Politik
"Hexenverbrennung" – Kogler-Aussage erhitzt die Gemüter
Knatsch mit dem türkisen Regierungspartner – und jetzt bringt Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) auch noch die Katholische Kirche gegen sich auf.
Seit Monaten kriselt es in der türkis-grünen Bundesregierung. Vom Bundesstaatsanwalt bis zum Klimaschutzgesetz warten nach der Sommerpause noch einige Brocken auf die Koalition. Ob diese erfolgreich in Angriff genommen werden, ist unklar. Der anlaufende Frühwahlkampf macht Reformen schwierig. Die Gräben zwischen den beiden Parteien sind tief. Und als ob das noch nicht genug wäre, macht sich Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) mit einer Aussage auch bei der Katholischen Kirche unbeliebt.
Hexenverbrennungen für die Kirche normal?
Auf eine Aussage der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) angesprochen, die meinte, es wäre "in einer Zeit, in der die politischen Ränder zunehmend radikaler werden" nahezu verpönt, "der schweigenden Mehrheit der normaldenkenden Menschen eine kräftige Stimme" zu geben, meinte Kogler im Interview mit dem "profil", eine solche Begriffswahl sei "brandgefährlich".
"Denn was die Norm ist, ist zeitabhängig. Die Kirche fand es einmal normal, Frauen zu verbrennen. Daher weiß ich nicht, wo der Unsinn mit dem 'normal' hinführen soll", so der grüne Vizekanzler – und setzte sich damit prompt selbst mitten in die katholischen Nesseln.
"Kogler soll sich vorher einlesen"
Hexenverbrennungen seien für die Kirche nie "normal" gewesen, meldet sich der prominente Wiener Theologe und Arzt Johannes Huber via Aussendung zu Wort. Die Geschichtsforschung hätte längst belegt, "dass Hexenverbrennungen eher durch den Druck der Bevölkerung entstanden sind, die sich Andersdenkender oder Konkurrenten entledigen wollten", so der Experte. "Die Kirche lehnte das ab und versuchte es zu verhindern. Bezeichnender Weise gab es im gesamten Kirchenstaat keine einzige Hinrichtung wegen Hexerei."
"Wenn Kogler schon mit der Kirche argumentiert, sollte er sich wenigstens vorher einlesen", feuert Huber eine volle Breitseite gegen den Vizekanzler. Ein besseres Beispiel wäre der Kulturwandel der Grünen im Zusammenhang mit Pädophilie gewesen. "Die deutschen Grünen forderten in den 1970er-Jahren dafür noch Straffreiheit."