Hier lernen Kinder "die digitale Welt von morgen"

Lernapps gibt es viele, doch eine scheint derzeit alle anderen zu überholen: Edurino. Mit ihr sollen bereits Kindergartenkinder spielerisch das Rechnen, Lesen und Englisch lernen - allerdings in erster Linie auch den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien.

Die Idee dazu hatten Irene Klemm und Franziska Meyer in der Pandemie-Zeit. Prompt setzen die beiden deutschen Start-up-Gründerinnen diese in die Realität um und entwickelten die Lernapp gemeinsamt mit Pädagoginnen. Innerhalb von nur einem Jahr verkauften sie über 100.000 Produkte an Familien und ihre Lernapp ist in über 160 Bildungseinrichtungen für den digitalen Vorschulunterricht im Einsatz. Mittlerweile sind es über eine halbe Million verkaufte Produkte und über 1000 Bildungseinrichtungen, darunter Kindergärten, Schulen, Bibliotheken und Logopädie-Praxen.

Dennoch besteht bei vielen Eltern weiterhin eine gewisse Skepsis gegenüber dieser und anderen Lernapps. Die Angst vor einem ungesunden Bildschirmkonsum, Isolation und heranwachsenden Couchpotatoes ist groß. Die Mitbegründerin Irene Klemm stand "Heute" Rede und Antwort.

"Heute": Was war der Anlass für die Gründung von Edurino?

Irene Klemm: In vielen Bildungseinrichtungen geht heute der Spaß am Lernen verloren und es werden dort schon lange nicht mehr alle Kompetenzen geschult, die wir für die digitale Welt von morgen benötigen. So haben meine Mitgründerin Franziska und ich uns dazu entschlossen, etwas für die Bildung der nachkommenden Generationen zu tun und dort anzufangen, wo der Lernweg beginnt: im Kindergartenalter. Wir sind der Überzeugung, dass Bildung eine der wichtigsten Investitionen im Leben ist. Mit Edurino wollen wir etwas Nachhaltiges und Sinnvolles in die Welt bringen, das einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft hat.

Hängt der Nachwuchs nicht noch früh genug vor dem Bildschirm?

In der heutigen Zeit sind digitale Medien omnipräsent, und es ist wichtig, dass Kinder frühzeitig einen verantwortungsbewussten Umgang damit erlernen. Edurino dient nicht nur der Vermittlung von Lerninhalten, sondern fördert Schlüsselkompetenzen wie Kreativität, soziale Intelligenz und logisches Denken sowie einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien. Wir wollen Kindern gleich zu Beginn ihrer Bildungsreise die wichtigsten Werkzeuge an die Hand geben, die ihnen helfen, sich in der digitalen Welt von morgen zurechtzufinden, anstatt passiv vor dem Bildschirm zu konsumieren.

Die Diskussionen über die Bildschirmzeit bei Kindern geht rauf und runter – wird diese Bildschirmzeit durch Edurino nicht noch gefördert?

Wir verfolgen das Ziel, die bereits vorhandene Bildschirmzeit sinnvoll zu nutzen, anstelle sie zu fördern. Laut unserer im Mai 2023 durchgeführten Studie zur Mediennutzung bei jungen Familien in Deutschland besitzen bereits die Hälfte der Vorschulkinder ein eigenes Tablet oder Smartphone. Fast 40 Prozent dieser Kinder haben täglich 15 bis 30 Minuten Bildschirmzeit, während 44 Prozent ein tägliches Limit von 60 Minuten haben.

Für 18 Prozent gibt es so gut wie kein Limit. Diese Realität unterstreicht die Relevanz und die Gelegenheit, die Bildschirmzeit der Kinder durch pädagogisch wertvolle Inhalte zu bereichern. Edurino möchte dazu beitragen, diese Zeit mit sinnvollen und fördernden Inhalten zu gestalten. Die Bildschirmzeit der Kinder sollte von Eltern nicht verteufelt, sondern viel mehr als eine Chance gesehen werden, um ihnen sinnvolle und förderliche Inhalte zu vermitteln.

Oft wird in Bezug auf Bildschirme, Smartphones und Videospiele auch immer die dadurch möglicherweise geförderte Isolation und die Förderung von sogenannten Coachpotatoes kritisiert. Könnte diesbezüglich nicht auch eine Gefahr von Edurino als "Einsteiger"-App ausgehen?

