Bis dato unheilbar

Heilung von Herpes – neue Therapie gibt Hoffnung

Einmal infiziert, trägt man das Herpesvirus lebenslang in sich, denn Heilung gibt es keine. Eine neue Therapie konnte es aus dem Körper eliminieren.

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Heilung von Herpes – neue Therapie gibt Hoffnung
Hat man einen Herpesausbruch, entstehen viele kleine Bläschen mit Virenflüssigkeit.
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Eine revolutionäre neue Behandlung könnte die schmerzhaften Bläschen, die bei einem Herpesausbruch im Mund oder in der Nähe der Genitalien entstehen, für immer beseitigen. Einmal infiziert, bleibt das Virus ein Leben lang im Körper und schlummert in den Nervenzellen. Ist das Immunsystem geschwächt, werden sie wieder aktiv und verursachen einen erneuten Ausbruch.

Bis dato gibt es keine Heilung, aber Forscher am Fred Hutchinson Cancer Center haben einen großen Schritt getan, um diese Viren gänzlich aus dem Körper zu verbannen. In einer neuen Studie berichten die Wissenschaftler über positive Ergebnisse einer experimentellen Gentherapie, die bis zu 97 Prozent der Herpesvirusinfektionen bei Mäusen beseitigte. Die Therapie funktioniert durch die Injektion von Gen-Editing-Molekülen in den Blutkreislauf, die den DNA-Code des Herpes, der sich in den Nervenknoten versteckt, aufspüren und zerstören können.

Herpes ist eine Infektionskrankheit mit dem Herpes-simplex-Virus. Davon gibt es zwei Varianten: HSV-1 (verursacht Bläschen vor allem im Mundbereich, besonders an den Lippen) und HSV-2 (verursacht Genitalbläschen). Es können aber auch Bläschen in den Augen, an der Scheide, dem Penis oder im Mund auftreten. Sogar das Gehirn kann das Virus infizieren. Verwandt mit Herpes ist die Gürtelrose. Sie wird durch das Varicella-zoster-Virus (VZV) aus der Familie der Herpes-Viren ausgelöst.
Einmal infiziert, bleibt das Virus lebenslang im Körper und "schlafen" in den Nervenknoten. Sie können nach Jahren reaktiviert werden – etwa, wenn das Immunsystem durch eine Erkältung oder Stress geschwächt wird.
Solange die Bläschen da sind, sollte der Erkrankte verhindern, dass Mitmenschen mit der betreffenden Körperstelle in Berührung kommen, da hochansteckend.

"Herpes ist sehr heimtückisch. Er versteckt sich zwischen Nervenzellen und erwacht dann wieder und verursacht schmerzhafte Hautblasen", sagt Dr. Keith Jerome, Professor in der Abteilung für Impfstoffe und Infektionskrankheiten bei Fred Hutch. "Unser Ziel ist es, Menschen von dieser Infektion zu heilen, damit sie nicht mit der Sorge leben müssen, dass sie ausbricht oder auf andere Menschen übertragen wird."

HSV-1 und HSV-2

Die meisten Menschen sind mit mindestens einem der beiden wichtigsten Herpesviren, HSV-1 und HSV-2, in Kontakt gekommen. HSV-1 ist jenes Virus, das Fieberbläschen im Mundbereich verursacht und häufig durch oralen Kontakt übertragen wird. Weitaus weniger Menschen tragen den Typus HSV-2 in sich, der schmerzhaften Genitalherpes auslöst. Dieser Typus wird in der Regel durch sexuelle Übertragung übertragen.

Obwohl Herpesinfektionen in der Regel eher ein gelegentliches Ärgernis als eine ernsthafte Gesundheitsbedrohung darstellen, können sie ernste Folgen haben. HSV-2 erhöht das Risiko einer Ansteckung mit HIV. Einige Untersuchungen haben auch einen Zusammenhang zwischen HSV-1 und einem erhöhten Risiko für Demenz im späteren Leben hergestellt. Leider gibt es auch ein soziales Stigma, das Patienten mit Herpes umgibt, sowie den Stress, dass die Ausbrüche irgendwann wiederkommen.

Behandlung ja, Heilung nein

Vorhandene antivirale Medikamente können helfen, Herpesausbrüche zu reduzieren und sie schneller zum Abklingen zu bringen. Beseitigen können sich die Viren aber nicht gänzlich. Das liegt daran, dass Herpes ein sogenanntes latentes oder persistentes Virus ist. Seine DNA kann sich in das Genom (Erbgut) der menschlichen Nervenzellen, die es infiziert, einnisten, dort lebenslang bleiben und zufällig reaktiviert werden.

Therapie "zerschnipselt" Herpes-DNA

Die neue Gentherapie zielt darauf ab, mit molekularen Werkzeugen die Herpes-DNA auf hochpräzise Weise aus den Nervenzellen zu entfernen. Und so funktioniert es: Die Forscher injizierten eine Mischung von Genbearbeitungskomponenten, die in einer modifizierten Virushülle verpackt waren, in die Blutbahn. Diese Virushülle, ein sogenannter Vektor, kann in Zellen eindringen und ihre Ladung ablegen. Die Ladung enthält Gene Editing-Enzyme, sogenannte Meganukleasen, die wie eine Schere wirken. Sobald die Vektoren die Nervenzellen erreichen, die die latenten Herpesviren beherbergen, "schnippelt" die Schere an zwei verschiedenen Stellen im genetischen Code der Herpesviren und zerschneiden ihn so stark, dass er irreparabel geschädigt wird. Der Körper erkennt die kaputten DNA-Schnipsel als Fremdkörper und zerstört sie.

Über 90 Prozent der Viren eliminiert

Bei Mäusen, die mit dem HSV-1-Stamm infiziert waren, eliminierte eine einzige Behandlung mit der Gentherapie nach etwa einem Monat über 90 Prozent des Virus aus den Nerven, die an oralem Herpes beteiligt sind, und 97 Prozent aus denen, die mit Genitalherpes in Verbindung stehen. Noch besser ist, dass sie auch die Menge der infektiösen Viruspartikel, die von den Nerven ausgeschieden werden, drastisch reduzierte, was entscheidend ist, um die Übertragung des Virus auf eine andere Person durch Hautkontakt zu verhindern. Das Team arbeitet auch daran, es für HSV-2-Infektionen anzupassen. Dennoch sind sie begeistert, dass nach jahrzehntelangen erfolglosen Bemühungen ein Heilmittel in Sicht sein könnte.

red
Akt.
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