Entwicklung
Schadet Bildschirmzeit Kindern weniger als gedacht?
Forschende haben erneut untersucht, ob sich die Zeit am Handy, Tablet oder vor dem Fernseher negativ auf die Entwicklung von Kindern auswirkt.
Kein Bildschirm unter drei Jahren, von sechs bis neun Jahren maximal eine Stunde pro Tag – Empfehlungen zur Mediennutzung wie diese begleiten alle Eltern mittlerweile durch ihren Erziehungsalltag. Seit vielen Jahren diskutieren Forschung und besorgte Erziehungsberechtigte über mögliche Entwicklungsschäden durch Bildschirmmedien.
In der Regel geht man davon aus, dass sich Bildschirmmedien negativ auf die Gehirnentwicklung auswirken – vor allem im Kleinkindalter. Darauf weist mittlerweile eine ganze Fülle an repräsentativen Studien hin.
Allerdings lässt sich die Mehrheit der Studien, die zu dem Thema bereits publiziert wurden, nicht immer auf die Allgemeinheit übertragen. Sie konzentrieren sich oft auf Personen, die bereits im Vorfeld das Internet problematisch genutzt haben oder unter Problemen leiden, die mit einer dysregulierten Nutzung in Verbindung stehen.
Größte Langzeitstudie der USA
Nun sind Forschende der Oxford Universität jedoch zu einer neuen Erkenntnis gekommen: "Es gibt keine Beweise dafür, dass sich die Zeit vor dem Bildschirm negativ auf die kognitive Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern auswirkt", heißt es in einer Aussendung.
Das Oxford Internet Institute hat für seine Untersuchung den Datensatz aus der ABCD-Studie (Adolescent Brain Cognitive Development) verwendet. Sie zählt zu den größten Langzeitstudien der USA und widmet sich Gesundheit und Gehirnentwicklung von über 12.000 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Anhand dieser Daten untersuchten die Forschenden des Oxford Internet Institute, wie sich die Nutzung digitaler Medien auf die Gehirnentwicklung und das Wohlbefinden auswirkt. Alle Teilnehmenden der Studie absolvierten unter anderem eine zweistündige MRT-Sitzung und füllten einen Selbsteinschätzungsbogen über ihren Bildschirmkonsum aus. Zudem wurde die mentale Gesundheit erfasst, indem Bezugspersonen befragt wurden. Die Studie erstreckte sich über einen Zeitraum von über zwei Jahren.
Auch wenn die ABCD-Studie repräsentativ ist und für eine breite US-Bevölkerung steht, darf auch hier ein wichtiger Hinweis nicht fehlen: Die Forschenden aus Oxford haben lediglich mit Neun- bis Elfjährigen gearbeitet und somit den Einfluss auf die späte Kindheit untersucht.
Kein grenzenloser Medienkonsum
Die Forschenden kamen zu dem Schluss, dass Bedenken zu allgemeinen negativen Auswirkungen durch Smartphone, Tablet, Computer und Co. nicht bestätigt werden konnten. Allerdings sollte diese Ergebnis nicht zum grenzenlosen Medienkonsum auffordern. Es sei weiterhin wichtig, darüber zu sprechen, wie Bildschirmmedien in der Kindheit genutzt werden sollten, und es brauche auch weiterhin Begleitung beim Konsumieren von Medien, so die Forschenden.