Unsere hybride Lern-App ist so gestaltet, dass sie nicht nur von Kindern allein gespielt werden kann, sondern auch eine gemeinsame interaktive Lernerfahrung mit Eltern und Erziehern fördern kann. Durch die Integration von pädagogisch wertvollen Inhalte und haptischen Elementen möchten wir sicherstellen, dass Kinder von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren, ohne dass dies ihre soziale Interaktion und körperliche Aktivität beeinträchtigt.

Warum wurde es kein spielerisches Lernen abseits des Bildschirms?

Unsere Mission ist es, digitales Lernen für Kinder greifbar zu machen. Mit unseren haptischen Figuren und dem Eingabestift schaffen wir eine einzigartige Brücke dieser beiden Welten.

Was genau sollen Kinder durch Edurino über die digitale Welt lernen – außer, wie man wischt und tippt?

Durch Edurino lernen Kinder weit mehr als nur das Wischen und Tippen auf einem Bildschirm. Unsere Lern-App wurde entwickelt, um eine umfassende digitale Bildung zu fördern und dabei neben den klassischen Fachkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen auch die wichtigsten Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln. So lernen Kinder beispielsweise mithilfe der Lernfigur Leo, Emotionen zu identifizieren, auszudrücken und mit ihnen umzugehen. Die Lernfigur Ari zielt darauf ab, das Körperbewusstsein der Kinder zu fördern. Sie erfahren spielerisch, wie der Körper funktioniert, entwickeln Verständnis für Gesundheit und lernen, wie wichtig es ist, sich um ihren eigenen Körper zu kümmern. Mit Asa vermitteln wir Themen wie heimische Tiere, Pflanzen, Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Die Lernabenteuer von Luka und Juki fördern hingegen kognitive Fähigkeiten wie logisches Denken, Problemlösungsfähigkeiten und kreatives Denken.

Es gibt auch andere Lernapps, die ohne zusätzlich Tools funktionieren. Warum ist das keine Konkurrenz für Edurino oder doch?

Im Gegensatz zu rein digitalen Lernapps fördert Edurino nicht nur die kognitiven Fähigkeiten, sondern setzt auch auf die Entwicklung der Feinmotorik durch die physische Interaktion mit dem ergonomischen Eingabestift. Hierin liegen unser Unterschied und unser Beitrag dazu, Lernen nicht nur effektiv, sondern auch spielerisch, sinnlich und erlebnisreich zu gestalten. Darüber hinaus wollen wir junge Familien bei der Medienerziehung unterstützen. Eltern können bei Edurino in einem gesicherten Elternbereich die Länge der jeweiligen Spielsession festlegen und die Lernfortschritte der Kinder einsehen.

Während sich die Lernreise der Edurino Spiele individuell an das Tempo und Alter des Kindes anpasst, kann jedes Kind gemäß seinen Stärken und Entwicklungsbereiche gefördert werden. Um Kinder auf das Ende der Bildschirmzeit vorzubereiten und Diskussionen mit den Eltern vorzubeugen, wird die Hauptfigur "Rino" in der App zum Spielzeitende müde und legt sich schlafen, was Kindern intuitiv das Ende der Spielsession verstehen lässt.

Sie launchen regelmäßig neue Tools und Figuren, mittlerweile gibt es 12 verschiedenen Figuren. Was kommt als Nächstes?

Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren die erste personalisierte Lernplattform für Kinder weltweit zu werden. Diese Vision treibt uns an, ständig neue Tools und Figuren zu entwickeln, um die Lernlandschaft für Kinder noch ansprechender und effektiver zu gestalten. Durch die intensive Zusammenarbeit mit Eltern, Erziehern und vor allem unseren Nutzern möchten wir unsere Plattform kontinuierlich verbessern und an die sich wandelnden Anforderungen anpassen. Ganz neu sind jetzt Pinguin Ollie, der auf die Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration abzielt, und das Pferd Alex, das Kindern ein erstes Verständnis von Zeit vermittelt. Darüber hinaus werden wir zu unseren bestehenden Lernfiguren Waschbär Asa, Hund Luca und Leopard Leo neue Lernwelten anbieten. Wir planen auch weitere Funktionen einzuführen, die es den Kindern ermöglichen, noch mehr über verschiedene Themen zu lernen und ihre Fähigkeiten zu vertiefen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, Eltern weitere Tools an die Hand zu geben, um die Entwicklung ihrer Kinder bestmöglich zu unterstützen und sie aktiv in den Lernprozess einzubeziehen.