlte er mit seinem Leben.

In den USA (Spital-)Alltag

Immer wieder tauchen Berichte über den Rausschmiss von Patienten ohne Versicherung auf. Werden die Rauswürfe von Passanten per Handy-Video dokumentiert, landen sie oft im Netz und setzen eine Online-Empörungswelle in Gang. Geändert hat sich jedoch an der Praxis der Spitäler nicht viel. 

An der Unterhaltung teilnehmen