Gesundheit

Hier müssen Retuschen ab sofort gekennzeichnet werden

Influencer und Werbetreibende in Norwegen müssen fortan explizit kennzeichnen, wenn das Aussehen von Personen in Werbeanzeigen verändert wurde.

Sabine Primes
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Wer Bilder retuschiert, aber nicht kennzeichnet, riskiert eine Strafe. 
Wer Bilder retuschiert, aber nicht kennzeichnet, riskiert eine Strafe. 
Getty Images

Seit der Erfindung des Fotoapparats streben wir nach dem perfekten Bild. Diesen Drang macht sich die Werbung geschickt zunutze, indem sie Produkte mit dem Wunsch nach Perfektion verknüpft und mit diesem Streben nach Makellosigkeit enorm viel Geld verdient. Dabei sollte eine Sache klar sein: Alle – oder sagen wir nahezu alle – Bilder, die wir tagtäglich im Fernsehen, in der Zeitschrift oder im Internet sehen, sind bearbeitet. Niemand ist so perfekt, wie es uns die Werbung oder Influencer*innen glauben machen wollen. Wer psychisch nicht stark genug ist, dem künstlich erzeugten Druck nach Perfektion zu widerstehen, läuft Gefahr, sich darin zu verlieren. Ess- und Wahrnehmungsstörungen des Selbstbildes können die Folgen sein. Besonders junge Menschen, die heute mit dem Internet aufwachsen, sind gefährdet.

Kennzeichnungspflicht seit 1. Juli

Norwegen hat dem Retuschen-Wahnsinn nun einen Riegel vorgeschoben. Seit 1. Juli 2022 müssen retuschierte und anderweitig manipulierte Bilder in bezahlter Werbung mit einem runden, einheitlichen Hinweis versehen werden. Dazu gehören Körperform, Größe und Haut, zum Beispiel Veränderungen der Gesichtsform, breitere Schultern und schmalere Hüften. Die Maßnahme soll dazu beitragen, die Verbraucher dafür zu sensibilisieren, dass Menschen in der Werbung nicht immer so dargestellt werden, wie sie in Wirklichkeit aussehen. Letztlich geht es darum, weniger idealisierte Körper in der Werbung abzubilden und damit vor allem jüngere Menschen zu schützen.

Dieser grafische Hinweis steht für die Bearbeitung eines Bildes. 
Dieser grafische Hinweis steht für die Bearbeitung eines Bildes. 
www.regjeringen.no

Traditionelle und Soziale Medien

"Endlich bekommen wir eine wirksame Maßnahme gegen ungesunden Körperdruck, dem vor allem Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind", sagte die norwegische Ministerin für Kinder und Familien, Kjersti Toppe. Die Kennzeichnungspflicht gilt für alle traditionellen und sozialen Medien sowie ausdrücklich für Influencer und andere Personen, die Werbung im Internet und in sozialen Medien posten. Wer sich nicht daran hält, dem droht ein Bußgeld. Der Hinweis sollte etwa sieben Prozent der Bildfläche ausmachen und gut sichtbar in der linken oberen Ecke der Anzeige platziert werden. Verantwortlich gemacht werden können sowohl diejenigen, die die Werbung erstellt haben, als auch die Werbetreibenden, die damit Geld verdienen wollen.