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"Geht um jede Minute" – Heeres-Offizier zu Beben-Horror
Die Zahl der Erdbeben-Toten in Syrien und der Türkei steigt unaufhaltsam weiter. Das Bundesheer ist bereits vor Ort, die Lage ist katastrophal.
Die Zahl der Toten bei dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien ist nach Behördenangaben auf mehr als 8.100 gestiegen. Rund 40.000 Menschen seien verletzt worden, heißt es Mittwochfrüh. Auch mindestens zwei Österreicher wurden tot in den Trümmern in der südanatolischen Provinz Kahramanmaraş geborgen.
Insgesamt 83 Soldaten des AFDUR-Kontingents des Österreichischen Bundesheer sind Dienstagabend zum Hilfseinsatz in das Erdbebengebiet in die Türkei geflogen. An Bord befinden sich neben den Soldaten auch insgesamt sechs Rettungshunde samt Hundeführer der Feuerwehr sowie Bergretter. Um 19 Uhr startete ihre Reise vom Flughafen Schwechat, Mittwochfrüh traf die Truppe dann in der Provinz Hatay ein.
Oberstleutnant Pierre Kugelweis gehört zur Vorhut des Einsatzes. Er war als einer der ersten vor Ort und hat mit den Behörden und der Bevölkerung den nachfolgenden Einsatz koordiniert. Sofort nach dem Eintreffen der gesamten Austro-Mannschaft soll es losgehen: "Die ersten 100 Stunden sind entscheidend, deswegen geht es hier um jede Minute", schildert der Offizier die Dringlichkeit im Ö1-Morgenjournal.
Schon sein Flug mit der C-130 "Hercules" sei von Störungen geprägt gewesen, weil der Zielflughafen in der Türkei heillos überlastet war. Der Weg nach Hatay selbst sei gut gewesen, doch in den Städten bot sich ihm ein "katastrophales Bild". Straßen seien von Trümmern verlegt oder "durch das Erdbeben um Meter verschoben" gewesen. Überall eingestürzte Häuser, und zwischen den Ruinen unzählige Menschen, die sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt um notdürftig entfachte Feuer versammeln.
"Die Infrastruktur ist zusammengebrochen", so Kugelweis weiter. Den Weg in die Region hätte das Heeres-Team in völliger Dunkelheit zurückgelegt, die gesamte Gegend erlebt seit dem Beben einen Blackout. Deswegen sei es wichtig, dass die AFDUR-Mission völlig autark sei. Alles Notwendige mussten die Österreicher auch selbst mitbringen.
"Die Hunde sind das Herzstück der Mission", aber das Team werde auch durch Notärzte und einen Psychologen ergänzt. Die nächsten zehn Tage werden auch für die Österreicher hart. "Wir werden sehr wenig schlafen und die nächsten Tage kaum zur Ruhe kommen". Gerade die Rettungs- und Bergungsmannschaften bräuchten aber Ruhephasen. "Die schlafen dann in Zelten", schildert der Offizier – aus Gefahr weiterer Erdstöße.
Über die AFDRU-Einheit
Die AFDRU ist das Katastrophenhilfeelement für "Urban Search and Rescue" (USAR) des Österreichischen Bundesheeres. AFDRU wurde, aufgrund der bei internationalen Katastrophenhilfeeinsätzen im In- und Ausland gesammelten Erfahrungen, 1990 aus der Taufe gehoben und war seit 1997 bereits an vielen Einsätzen direkt und indirekt beteiligt. Das Kontingent besteht aus einem Führungs-, einem Versorgungs- und einem Einsatzelement.
Aufgestellt wird AFDRU erst im Anlassfall aus Freiwilligen des Aktiv- und Milizstandes und wird bei Bedarf durch zivile Spezialisten, wie zum Beispiel Rettungshundeführer, ergänzt. Die Verantwortung für die Aufstellung und Formierung von AFDRU liegt beim Kommando der ABC-Abwehrschule in Korneuburg.